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Karl Kappler - Der badische Pionier des Motorsports

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Karl Kappler
Der badische Pionier des Motorsports

Lange vor Sebastian Vettel und Michael Schumacher begeisterte ein badischer Rennfahrer die motorsportbegeisterten Menschen in Deutschland und weit darüber hinaus.

Mit der unglaublichen Anzahl von 278 Siegen und insgesamt 564 Preisen und Platzierungen war Karl Kappler (1891-1962) der erfolgreichste und zugleich einer der populärsten Rennfahrer seiner Zeit. Der Allrounder und gefeierte „Regenspezialist“ aus Gernsbach im Schwarzwald triumphierte bei allen wichtigen Bergrennen der zwanziger Jahre, bei zahllosen bedeutenden Flachrennen, Geschicklichkeitsturnieren und Langstreckenfahrten im In- und Ausland.

Martin Walter lässt in seiner Biographie das packende Renngeschehen einer Ära lebendig werden, als noch Privatfahrer, sogenannte Herrenfahrer, ohne Werksunterstützung im sportlichen Wettstreit gegeneinander antraten. Zahlreiche historische Aufnahmen aus dem Nachlass der Rennfahrerlegende vermitteln einen anschaulichen Eindruck von den damaligen Sportwagen und der Rennatmosphäre jener Zeit.

Martin Walter, geboren 1966 in Karlsruhe, ist Leiter des Kreisarchivs Rastatt, das den Nachlass von Karl Kappler verwahrt. Der Motorsportliebhaber und Oldtimer-Sammler hat sich in zahlreichen Veröffentlichungen der Geschichte des Rennsports gewidmet.

Buchinformationen:

  • Martin Walter
  • Karl Kappler - Der badische Pionier des Motorsports
  • 128 Seiten, zahlreiche Abbildungen
  • 133 x 220 mm, gebunden
  • Casimir Katz Verlag
  • €19.80
  • ISBN 978-3-938047-55-2

Kommentar:

Alter Wein in neuen Schläuchen, war mein erster Gedanke, als ich das Buch las, welches im Mai 2011 erschienen ist, denn unter dem Titel "Im Donner der Motoren - Karl Kappler" (nur noch antiquarisch zu beziehen), ist bereits vom selben Autor, jedoch unter einem anderen Verlag (Wartberg) eine Biographie des Ausnahmerennfahrers erschienen.

Doch trotzdem hat das neue Buch aus dem Casimir-Katz-Verlag seine Daseinsberechtigung. Denn es kommt im handlichen Taschenbuchformat daher und ist flüssiger zu lesen. Einzig die Bilder der neuen Ausgabe stehen hinter der Qualität der Wartberg-Ausgabe zurück. Das liegt jedoch in erster Linie am Papier begründet, denn "Im Donner der Motoren" weist Hochglanzpapier auf und ist im Grunde genommen ein Bildband mit Text. Daher fallen die Bilder, auch aufgrund des erheblich größeren Buchformates, größer aus.

Dies aber nur am Rande, denn ein Buch zeichnet sich im Wesentlich durch dessen Inhalt aus. Da kann ich getrost attestieren: Prädikat wertvoll! Es ist ein unglaublich schwieriges Unterfangen, die Lebensgeschichte eines Menschen darzustellen, der zwar zu seiner Zeit im Motorsport das Maß aller Dinge war, aus dessen Privatleben jedoch so gut wie nichts bekannt wurde. Der Autor konnte sich bei seinen Recherchen größtenteils lediglich aus dem Nachlaß und den Informationen der Nichte des Rennfahrers, Hildegard Hermann, bedienen.

Vielleicht ist es gerade das Spärliche, die handvoll Informationen, die es über ihn gibt, was Karl Kappler posthum zu einem kleinen Mysterium macht. 278 Siege und weit über 500 Platzierungen machen ihn zum erfolgreichsten deutschen Rennfahrer der 1920er-Jahre. Er fuhr Simson Supra SS, scheuchte den Bugatti 35T (und 35C) um die Kurven und gewann auf Benz, Mercedes und Mercedes-Benz. Auch Wanderer und Audi kamen durch ihn zu Ehren. "Charlie" Kappler, wie er auch genannt wurde, pflegte Kontakte zu Rudolf Caracciola, Hans Stuck oder Ferdinand Porsche. Er startete bei allen bedeutenden deutschen Rennen seiner Zeit: Schauinslad, Herkules, Jochpaß, Baden-Baden, Wiesbaden oder Klausen in der Schweiz.

Unter Umständen ist es die Begrenzung auf nationale Rennen, die ihn nie über das begrenzte Maß hinaus an Popularität verlieh. Karl Kappler war und bleib Zeit seines Lebens, neben dem Rennsport, ein bescheidener Reifenhändler, der 1962 mit nur 71 Jahren starb. Martin Walter bringt uns in dem vorliegenden Buch seine Geschichte näher. Wie er mit nur 15 Jahren sein erstes Rennen, die Subventionsfahrt Berlin-Stuttgart auf einem SAG-Doppelphaeton bestritt und dabei die einzige Goldmedaille für Deutschland errang. Wie er zum jüngsten Führerscheininhaber Deutschlands wurde oder wie er die Wette gewann, als er sich darauf einließ, 30000 Kilometer mit der zugeschweißten Motorhaube eines Wanderer kreuz und quer durch Europa zu fahren. Damit sollte die Zuverlässigkeit der Chemnitzer Produkte unter Beweis gestellt werden.

Es gibt noch so viel über den Mann zu erzählen, der längst in Vergessenheit geraten ist und ich kann Martin Walter nur danken, daß er sich der Aufgabe angenommen hat, ein wenig über diese ehemalige automobile Lichtgestalt an uns weiterzugeben. Wer sich für den Motorsport der 20er-Jahre interessiert, kommt an dieser Lektüre nicht vorbei, die incl. tabellarischer Auflistung aller Rennerfolge und Vorstellung der von Kappler gefahrenen Automobile dahrekommt. (mdr)