Doppelsieg - Der Rennfahrer und Verleger Paul Pietsch
Doppelsieg
Paul Pietsch, der Rennfahrer und Verleger
Als Rennfahrer jagte er von 1931 bis 1952 die besten Piloten dieser Zeit auf den Pisten zwischen Schweden und Tripolis. Nach dem Ende seiner Motorsport-Karriere wechselte er vom Cockpit in den Chefsessel des Verlegers. Dort machte er sich wieder auf die Jagd. Dieses Mal nach Zeitschriften und Büchern. Dies ist die Biografie des Paul Pietsch, Gründer von »Motorpresse« und »Motorbuch Verlag«.
Buchinformationen:
- Mike Riedner
- Doppelsieg - Paul Pietsch, der Rennfahrer und Verleger
- 240 Seiten, 380 Abbildungen
- 240 x 305 mm, gebunden
- Motorbuch-Verlag
- 49.90, sFr 82.00
- ISBN 978-3-613-03314-6
Kommentar:
Als ich das Buch zum ersten Male zwischen die Finger bekam, fragte ich mich, wer wohl Paul Pietsch sei. Ein mir bis dato unbekannter Name in Bezug auf den Rennsport der Vorkriegs- und frühen Nachkriegszeit. Also begann ich neugierig in dem Buch zu blättern, wobei mir auf Anhieb die zahlreichen, überwiegend in schwarz-weiss gehaltenen, Fotos ins Auge stachen, welche das Buch, teilweise großformatig, bereichern. Zu sehen sind historische Rennszenen, in denen der Hauptakteur des Buches, Paul Pietsch, stets die dominierende Rolle einnimmt.
Angeregt durch die Bilder, begann ich das Buch interessiert zu lesen, wobei der Vorgeschmack der Bilder durch den Text bestätigt wurde. Mike Riedner hat das Portrait eines Menschen gezeichnet, welcher von früh auf motorsportbesessen war und sich auf allen Rennstrecken Europas mit den Größten seiner Zeit maß. Ob es nun die Vorkriegshelden Carracciola, Lang, von Brauchitsch, Stuck, Varzi, Nuvolari oder die Nachkriegshelden Fangio, Herrmann oder Moss waren. Er hat sie alle kennengelernt und sich teils erbitterte Duelle mit ihnen geliefert. Es ist die Biographie eines Mannes, der nicht immer Glück auf der Piste hatte und zahlreiche Ausfälle oder gar Unfälle zu überstehen hatte. Es wird geschildert, wie das Werben seines Rennfahrerkollegen Achille Varzi um seine Frau von Erfolg gekrönt war und wie er sich nach dem Zweiten Weltkrieg parallel zur Rennfahrerei ein zweites Standbein in Form der Motorpresse aufbaute, die er zum führenden Spezialzeitschriften-Verlag Europas machte.
Die teilweise spannend und nie langweilig geschriebene Biographie eines Rennfahrers, der trotz einiger Siege in seiner Karriere nie richtig aus dem Schatten seiner großen Konkurrenten treten konnte ist absolut lesenswert. Charmant finde ich den Umstand, daß sie geheim, also ohne das Wissen des Jubilars, erstellt wurde, was die Recherchen zum Buch deutlich erschwert hat. Doch gottlob fand der Autor in Frau Pietsch eine Verbündete, so daß die vielen Mosaiksteinchen sich am Ende zu einem großartigen Bild zusammenfügen konnten.
Am Ende des Buches finden sich die Renndaten all der von Pietsch pilotierten Fahrzeuge (Bugatti, Alfa Romeo, Auto-Union, Maserati und Veritas) sowie eine Auflistung all seiner Rennen mit Rennergebnis. Bemerkenswert ist, daß er im Alfa Romeo Monza nie einen Ausfall zu beklagen hatte. Vielleicht ist es dieser Umstand, der ihn in einer Rückschau dazu hinriß, eben dieses Fahrzeug als sein Lieblingsfahrzeug zu nennen.
Paul Pietsch lebt heute, im Jahre 2011 nunmehr 100-jährig, im Schwarzwald, wo auch seine Wurzeln liegen. Anläßlich dieses Jubiläums ist seine Biographie heuer in neuem Gewand und deutlich erweitertem Umfang als Neuauflage der Fassung von 1991 erschienen. Die letzten zwanzig Jahre seit der Erstauflage wurden textlich ergänzt und mit zahlreichem Zusatzbildmaterial versehen. Das Layout ist vollständig neu gestaltet, wirkt moderner und frischer, ja hochwertiger. Das Buch reiht sich ein in eine Serie Rennfahrerbiographien, deren erster Streich die Hommage an Rudolf Caracciola ist und die mit derselben über Juan Manuel Fangio weitergeht.
Paul Pietsch ist am 31.05.2012 im Alter von 101 Jahren in seinem Haus in Karlsruhe verstorben. Er hat alle seine Vorkriegs-Rennfahrerkollegen um Jahre überlebt. (mdr)