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So rollten die Fünfziger - Unterwegs im Wirtschaftswunder

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So rollten die Fünfziger
Unterwegs im Wirtschaftswunder

Wer in den Fünfzigern reiste, tat dies mit dem eigenen Motorrad, Roller oder Automobil. Letzteres konnte nach den Hungerjahren dank steigender Löhne auch mit kleineren Einkommen erworben werden, und noch der kleinste fahrbare Untersatz garantierte ein Höchstmaß an individueller Freiheit, mit dem es dann gerne nach Italien ging.

Und in den im Wiederaufbau begriffenen Städten entwickelte sich immer öfter das, was heutzutage allgegenwärtig ist: der Stau. Dieses Buch berichtet vom Straßenalltag im Wirtschaftswunder, von Reisen und Camping und wartet dabei mit tollen Geschichten und stimmungsvollen Bildern auf.

Buchinformationen:

  • Alexander Franc Storz
  • So rollten die Fünfziger - Unterwegs im Wirtschaftswunder
  • 176 Seiten, 253 s/w-Bilder, 70 Farbbilder
  • 230 x 265 mm, gebunden
  • Motorbuch-Verlag
  • € 19.95, sFr 27.90
  • ISBN 978-3-613-03395-5

Kommentar:

Sie sind ein im Rückblick verklärtes Jahrzehnt, die goldenen fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Viel Gutes und Schönes wird damit verbunden: Konrad Adenauer, der die letzten Kriegsgefangenen nach Hause holte, Ludwig Erhardt, der für das Wirtschaftswunder verantwortlich gemacht wird, Tugenden, nach denen man sich heute wieder zurücksehnt. Das, was man gemeinhin als "Die gute alte Zeit" bezeichnet. Automobilisten jedoch verbinden mit den 50ern vor allen Dingen eine betörende Formensprache und den damit einhergehenden Bruch mit der Vorkriegsform.

Von diesen Brüchen ist im Buch "So rollten die Fünfziger" allerhand, und vor allen Dingen reichlich, zu sehen. Das Werk ist nach Fotoalbum-Manier konzipiert, dementsprechend hoch ist der Freudefaktor beim Durchblättern. Doch Vorsicht - wer glaubt, sich schnell mal durch die knapp 180 Seiten zu blättern, wird sehr bald eines Besseren belehrt. Alexander F. Storz hat zu jedem Foto eine passende Bildunterschrift gesetzt. Nicht so lakonisch, wie man es in der Form von "Ialienurlaub 1956" oder "Mein erstes Auto 1968" sonst kennt. Jedes Foto wird beinahe akribisch analysiert, von allen Seiten betrachtet und kommentiert. Der Leser erfährt einiges aus dem historischen Umfeld des abgebildeten Fahrzeugs oder dem historischen Kontext, in welchem das Bild einstmals entstand. So formt sich eine lehrreiche und unterhaltsame Mischung zwischen Geschichts- und Mobilitätsunterricht.

Alle Fotos entstammen den 50ern und wurden folgendermaßen thematisch angeordnet:

Kapitel 1: Die frühen Nachkriegsjahre: Vorkriegsautos, Eigenbauten und ausrangierte Jeeps
Kapitel 2: Der Herbstwind des Karosseriebaus: Ein letztes Aufbäumen der Zunft
Kapitel 3: Der Verkehr: stehend, rollend, sinnvoll, spaßhaft
Kapitel 4: Der Not gehorchend: Die Kleinsten unter den Kleinen
Kapitel 5: Vollgas nach zaghaftem Start: Massenproduktion am Fließband
Kapitel 6: Mut zum Importwagen: Die Ausländer kommen
Kapitel 7: Eldorado der letzten Trümmerkinder: Vom Besitzerstolz zum Wegwerfartikel

Es wäre unangemessen, ein Kapitel besonders hervorzuheben, da alle gleichermaßen mit photographischen Schätzen aufwarten, deren Charme auch durch die damals verwandte analoge Kameratechnik hervortritt. Da es sich bei allen Bildern um Privatfotos handelt und offizielle Pressebilder keinen Einzug halten durften, ist Wohlgefühl beim Betrachten programmiert. Man sieht Menschen im Urlaub, bei der Arbeit, beim Autowaschen, im Stau stehen, als Zaungäste und vieles mehr. Schlicht und ergreifend das, was man gemeinhin "Alltag" nennt. Doch der Hauptakteur steht in allen nur erdenklichen Posen und Zuständen über allem: Das Automobil aus den goldenen fünfziger Jahren der Mobilität! (mdr)