VW-Bus Sonderausführungen
VW-Bus Sonderausführungen (T1, T2 & T3)
Vom ersten Tag an verfolgte Volkswagen das Ziel, mit seinem neuen Lieferwagen Bereiche zu erschließen, die weit über ie üblichen Transportaufgaben hinausgingen. Bereits eine interne Aktennotiz vom 15. August 1949 enthält Hinweise auf Pläne für die Entwicklung eines Pritschenwagens und eines Kleinbusses sowie für Postfahrzeuge, Krankenwagen und einen Kastenwagen. Kein Wunder, dass der erste, am 8. März 1950 produzierte, nur grundierte Kastenwagen über den Kölner VW-Händler an den Parfümhersteller 4711 ging, der ihn sofort im firmeneigenen Design lackieren ließ.
Der ab 1950 lieferbare VW Transporter, der ursprünglich eigens für den Gütertransport entwickelt worden war, entpuppte sich schon bald als Renner bei Gewerbebetrieben aller Art. Sein vielseitig nutzbarer, bequem zugänglicher Laderaum bot sich für Zuladungen jeglicher Art an, sodass VW bereits ein Jahr nach Produktionsbeginn in seinen Händlerinformationen maßgeschneiderte Nutzungsmöglichkeiten propagierte. Bei den Beschreibungen der ab 1951 angebotenen Kastenwagenvarianten standen branchenspezifisch Regaleinbauten und Lagerfächer, Karosserieumbauten und -einbauten im Mittelpunkt, dank derer der Transporter als Bäckerei- oder Metzgereifahrzeug, für den Viehtransport, zur Ersatzteillieferung oder als Fernmelde- oder Rundfunk-Ü-Wagen und sogar mit einem Verkaufsanhänger für Badezimmerbeschläge betrieben werden konnte.
Die VW Bus-Spezialisten Michael Steinke und David Eccles widmen sich in dem vorliegenden Werk den zahlreichen Sonderausführungen, die für die Transporter-Generationen T1, T2 und T3 angeboten wurden. Umfangreich bebildert und akribisch recherchiert, werden neben den populären Umbauten für Polizei, Feuerwehr und Krankentransporte auch weniger bekannte Versionen wie der VW-Tieflader, der VW-Pritschenwagen mit Nachläufer oder auch die Draisinen-Modelle detailliert vorgestellt.
Buchinformationen:
- David Eccles, Michael Steinke
- VW Bus Sonderausführungen (T1, T2 & T3)
- 186 Seiten, 720 größtenteils farbige Abbildungen
- 212 x 302mm, gebunden
- Heel-Verlag
- € 19.99
- ISBN 978-3-86852-637-0
Kommentar:
Er ist das Sinnbild des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg. Die Nation hatte selbst fünf Jahre nach der Zerstörung der Städte und der Infrastruktur Transportmitel bitter nötig. Mit dreirädrigen Karren, Pferdefuhrwerken, Handwagen und Trümmerfrauen war der Wiederaufbau alleine nicht zu stemmen.
Die Idee des niederländischen VW-Importeurs Ben Pon schlug ein wie eine Bombe: Er hatte auf einem Zettel seine Vorstellung eines modernen Transportmittels skizziert, aus der später einer der erfolgreichsten Lastenesel der deutschen Nachkriegsgeschichte hervorgehen sollte: Der VW Transporter!
Bücher und Abhandlungen über den 1950 in Serie gegangenen "Bulli", wie er bald im Volksmund gerufen wurde, gibt es ausreichend. Dieses hier hat sich der Vorstellung der Sonderaufbauten verschrieben. Denn diesen hat man es nicht minder zu verdanken, daß Unternehmen zu florieren begannen und die heimische Wirtschaft wieder Schwung aufnahm. Für beinahe jeden Einsatzzweck ließ sich der VW-Bus umbauen. Diese einzigartige Vielseitigkeit sicherte dem Volkswagenwerk über Jahre volle Auftragsbücher und einen hohen Marktanteil.
Das Autorengespann Eccles und Steinke rollt die Geschichte der Sonderaufbauten des VW-Transporters von Anbeginn 1950 auf und beendet diese mit dem T3, wobei unzweifelhaft der T1 die Basis für die vielseitigsten Varianten darstellt. Bereits der T2 wurde nicht mehr in dem Maße als Sonderfahrzeug bestellt und der T3 spielt, auch im Buch, bereits eine untergeordnete Rolle.
Jedes vorgestellte Modell erhält von den Autoren einen kurzen, doch erschöpfenden Vorstellungstext. Ab und an gleitet dieser in eine Art Geschichtsunterricht ab, der unterhaltsam zu lesen ist. Die Detailtiefe der Ausführungen ist teilweise verblüffend, angesichts der ausgesprochenen Seltenheit der Fahrzeuge. Exemplarisch seien hier nur die Hochdachbusse für die Terrorismusbekämpfung 1972 erwähnt.
Überdies besticht das Buch mit 720 Fotos überwiegend aus privatem Besitz. Werbebilder von Volkswagen fanden kaum Einzug ins Buch, das sich nicht nur auf Pritschenwagen, Feuerwehren und Busse beschränkt. Vielmehr stehen die Protagonisten im Vordergrund, die unauffällig und zuverlässig ihre Arbeit taten. Freuen Sie sich also auf Funkmeßwagen, Bullis mit Kettenfahrwerk, Polizeifahrzeuge, Bestattungswagen, Draisinen, Hubsteiger u.v.m.
Für VW-Bus-Fans eine Pflichtlektüre! (mdr)