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Faszination Mercedes-Benz SL - Evolution eines Klassikers

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Faszination Mercedes-Benz SL
Evolution eines Klassikers

Die eigentlich belanglose Buchstabenkombination SL, ursprünglich als Abkürzung für „super“ und “leicht“ zur Unterscheidung der Mercedes-Modelle 300 und 300 S gedacht, beginnt zu funkeln, wenn sie auf einem Auto mit dem berühmten Stern steht.

Das ist schon in den Genen angelegt: Seit dem 1952 so überaus erfolgreichen Rennsportwagen, dem „Flügeltürer“ von 1954 als unbestritten eines der schönsten und aufregendsten Automobile der Welt und dem fast unschlagbaren 300 SLR von 1955, ist der Begriff SL fest im Mythos Mercedes verankert und hat gleichzeitig eine Menge zu diesem beigetragen.

Was vor nunmehr sechs Jahrhunderten mit dem Urvater W 194 begann, war jedoch nicht nur die Ahnenreihe des SL. Es wurden zugleich auch die Grundlagen für die gesamte Mercedes-Benz-Sportwagenfamilie geschaffen, die heute mit dem SL, dem SLK und dem SLS AMG stärker differenziert als je zuvor. Über die Jahre hinweg entstanden so einzigartige und legendäre Sportwagen, deren unwiderstehliches Design, herausragende Technik sowie der nahezu unbegrenzte Fahrspaß jenen Nimbus generierten, der sie alle in den Rang von Klassikern erhoben hat. Seit 2012 steht mit dem R 231 nun die nächste Generation bei den Händlern; ein weiteres Beispiel dafür, dass sich Konzept und Realisierung des SL in immer kleiner werdenden evolutionären Schüben einer Art Perfektion nähern.

Die neue ausführlich bebilderte Baureihenmonografie von Mercedes-Kenner Hartmut Lehbrink schlägt in einzigartiger Weise den allumfassenden Bogen vom ersten konsequent stromlinienförmigen 300 SL von 1952 über den Bestseller R 107 und die Automobilikone R 129 bis hin zum hochmodernen R 231. Ein perfektes Lese- und Referenzwerk für alle SL-Enthusiasten, in dem selbstverständlich auch die Modelle SLS und SLK ausführlich gewürdigt werden.

Buchinformationen:

  • Hartmut Lehbrink
  • Faszination Mercedes-Benz SL
  • 192 Seiten, 44 s/w Bilder, 171 Farbbilder
  • 245 x 290 mm, gebunden mit Schutzumschlag
  • Heel-Verlag
  • € 39.95
  • ISBN 978-3-86852-602-8

Kommentar:

Viele Worte wurden bereits über den Mythos SL verloren. Nun hat man Anno 2012, anläßlich des sechzigsten Jahrestages seines Bestehens, ein neues Loblied auf die Baureihe angestimmt, die seit jeher einem begrenzten Kundenkreis der Mercedes-Benz-Fangemeinde vorbehalten war und noch ist.

Die Erwartungshaltung ist hoch, denn gibt es tatsächlich soviel Neues zu berichten? Wurde nicht schon alles gesagt, nur nicht von jedem? Vorneweg: Kenner und eingeschworene SL-Fans werden mit diesem Buch nicht die Offenbarung finden, die sie vielleicht noch als i-Tüpfelchen ihrem profunden Wissen hinzufügen wollten und können jetzt aufhören zu lesen.
Alle anderen jedoch dürfen sich auf eine Zeitreise quer durch die Entstehung des Kultes rund um die SL-Baureihe freuen.

Der Kult beginnt 1952 mit dem 300 SL (W194), der als reiner Rennwagen konzipiert ist. Sein nur 50 Kilogramm leichter Gitterrohrrahmen ist mit verantwortlich für das Kürzel "SL", das für "super" und "leicht" steht.

Das Buch geizt nicht mit Informationen über die zahlreichen Rennerfolge, welche z.B. die Fahrer Hermann Lang, Rudolf Caracciola oder Karl Kling unter dem legendären Rennleiter Alfred Neubauer in Le Mans, der Carrera Panamericana oder der Mille Miglia eingefahren haben. Historische Rennaufnahmen und zeitgenössische Rennplakate ergänzen den locker geschriebenen Text.

Doch dies ist erst der Startschuß. Denn anschließend geht der Autor auf die zivile Version des 300 SL, die Baureihe W198, ein. Erläutert, wie der US-amerikanische Importeur Max Hoffman nach einer straßentauglichen Version des Renn-SL verlangte und wie sich daraufhin Friedrich Geiger in der Mercedes-Benz Designabteilung des an die Arbeit machte.

Als Einschub erzählt John Fitch, (4.8.1917 – 31.10.2012) wie er die Mille Miglia 1955 erlebt hat. Auch wenn Sir Stirling Moss bei diesem Rennen in die Geschichte eingegangen ist, so sind die Schilderungen des Rennfahrers, der mit der Nummer 417 auf die Strecke zwischen Brescia und Rom ging, nicht minder packend und mitreißend.

So zieht sich die Genealogie des SL wie ein roter Faden durch das Buch. Der 190 SL als "kleiner" Bruder findet seinen Platz in der unvermeidlichen Analogie zum "Nitribitt-SL" ebenso seine ausführliche Erwähnung in der Chronik wie das Uhlenhaut-Coupé in Form des 300 SLR / W196S. Dessen faszinierende Genesis verdanken wir der hedonistischen Hingabe Rudolf Uhlenhauts zum Rennsport.

Die reich bebilderte Historie der Pagode, teils großformatig und auf einer ganzen Seite Platz findend, wird ergänzt durch einen unterhaltsamen Exkurs in den, wie könnte es beim SL auch anders sein, Rennsport. Wer Eugen Böhringers Schalk kennt, darf sich auf dessen Ausführungen über den Sieg bei der Rallye Spa-Spofia-Liége freuen. Unterhaltsam wie der Meister selbst.

Der 107er ist der letzte SL, bei dem noch das Fahrzeug als Ganzes seine Faszination ausüben darf, denn die Nachfolger brillieren überwiegend mit ihren in den Fokus gestellten technischen Raffinessen.

So geht der Autor beim R129 auf die elektromagnetisch ausgelösten Überrollbügel ein, markiert der R230 die Abkehr vom Stoff- hin zum metallenen Varioverdeck und der R231 wartet seit 2011 mit konsequentem Leichtbau auf und schlägt die Brücke zum "L" in der Typenbezeichnung. Auch diese Kapitel sind reichhaltig und teils großformatig bebildert.

Für beinharte SL-Fans sicher nicht unbedingt von Interesse doch im Sinne der Gesamtbetrachtung sinnvoll ist einerseits der Exkurs hin zu den SLK-Typen R170 (1996), R171 (2004) und R172 (2011) sowie der Blick hinüber zu den sogenannten "Supercars mit Gullwing-Genen" der Marke mit dem Stern. Die Rolle der Verführer nehmen dabei deer SLR McLaren (C/R 199) von 2003 und der SLS AMG (C/R 197), ab 2009, ein.

Der Autor entlockt zusätzlich Steffen Köhl, aktuellem Stilist der SL-Baureihe, ein paar Details über seine tägliche Arbeit am Mythos "SL", bevor am Ende des Buches die unvermeidlichen technischen Daten aufgelistet werden. Prinzipiell eine feine Sache wenn sie vollständig sind. Leider sind die Daten sehr kurz und knapp gehalten. Jede Baureihe wurde in einer Typenbeschreibung zusammengefaßt, so daß keine Einzelbetrachtung eines einzelnen Modells möglich ist.

Trotzdem ist das Buch für aufgrund seines locker und unterhaltsam gehaltenen Stils geeignet, für die SL-Lektürensammler als Ergänzung zu dienen oder Neulingen einen ersten und umfassenden Einblick in zu geben. Ein weiterer Vorteil des Buches ist, daß es nicht im Stile einer nüchternen Biographie als Datenansammlung gehalten ist, sondern mit Anekdoten und Zitaten angereichert wurde.  (mdr)