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Volvo 760: 1982 Premiere für den Design-Klassiker

  • 1982 eingeführtes Top-Modell begründete neue Technik-Epoche
  • Stufenheck-Limousine glänzte mit unverwechselbarem skandinavischen Design
  • Volvo Bestseller markierte Meilenstein der Unternehmensgeschichte

Vor 30 Jahren, im Februar 1982, führte Volvo den neuen 760 GLE ein. Die markante Stufenheck-Limousine war zwar kein klassisches Modell des schwedischen Premiumherstellers, gleichwohl unmissverständlich ein Volvo. Mit seiner gediegenen Erscheinung, ausgestattet mit dem unverwechselbaren eleganten skandinavischen Design, fuhr der Volvo 760 vom Start weg in der Erfolgsspur. Das faszinierende Premium-Modell begründete nicht nur eine neue Technik-Epoche, sondern markierte einen Meilenstein in der mehr als 90-jährigen Unternehmensgeschichte.


Volvo 760 GLE
Foto: Volvo Car Corporation

Im Februar 1982 präsentierte der schwedische Premiumhersteller den neuen Volvo 760 der Weltöffentlichkeit. Die markante Stufenheck-Limousine überzeugte durch ihr neues, unkonventionelles und zugleich faszinierendes Design. Sie bot den begeisterten Kunden außergewöhnlichen Fahrspaß, hohen Fahrkomfort und beeindruckende Alltagstauglichkeit. Zum Start bestand das Motorenprogramm aus drei Triebwerken: einem Vierzylinder-Turbobenziner, einem 2,8-Liter-Sechszylinderaggregat und einem Reihensechszylinder-Turbodiesel, der von VW für Volvo gebaut wurde. Ausgestattet mit dem kräftigen Selbstzünder war der Volvo 760 das schnellste Diesel-Fahrzeug zur damaligen Zeit.

In Schweden lag der Einstiegspreis des neuen Volvo 760 GLE unterhalb der psychologisch wichtigen Schallmauer von 100.000 schwedischen Kronen (SEK). Ab 99.800 SEK bekam der Volvo Kunde einen Neuwagen mit bemerkenswert umfangreicher Ausstattung. Zu den Ausstattungs-Highlights gehörten unter anderem mit Automatikgetriebe, eine Klimaanlage, ein Schiebedach und eine Servolenkung. Von Anfang an sorgte der neue Volvo 760 für Furore und wurde zum viel bewunderten Bestseller.

Die Verkaufsstrategie war in typischer Volvo Manier von oben nach unten angelegt. Nach dem Volvo 760 folgte schon bald die optisch nahezu identische 740er Baureihe mit vier- und fünftürigen Varianten, die jedoch unterhalb des Volvo 760 positioniert war.

Verkaufsschlager begründet neue Fahrzeug-Ära

Der Volvo 760 kann zweifelsohne als Meilenstein in der Unternehmensgeschichte des schwedischen Premiumherstellers bezeichnet werden. Sowohl aus Produkt- als auch aus finanzieller Sicht markierte er den Wendepunkt der Marke und ebnete der Volvo Car Corporation den Weg in die Zukunft. Darüber hinaus begründete der Volvo 760 eine neue Fahrzeug-Ära. Ohne den Volvo 760 hätte es den Volvo 850 nie gegeben. Ohne den Volvo 850 würde der Volvo S80 nicht existieren - die Aufzählung ließe sich mit anderen Volvo Modellen beliebig fortführen und unterstreicht die enorme Bedeutung des Volvo 760 umso deutlicher. Gleichwohl war es ein Projekt mit gigantischen Ausmaßen und enormen Investitionen. Am Ende stand die außerordentliche Summe von 3,5 Mrd. schwedischen Kronen (ca. 400 Mio. Euro).


Volvo 760 GLE
Foto: Volvo Car Corporation

Mit dem Volvo 760 und allen weiteren Modell-Derivaten wurde die Unternehmensstrategie erfolgreich umgesetzt, ein Volumenmodell zu entwickeln, das den schwedischen Premiumhersteller erfolgreich durch die 1980er Jahre und darüber hinaus führte. Der Volvo V90 war das letzte Modell, das die Gene des legendären Volvo 760 noch in sich trug. Die Tatsache, dass erst 1998 der letzte Volvo V90 vom Band lief, unterstreicht die epochale Bedeutung des Volvo 760 für die Volvo Car Corporation einmal mehr.

Insgesamt wurden 221.309 Einheiten des Volvo 760 produziert (1.230.704 inklusive der 740er Serie), bevor das Vorzeigemodell im Herbst 1990 durch den moderneren Volvo 960 ersetzt wurde. Bis dahin war der Volvo 760 beinahe über eine ganze Dekade hinweg für die Volvo Car Corporation ein Bestseller und Imageträger par excellence.

Mehr Auto, weniger Gewicht

Die ersten Konstruktionspläne für den neuen Volvo 760 waren etwa im Jahr 1975 geschmiedet worden. Kaum verwunderlich, dass die Volvo Konstrukteure kurz nach der Beendigung der ersten Ölkrise, den Fokus bei der Modellentwicklung auf viele bisher eher unbedeutendere Bereiche richteten. Neben den klassischen Fahrzeugwerten wie Design und Leistungsvermögen erhielten nun verstärkt Merkmale wie Verlässlichkeit, Kraftstoffeffizienz, Langlebigkeit, Betriebsfähigkeit und Geräuschdämmung Gewicht. Zudem sollte ein Hinterradantrieb zum Einsatz kommen und der Radstand gegenüber der 240er Serie um zehn Zentimeter (vier Zoll) verlängert werden. Zwar war der Volvo 760 etwas kürzer als der Volvo 240 und genauso breit, jedoch war er um 100 Kilogramm leichter. Aus Kostengründen musste der neue Volvo 760 jedoch größtenteils die technische Ausstattung der 200er Serie übernehmen, Dazu gehörten beispielsweise das Getriebe, die Federung und viele weitere Technikdetails. Völlig neu und spektakulär war dagegen das Design.

Kastenform wurde zum Konzept

Während der frühen Entwicklungsphase des Volvo 760 wurden viele Designvorschläge diskutiert. Der Karosserietyp Limousine erhielt dabei die meisten Präferenzen. Es war schließlich Volvo Chefdesigner Jan Wilsgaard der in der finalen Entscheidungsrunde einen eigenen, bisher unbekannten Entwurf aus dem Ärmel schüttelte. Die aufsehenerregende Skizze wies die Fahrzeugsilhouette mit einem langezogenen Heck in der Anmutung eines Kombis aus. Mit dem sehr kantig und sehr gradlinig gezeichneten, kastenförmigen Fahrgastraum, dessen C-Säule abrupt endete und scharf an den üppig ausgelegten Kofferraum herangezogen war, kreierte Wilsgaard eine völlig neue, faszinierende Karosserieform, die den Betrachter sofort in den Bann zog. Schließlich erhielt eine modifizierte Version den Zuschlag und die einzigartige Fahrzeugform des Volvo 760 war gefunden - eine Limousine mit einer beinahe vertikal angeordneten Heckscheibe und einem kastenförmigen Fahrgastraum. Diese neuartige Formensprache sorgte im Interieur für großzügiges Raumgefühl und komfortables Wohlfühlambiente, vor allem jedoch verlieh sie dem Volvo 760 seinen einzigartigen Charakter und macht ihn heute zu einem Design-Klassiker mit legendärem Ruf.

Von der Studie zum Klassiker

Ende der 1970er Jahre unternahm Volvo große Anstrengungen in verschiedensten Entwicklungsbereichen. So kam im Frühling 1978 der erste fahrbahre Prototyp auf die Straße. In kürzester Zeit wurden weitere Testfahrzeuge fertiggestellt. Es folgte eine sehr zeitaufwendige und gründliche Testperiode. In Summe legte die Testflotte rund 3.200.000 km auf drei Kontinenten zurück - in den heißesten und kältesten Regionen, die möglich waren, um jede Komponente, jedes nur erdenkliche Detail auf Herz und Nieren prüfen zu können.


Volvo 760 mit Turbomotor konkurriert gegen Hochgeschwindigkeitszug
Foto: Volvo Car Corporation

In der entscheidenden Phase nahm der Zeitdruck jedoch derartig zu, dass das Projekt Anfang 1978 mit einem Augenzwinkern gleichwohl mit ernstem Hintergrund von der urspünglichen Bezeichnung P31 in 1155 umbenannt wurde, was nichts anderes als fünf vor Zwölf bedeutete - eine unverblümte Aufforderung an alle Beteiligte, sich zu sputen und endlich fertig zu werden.

1980 wurde schließlich das Volvo Concept Car (VCC) erstmals präsentiert. Es war eine weiterentwickelte Version des Wilsgaard-Entwurfs, der das spektakuläre Design des neuen Volvo 760 maßgeblich inspiriert hatte. Obwohl die Fahrzeuglänge der Studie etwas kürzer ausfiel als beim neuen Modell, war sie praktisch identisch mit dem neuen Volvo 760.

Schnell stellte sich heraus, dass die ungewöhnliche Volvo Formensprache genau den Nerv des Zeitgeistes und vor allem den Geschmack der Kunden getroffen hatte. Der Volvo 760 wurde ein Verkaufshit, die kastenförmige Karosserie zum unverwechselbaren Volvo Kennzeichen. Besonders bei den US-Amerikanern kam die ungewöhnliche Fahrzeugform sehr gut an. Ein glücklicher Umstand, schließlich hatte Volvo die USA als Hauptabsatzmarkt im Kalkül.

Das Volvo Concept Car, deren Abkürzung VCC auch für die Initialen der Volvo Car Corporation steht, ist heute im Volvo Museum im schwedischen Göteborg ausgestellt.