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Der Typ 650

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Der Typ 650
Auto Union, BMW, Awtowelo – die Geschichte eines rätselhaften Rennwagens

Der Rennwagen Awtowelo Typ 650 (der „SOKOL“ 650 zu deutsch „Falke“) entstand im Reparationsauftrag für die UdSSR zwischen 1949 und 1952. Obwohl das Projekt protegiert wurde von Wasilij Stalin, dem jüngsten Sohn des damaligen allmächtigen Diktators in Russland, hat er nie ein Rennen bestritten und blieb weithin unbekannt.

Wer lancierte den Auftrag, welchen Sinn ergab ein Rennwagen als Reparationsauftrag, welche Techniker und Konstrukteure waren hier am Werk, wie kamen sie auf das Konzept des Mittelmotorwagens und was hatte BMW damit zu tun? Welche Leistung hatte das Triebwerk, sind die Wagen doch gefahren worden und wenn ja, wo, wann und von wem?

Tatsächlich sind zwei komplette Rennautos gebaut worden. Sie kamen nach Russland, einer später auch nach England. Heute sind beide wieder in Deutschland. Ihre Wege waren verschlungen und sie sind auch heute noch streckenweise im Dunklen verborgen.

Dies ist die Geschichte des Rennwagens Awtowelo Audi Typ 650: die technische Konzeption des Wagens, seine Entwicklung, Konstruktion, Fertigstellung, sein kurzer Fahreinsatz, sogar ein Filmauftritt und letztendlich sein „In-Vergessenheit-geraten“. Fragmente eines der beiden Fahrzeuge befanden sich jahrelang im Besitz der Kustodie der TU Dresden und harrten dort einer Restaurierung. Studenten und Ingenieuren der Westsächsischen Hochschule Zwickau ist inzwischen eine Rekonstruktion gelungen, die im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz bewahrt wird. Im PS.Speicher, der Erlebnisausstellung der Kulturstiftung Kornhaus in Einbeck, wird der andere der beiden Wagen ab 2015 zu besichtigen sein.

Prof. Dr. Peter Kirchberg geht auf eine ebenso spannende wie bewegende Zeitreise des Rennwagens Awtowelo 650 und schildert seine aufwendige und liebevolle Rekonstruktion. Mit Beiträgen von Jens Conrad, Eberhard Kreßner, Detlef Neumann und Roland Reißig.

Buchinformationen:

  • Peter Kirchberg
  • Der Typ 650 - Auto Union, BMW, Awtowelo – die Geschichte eines rätselhaften Rennwagens
  • 152 Seiten, 69 Farbfotos, 60 s/w-Fotos, 12 farbige Abbildungen, 13 s/w-Abbildungen
  • 219 mm x 287 mm, gebunden mit Schutzumschlag
  • € 29.90 / € 30.80 (A) / sFr 40.90 (CH)
  • ISBN 978-3-7688-3876-4

Kommentar:

Peter Kirchberg, Kenner der sächsischen und DDR-Automobilindustrie, hat mit diesem Band ein weithin unbekanntes, doch nicht minder spannendes Kapitel deutsch-deutscher und deutsch-sowjetischer Nachkriegsgeschichte rekonstruiert.

Zwar eröffnet Kirchberg das Buch kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, namentlich in Schilderung des letzten Grand-Prix am 03.09.1939 in Belgrad, an dem lediglich fünf Fahrzeuge teilnahmen - zwei Mercedes, zwei Auto Union und ein Bugatti - doch gelingt dies dem Autor außerordentlich spannend, so daß ein Weglegen des Buches bereits in dieser frühen Phase schwerfällt.

Ausgesprochen lesenswert sind die Schilderungen der Rolle der Automobilindustrie im Spannungsfeld zwischen den beinahe schon verzweifelt anmutenden Rennsportbemühungen im Kriegszustand und dem NS-Regime. An dieser Stelle macht sich das profunde Wissen Kirchbergs rund um die Auto Union besonders bezahlt. Dabei bereichern die zahlreichen Originalzitate aus Auto-Union-Aktennotizen in hohem Maße das Lesevergnügen.

Die Entwicklung des Typ 650, so der Autor, scheint die Fortführung der Auto-Union-Bemühungen um den Bau eines 1,5-Liter-Rennwagens zu sein, die die sächsische Rennwagenschmiede am 02.01.1944 durch einen Brand, dem der Prototyp zum Opfer fiel, jäh unterbrechen mußte, da nichts mehr Verwertbares übrigblieb.

Eindringlich geht die sowjetische Einflußnahme der Besatzer auf den Automobilbau in der sowjetisch besetzten Zone durch die Gründung und Etablierung sowjetischer Aktiengesellschaften und technischer Büros nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Zeilen hervor.

Ausführliche technische Schilderungen von Motor, Kraftübertragung, Fahrwerk und Karosserie sowie die Auflistung der technischen Daten am Ende des Buches, runden das Gesamtbild des Projekts Typ 650 ab.

Einer der beiden Wagen befindet sich in der Sammlung des PS.Speicher-Stifters Karl-Heinz Rehkopf aus Einbeck, der im Herbst 2015 das Fahrzeug der Öffentlichkeit zugänglich machen wird. Das andere Exemplar, ohne Karosserie und durch die TU Dresden rekonstruiert, stellt das Industriemuseum Chemnitz aus. Die Wege dieser beiden Fahrzeuge, respektive die Stationen derselben konnten recherchiert und im Buch abgebildet werden.

Wer sich für Motorsport abseits ausgetrampelter Pfade interessiert, darf hier getrost zugreifen! (mdr)