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Das aktuelle Rundschreiben der Initiative (08/08)

Aktionstag "„Flagge zeigen - Oldtimer erleben“" im Rahmen des „Tags des offenen Denkmals“

Das historische Fahrzeug immer wieder neu als Kulturgut zu thematisieren hat sich die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. zur Aufgabe gemacht. Ziel soll es sein, die in Deutschland von vielen Liebhabern gepflegten und restaurierten zwei- und vierrädrigen Oldtimer als Kulturgut zu schützen.

Langfristig sollen daher die Belange dieser Interessensgruppe mehr und mehr von den Kulturverantwortlichen in Bund und Ländern wahrgenommen werden, um so einen rechtlichen Bestandsschutz für diese Fahrzeuge zu erreichen.

Klein war aus diesem Grund der Schritt zu einer Interessensgruppe, die sich seit vielen Jahren ebenfalls für die Erhaltung von historischen Gütern einsetzt. Die Deutsche Fachwerkstraße, eine der bedeutendsten Kulturstraßen des Landes, tritt seit vielen Jahren für die Förderung des Tourismus in ihren 99 Mitgliedsstädten und somit auch für die Erhaltung historischer Fachwerk-Stadtbilder ein. Oldtimer und Fachwerkstraße: eine fast zwingende Allianz aus statischer und mobiler Historie. Verkehrswege waren immer einer der Hauptgründe für die Entstehung menschlicher Ansiedlungen, aber auch gerade die Motorisierung hat das Bild unserer Städte und Gemeinden nachhaltig verändert. Die Entstehung von Stadtrandsiedlungen, der Supermarkt auf der grünen Wiese, die Trennung von Leben und Arbeit waren die Ergebnisse einer immer mobileren Bevölkerung. Umso wichtiger ist der Erhalt von noch intakten Fachwerk-Stadtkernen. Eine Aufgabe, der die Deutsche Fachwerkstraße mittels eines nachhaltigen Tourismuskonzepts und in Zusammenarbeit mit vielen engagierten Eigentümern solcher Gebäude sowie dem mindest ebenso großen Engagement vieler Verantwortlicher in den Gemeinden und Ländern verpflichtet ist.

So, wie es diese statischen Kulturdenkmäler gibt, gibt es auch mobile Kulturgüter. Der Interessierte möchte mobiles Kulturgut – also Oldtimer – weniger als statische Aufreihung historischer Fahrzeuge in Museen erleben, sondern als das mehrdimensionale Gut, für das es gebaut wurde. Fahrzeuge wollen in Bewegung erlebt werden. Mobiles Kulturgut kann man hören, riechen und erfahren.

So soll es auch am 14. September 2008, dem „Tag des offenen Denkmals“, geschehen. An diesem Tag wird die fertiggestellte überörtliche Beschilderung der Regionalstrecke „Vom Neckar zum Schwarzwald und Bodensee“ von Mosbach über Bad Urach nach Haslach im Kinzigtal und Meersburg gefeiert. Die beteiligten Städte und Gemeinden locken mit einem besonderen Programm zahlreiche zwei- und vierrädrige Oldtimer auf dieses bezaubernde Teilstück der Deutschen Fachwerkstraße. So werden in jeder der 24 Mitgliedsstädte kostenlose Fachwerkführungen angeboten. In Bietigheim-Bissingen findet eine zentrale Veranstaltung mit einem großen Oldtimertreffen statt.

Besonders willkommen sind die vielen Oldtimerclubs und -stammtische, die unorganisiert die Teilstrecke der Deutschen Fachwerkstraße befahren. Ziel dieses Tages, der in die bundesweite Aktion der FIVA (Fédération Internationale Vehicules Anciens) mit Namen „Flagge zeigen/Oldtimer erLeben“ eingebunden ist, soll ein Aktions- vielleicht auch Protesttag sein, der Oldtimer als lebendiges Kulturgut zeigt und der Politik verdeutlicht, dass mobiles Kulturgut auch mobil erhalten bleiben muss. Falls Ihnen Bietigheim-Bissingen zu weit ist, setzen Sie sich trotzdem in ihren Oldtimer, fahren Sie ein Denkmal in Ihrer Nähe an und demonstrieren Sie mit dieser Geste der Öffentlichkeit, daß das mobile Denkmal mindestens genauso wichtig für die kulturelle Identität unserer Gesellschaft ist, wie das immobile!

Am 27.08.08 gab der örtliche hannoversche Radiosender „Hit-Radio Antenne“ in den 9 Uhr-Nachrichten die Unwirksamkeit der hiesigen Umweltzone bekannt. Demnach hatte eine von der Gewerbeaufsicht in Auftrag gegebene Untersuchung festgestellt, daß die Umweltzone in Hannover lediglich eine Verbesserung der Feinstaubwerte unter 1% bewirkt haben, dabei aber zu massiven Mobilitätseinschränkungen in der Stadt führten. Selbst der Umweltminister nannte laut Radiomeldung die Umweltzone „blinden Aktionismus“.

Wir können mit Fug und Recht behaupten, daß bei den riesigen natürlichen Schwankungsbreiten der Feinstaubwerte von mehreren zig Prozent eine Verbesserung von unter 1% allerhöchstens als Pyrrhussieg für die Politik gewertet werden kann. Wenn man denn in diesem Zusammenhang überhaupt von einem „Sieg“ sprechen kann. Den Schaden tragen diejenigen davon, die entweder ausgesperrt, zum Kauf eines Neufahrzeugs genötigt oder mit einer gelben oder roten Plakette versehen wurden. Wie man die Entscheidungsträger in der Politik kennt, wird diese Erkenntnis, die sich mit Sicherheit durch alle Umweltzonen ziehen wird, nicht dazu genutzt werden, den ausgesperrten Menschen ihre Mobilität wieder zurückzugeben und dort anzusetzen, wo man wirkungsvoll Veränderungen herbeiführen kann (z.B. durch die Förderung emissionsarmer Fahrzeuge und die Installierung optimaler Verkehrsführungen), sondern im Gegenteil, vermutlich wird der Kreis der Betroffenen weiter ausgebaut werden. So haben Berlin, Frankfurt und Köln bereits angekündigt, sollten die Feinstaubwerte bis 2010 nicht sinken, auch Fahrzeuge mit roter Plakette auszusperren. Hannover möchte gar ab 2009 „die Roten“ nicht mehr in die Stadt lassen und die Schraube ab 2010 für die mit gelber Plakette versehenen Fahrzeuge weiter anziehen. Dies bedeutet die Aussperrung von 20000 Fahrzeugen in 2009 und weiteren 57000 ab 2010!

Die IKM hat schon immer die Wirkungslosigkeit der Umweltzonen prophezeit und stattdessen auf sinnvollere Alternativen hingewiesen. Intelligentere Verkehrskonzepte, die konsequente Förderung der schadstoffreduzierenden Nachrüstung von Alltagsautos sowie die Einbeziehung anderer großer, vielfach im Vergleich zum PKW-Verkehr größerer Feinstaub-Emittenten (z.B. Hochbau, Eisenbahn und Binnenschifffahrt) in die Konzepte, wären erheblich wirksamer als die heutigen Umweltzonen. Einzig von Brandenburg ist bislang der absolute Verzicht auf Umweltzonen bekannt. Brandenburg hingegen setzt auf intelligente Verkehrskonzepte, wie sie auch die IKM favorisiert.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß die Richtlinien der EU wirksame Maßnahmen im Kampf gegen den Feinstaub fordern. Welche Nachweise müssen noch erbracht werden, damit die Politik endlich einsieht, daß die Maßnahme „Umweltzone“ dieses Kriterium nicht erfüllt und stattdessen durch eigentlich überflüssigen Umgehungsverkehr im Ganzen nur das Gegenteil bewirkt? Dies steht im eindeutigen Widerspruch zur EU-Richtlinie und im Widerspruch zum deutschen Verkehrsrecht, das Absperrungen ohne einen vernünftigen Grund verbietet!

Beste Grüße aus Schwaben,
Ihr Mario De Rosa
stellvertretend für den Vorstand der Initiative