Logo

Benz & Cie. eröffnet 1908 das Werk in Mannheim

Carl Benz ist ein umtriebiger Techniker. Er stellt sich den Anforderungen seiner Zeit und zieht eine Fabrikation von Gasmotoren auf, die vor allem als Stationärmotoren an Stelle von Dampfmaschinen zum Einsatz kommen. Für einen erfolgreichen Geschäftsfortgang ist eine solide Firmenkonstruktion erforderlich, und am 1. Oktober 1883 ist es soweit: Er gründet zusammen mit dem Kaufmann Max Kaspar Rose und dem Handelsvertreter Friedrich Wilhelm Esslinger die Firma Benz & Cie., Rheinische Gasmotoren-Fabrik. Produziert wird auf dem 750 Quadtratmeter großen Grundstück von Benz an der Mannheimer Adresse T6, 11. Sechs Arbeiter sind zunächst beschäftigt, schon bald wächst der Mitarbeiterstamm auf 25 Mann an.

Umzug in die Waldhofstraße

Werk Mannheim
Die Fahrzeugmontage bei Benz & Cie. im 1908 eingeweihten Werk Mannheim wird von Fachleuten als wegweisend gelobt (fotografiert um 1910)

Als die Produktion auf durchschnittlich zehn Gasmotoren im Monat steigt, wird das alte Grundstück zu klein. Bereits 1885 beginnt Benz mit der Suche nach einem neuen Fabrikgelände. Er findet und kauft ein 4000 Quadratmeter großes Areal in der Waldhofstraße, wo 1886 neu gebaut wird.

Die Erweiterung von Benz & Cie. steht bereits unter dem Zeichen des Automobils. Dessen Entwicklung hat Carl Benz noch in der Stadtmitte vorangetrieben, am 29. Januar 1886 erhält er das DRP Nr. 37435 auf seinen Patent-Motorwagen. Dieses Patent gilt als Geburtsurkunde des Automobils, dessen Wiege damit in Mannheim steht. Die erste öffentliche Ausfahrt des Motorwagens findet auf der Mannheimer Ringstraße am 3. Juli 1886 statt.

Der Umzug ins neue Werk folgt 1887, die Adresse von Benz & Cie. heißt nun Waldhofstraße 24. Noch steht der Motorenbau ganz im Vordergrund der Geschäftsaktivität. Aber die Aufmerksamkeit für das Automobil steigt. Dazu trägt auch die Fahrt von Bertha Benz im August 1888 bei: Die Ehefrau von Carl Benz wagt mit ihren beiden Söhnen Eugen und Richard die erste Fernfahrt der Automobilgeschichte. Sie bewältigt mit einem dreirädrigen Patent-Motorwagen Modell 3 die Strecke Mannheim – Heidelberg – Bruchsal – Durlach – Pforzheim und zurück über Bretten und Bruchsal nach Mannheim und zeigt damit die Zuverlässigkeit und den Nutzen des Automobils.

Der Patent-Motorwagen besiegelt den Aufstieg

Patent-Motorwagen

Das Jahrzehnt von 1890 bis 1900 wird für Benz & Cie. zur atemberaubenden Erfolgsgeschichte, angetrieben vom Motorwagen. Zunächst jedoch steigt das Unternehmen zur zweitgrößten Motorenfabrik Deutschlands auf: 1893 bauen die Mannheimer ihren 1000. Stationärmotor.

Doch das Auto wird dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung zum neuen Kerngeschäft. 1893 führt Carl Benz die Achsschenkellenkung in den Kraftwagenbau ein, und 1896/97 entwickelt er den Contra-Motor, den Urvater der späteren Boxermotoren. 1894 hat das Benz Velo Debüt, ein preisgünstiger, leichter Wagen für zwei Personen. Das Velo beschert Benz & Cie. den Durchbruch zu höheren Absatzzahlen – bei einer produzierten Gesamtstückzahl von rund 1200 Exemplaren darf es als erstes Großserien-Automobil bezeichnet werden. So entwickelt sich Benz & Cie. bis zur Jahrhundertwende zum weltweit führenden Automobilhersteller.

Mittlerweile stehen dem Werk an der Waldhofstraße nach Ankäufen von Nachbargrundstücken rund 30 000 Quadratmeter zur Verfügung. 1893 hat Benz hier auch ein technisches Labor zur Entwicklung und Erprobung von Automobilen eingerichtet. Im Fokus stehen Personenwagen, 1897 wird bereits der 1000. Benz-Pkw gebaut. Aber auch die heutige Geschichte des Werks lässt sich schon vor 1900 erahnen: 1895 baut Benz & Cie. den ersten Motoromnibus der Welt für den Linienverkehr.

Wachsender Raumbedarf

Mit dem Werksgelände in der Waldhofstraße wächst auch die Belegschaft: Sind es 1890 noch 50 Arbeiter im Fahrzeugbau, so wächst deren Zahl bis 1899 auf 430 Mann. Allein in jenem Jahr werden bei Benz 572 Fahrzeuge gebaut, 603 Autos sind es dann im Jahr 1900: Benz & Cie. ist damit die größte Automobilfirma der Welt. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich der Bedarf nach einem neuen, größeren Werksgelände außerhalb der Stadt ab. Doch die Pläne zur Verlagerung werden erst einmal verschoben. Denn nach der Jahrhundertwende steht Benz & Cie. plötzlich vor einer Krise.

Der Anfang des 20. Jahrhunderts bringt wirtschaftliche Probleme für Benz & Cie., dazu trägt unter anderem die Vorstellung des Modells Mercedes der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) bei: Weil die Personenwagen von Benz nicht mit der modernen Daimler-Technik gleichziehen, bricht der Absatz ein. Vor wenigen Jahren noch der internationale Spitzenreiter im Autobau, hat Benz nun nur noch die Rolle des wichtigsten Autoherstellers in Baden.

Werk Mannheim
Das Werk Mannheim am Luzenberg. Die Darstellung von Otto Albert Koch entstand um das Jahr 1916.

Die Gesellschafter wollen die alte Stellung der Marke mit technischen Neuerungen zurückerobern. Doch Carl Benz widersetzt sich den internen Forderungen nach leistungsstärkeren Fahrzeugen, und das Engagement im Motorsport hat er bereits 1901 abgelehnt – er will Gebrauchswagen bauen, und die müssen seiner Meinung nach nicht schnell fahren können. So scheidet der Automobilpionier 1903 aus dem Unternehmen aus, das seinen Namen trägt. Immerhin kehrt er als Aufsichtsrat 1904 zu Benz & Cie. zurück.

Innovationen wie die Modellreihe Benz Parsifal, 1902 vorgestellt und 1904 gründlich überarbeitet, bringen die Marke zurück ins Interesse der Öffentlichkeit und sorgen für steigende Aufträge. Tatsächlich stabilisiert sich der Absatz wieder – 1903/04 ist noch ein Verlustjahr, 1904/05 hingegen schreibt Benz & Cie. wieder Gewinne. Auch im Motorsport sind die Mannheimer nun erfolgreich: Bei den Herkomer-Fahrten fährt Fritz Erle 1906 mit einem Benz 40 PS auf den zweiten Platz und siegt im Folgejahr auf einem 50-PS-Wagen. Weitere Rennerfolge gibt es für Benz-Wagen bei Prinz-Heinrich-Fahrten und beim Grand Prix von Dieppe im Jahr 1908. Höhepunkt dieser Epoche ist der Rekordwagen Benz 200 PS, auch „Blitzen-Benz“ genannt, der mehrere Geschwindigkeitsrekorde setzt.

Das Unternehmen stabilisiert sich wirtschaftlich und kann endlich an den Bau eines neuen Werks denken. 1906 kauft Benz & Cie. ein 311 180 Quadratmeter großes Grundstück in Mannheim-Waldhof auf dem Luzenberg. Hier wird von 1907 an nach Plänen des Architekten Albert Speer das neue Benz-Werk gebaut. Zu dieser Zeit stellt Benz jährlich durchschnittlich 520 Motoren und 400 Automobile her, die Arbeiterzahl liegt bei rund 1000.

Bis zum Jahr 1908 werden mehr als 35 000 Quadratmeter auf dem neuen Werksgelände überbaut, die Einweihung des neuen Benz-Werks folgt am 12. Oktober 1908. Die Fabrik erhält viel Lob, beispielsweise für die Organisation der Gesamtanlage, die eine rationelle und präzise Fertigung ermögliche. Insgesamt haben Kauf und Neubau 4,6 Millionen Mark gekostet. Benz & Cie. verlagert die Automobilfertigung sukzessive in die neue Fabrik, 1909 ist der Umzug erfolgreich abgeschlossen.

Damit gliedern sich die Benz-Werke nun in drei Fabriken: Das neue Werk in Mannheim-Waldhof ist die Zentrale, wo vor allem die Personenwagen gebaut werden. Im alten Werk in der Waldhofstraße entstehen Gewerbemotoren und Schiffsmotoren, und das 1907 erworbene Werk in Gaggenau schließlich, hervorgegangen aus der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau GmbH, kümmert sich um Konstruktion und Bau von Nutzfahrzeugen.

Die folgenden Jahrzehnte sind von Höhen und Tiefen geprägt, nicht zuletzt aufgrund der Turbulenzen, die zwei Weltkriege hervorbringen. 1926 wird das Werk in Mannheim-Waldhof in die aus Benz & Cie. und der Daimler-Motoren-Gesellschaft entstehende Daimler-Benz AG eingebracht. Es bleibt ein bedeutender Produktionsstandort auch der Daimler AG. Heute werden dort vor allem Nutzfahrzeuge sowie Motoren und Guss-Motorteile gefertigt.

Weitere Informationen von Daimler sind im Internet verfügbar: www.media.daimler.com