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Porsche & Piëch

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Porsche & Piëch
Die Rennwagen des Ferdinand Piëch

Ferdinand Piëch, der im April 2013 75 Jahre alt wurde, ist der mächtigste Mann der Automobilindustrie. Er gilt als genialer Konstrukteur und Visionär der Technik. Aber nicht alle wissen, dass dieser Enkel von Ferdinand Porsche auch in der Geschichte des Motorsports einen herausragenden Platz hat.

Dieses Kapitel seiner wilden, jungen Jahre fand statt, als Piëch von 1963 bis 1972 bei Porsche arbeitete. Und davon erzählt der neue Bildband „Porsche & Piëch“.

Als Technik-Chef war Piëch damals auch für den Rennsport zuständig. In dieser Phase entstanden sensationelle Rennsportwagen. Die erste Schöpfung des damals 29-jährigen Ingenieurs war der Carrera 6. Es folgten diverse Sporttypen, die Maßstäbe setzten: 910, 907, 909, 908 und der aufregendste Rennwagen der Welt: Der Zwölf-zylinder Porsche 917. In seiner Endstufe leistete dieser Turbo-Gigant über 1000 PS.

Diese Epoche, die der „Stuttgarter Sportwagenschmiede“ drei Weltmeistertitel, mehrere Europa-Meisterschaften und den Gewinn der Can-Am-Serie in den USA bescherte, gehört zu den spannendsten Kapiteln in der Historie des Hauses Porsche. Die Erfolge gegen Konkurrenten wie Ferrari, Ford, Alfa Romeo, General Motors, Matra stärkten das Image von Porsche enorm. Die kleine schwäbische Firma eroberte damit die Top-Etage des Motorsports, während man vor der Ära Piëch lediglich um Klassensiege und achtbare Platzierungen gerungen hatte.

Autor dieses Bandes ist der Journalist Eckhard Schimpf, der Ferdinand Piëch über viele Jahre hinweg im Auge behalten und begleitet hat. Zahlreiche Gespräche – ob in Genf, Tokio oder Detroit, in Wolfsburg, Salzburg oder auf Sizilien – bildeten die Basis für dieses Buch.

Buchinformationen:

  • Eckhard Schimpf
  • Porsche & Piëch
  • 272 Seiten, 44 Farb-, 139 s/w-Fotos
  • 315 x 247 mm, gebunden mit Schutzumschlag
  • € 49,90 (D), € 51,30 (A), sFr 66,90 (CH)
  • ISBN 978-3-7688-3593-0

Kommentar:

Ferdinand Piëch ist ein Genie! Er mag zwar polarisieren und auch umstritten sein, doch an seinen Fähigkeiten als Ingenieur gibt es keine Zweifel.

Das ganz in den Gulf-Farben hellblau-orange gehaltene Buch "Porsche und Piëch" ist eine ganz eigene Art Biographie. Es unterscheidet sich von der bereits über Piëch erschienenen "Auto.Biographie" nämlich in einem ganz wesentlichen Punkt: Piëch kommt im vorliegenden Werk selbst zu Wort!

Sicher, durch die jahrzehntelange Affinität des Autors, nicht nur aufgrund eigener Rennerfahrung, zur Zuffenhausener Sportwagenschmiede, ist sein Portrait über den Hauptprotagonisten des Buches stellenweise sicher etwas betont wohlwollend gehalten, doch den enormen Informationsgehalt der 272 Seiten schmälert dies nicht im geringsten.

Eckhard Schimpf beleuchtet nur einen Teil der Geschichte Porsches und legt hierbei den Fokus ausschließlich auf die Epoche, in welcher Ferdinand Piëch den größten Einfluß auf die Fahrzeugentwicklung ausüben konnte. Dieser von 1963 bis 1972 angegebene Zeitraum hat es wahrlich in sich. In dieser Zeit feierte Porsche seine ersten international bedeutsamen Triumphe und in dieser Zeit entstanden einige der spektakulärsten Rennboliden unter den Händen des unter Porsche-Mitarbeitern ehrfürchtig genannten "Rennwagen-Flüsterers".

Der intern nicht immer unumstrittene FKP, wie Piëch abkürzend genannt wurde, schuf Perlen wie den 904, den 908, den 909, den Carrera 6 oder den unvergeßlichen 917, die, von Markus Bolsinger hervorragend fotografisch in Szene gesetzt, in einem historischen Backsteingebäude dem Leser gegenüber großformatig ihre vollständige Pracht entfalten dürfen. Alleine diese Seiten sind bereits das Geld für das Buch wert!

Doch Piëch ist mehr als "nur" der Ingenieur der eigentlich Flugzeugkonstrukteur werden wollte und daher vernarrt ist in Leichtbau und Aerodynamik. Er wirkt durch seine Introvertiertheit nüchtern und verbirgt dadurch seine zweifellos sensible Seite. Sein wehmütiger Blick zurück in die Jahre, als noch Herrenfahrer das Geschehen auf der Strecke mitbestimmten und die Reichen zum eigenen Vergnügen Rennställe unterhielten oder selbst fuhren, rührt an. Nostalgisch erinnert er sich an die Individualisten und Persönlichkeiten vom Schlage eines Richard von Frankenberg, Alfonso de Portago, die Brüder Marzotto, den Woolworth-Erben Lance Reventlow u.v.m., die oft genug Stoff für außergewöhnliche Schlagzeilen lieferten.

Man kann froh darüber sein, daß Piëch, der Mann, den der Autor als cleveren Strategen und Taktiker portraitiert, der gerne schweigt und seine Worte stets mit Bedacht wählt, seine Aussage, daß dessen Zeit bei Porsche heute niemanden mehr interessieren würde, nicht zum Anlaß genommen hat, das Projekt abzulehnen. Den Porsche-Fans wäre ein phantastisches Stück Porsche-Renngeschichte, erzählt aus erster Hand, vorenthalten geblieben. Obwohl das Buch kein reines Interview-Buch ist, vielmehr sind desöfteren Anekdoten und Erzählungen Piëchs eingestreut, verliert der Leser nie den roten Faden zur Person Ferdinand Piëch. Abgerundet wird der durchaus schwere Wälzer durch die kapitelweise erzählten wechselvollen Renneinsätze eines jeden Sportwagens unter der Ägide Piëchs.

Selbst ein Ausflug nach Maranello darf nicht fehlen, denn wie vertraut Interviewer und Interviewter sind, beweist der Umstand, daß der "Rennwagenflüsterer" Eckhard Schimpf anvertraut hat, seiner Frau bereits mehrere Renner mit dem gelben Pferd im Emblem gekauft zu haben. Das ist Ferdinand Piëch: ein stiller Geist, stark in sich gekehrt und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, feingeistig humorvoll. (mdr)