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Das aktuelle Rundschreiben der Initiative (08/11)

Der Parlamentskreis Automobiles Kulturgut

Am 04.07. tagte erneut der Parlamentskreis Automobiles Kulturgut in Berlin und nachfolgend finden Sie die Zusammenfassung der Sitzung.

Auf dem Programm stand u.a. eine Kurzpräsentation der neuen Oldtimerrichtlinie.

Hans Hesse aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vertritt die Auffassung, dass sich durch die neue Richtlinie nicht viel geändert hat. Klare Grenzen kann und wird es nicht geben, da jedes Fahrzeug mit einer unterschiedlichen Historie auch anders gehandhabt wird. Wichtig ist jedem Fall die fachliche Qualität der prüfenden Institutionen. Hier wurde in der Diskussion mehrfach angemerkt, dass es schon heute zu wenig qualifizierte Prüfer für den Klassikerbereich gibt und sich diese Problemstellung durch die Ausweitung des Prüfspielraumes noch verstärkt. Von Seiten des Gesetzgebers ist hier jedoch kein spezifischer Qualifikationsnachweis für Oldtimer vorgesehen. Herr Hesse betont hierbei auch, dass bei der Prüfung zum H-Kennzeichnen nicht die komplette Geschichte des Fahrzeuges dokumentiert und bewertet werden soll, sondern nur die Einhaltung der Mindeststandards, die der Gesetzgeber fordert. Winfried Seidel (Automuseum Carl Benz in Ladenburg) fordert deshalb eine deutliche Unterscheidung zwischen der Genehmigung für ein H-Kennzeichen und dem Wagenpass. Der Wagenpass leistet genau diese Einwertung des Fahrzeugs in Sachen Zustand und Historie. Hier sehen jedoch mehrere Teilnehmer eine Diskrepanz zur öffentlichen Wahrnehmung, die das H-Kennzeichen als Qualitätssiegel wahrnimmt. Ergänzend hierzu betont Johannes Hübner, dass ein H-Kennzeichen zu erheblichen Privilegien bei Steuer, Versicherung und Nutzung führt und dies nur automobilem Kulturgut gewährt werden sollte. Die Auslegung der Richtlinie widerspräche dem, da hierdurch auch Replika begünstigt würden. Das Beispiel der zahlreichen Nachbauten von Jaguar C-Types ist in Deutschland nicht erstzulassungsfähig bzw. H-kennzeichenkonform. Die Richtlinie tritt ab 01.11.2011 in Kraft.

Anschließend ging es um das weiterhin brisante Thema „Biokraftstoff E10“ bei Oldtimern. Hierzu hat Jürgen Ockens (Allgemeiner Schnauferlclub ASC) eine Präsentation vorgestellt. Johannes Hübner hat mit diversen Fahrzeugen einen Feldversuch in Sachen E10 gestartet, der fortgeführt wird, bis sich zeigt, ob Schäden deutlich werden. Derzeit haben die Fahrzeuge zwischen 3.000 und 10.000 km mit E10 zurückgelegt, monatlich kommen zwischen 300 (Motorrad) und 2.000 km hinzu. Neben dem Kraftstoffverbrauch werden auch andere Werte wie Vergaser etc., getestet und protokolliert.

Geprüfte Fahrzeuge:

  • VW Golf II, 1,8 Liter, 90 PS, 1988
  • Alfa 156 Sportwagen Twin Spark, 1992
  • Volvo 960 Kombi, 1990
  • Opel Kapitän, 1964
  • Triumph TR 4, 1966
  • Fiat 124 Spider
  • Mercedes 280 SE W 116, 1976
  • Motorrad BMW R 60/6, 1977
  • Motorrad Rabeneick 150, 1954

und andere.

Ergebnisse bis dato: Golf verbraucht etwas weniger, etwa nur noch 7,5 l/100 km bei bis zu 130 km/h, Alfa unruhigerer Motorlauf in der Kaltlaufphase, Opel Kaltlauf besser, leichter Benzingeruch bei längeren Standzeiten. Volvo leichter Mehrverbrauch, desgleichen Mercedes 280 SE. Bei den leichten Mängeln ist jedoch unklar, ob sie tatsächlich von der E10-Nutzung herrühren oder z.B. von den Wetterverhältnissen stammen. Allgemein lässt sich sagen, dass die Nutzung bislang zu keinerlei Schäden führte. Auch in den gängigen Internetforen wurden bis dato keinerlei Schäden durch die Nutzung von E10 aufgezeigt. Herr Koeppen wird sich dafür einsetzen, dass E5 langfristig an Tankstellen verfügbar bleibt. Wolfgang Dörmer von der Aral Forschung verweist auf Untersuchungen der Mineralölindustrie: Er widerspricht der Aussage, Ethanol würde sich sehr schlecht mit Benzin mischen. Die Tatsache, dass Ethanol zudem sehr gut Feuchtigkeit aufnehmen kann, stellt einen positiven Effekt in der Nutzung dar. Der theoretische Mehrverbrauch von ca. 3% hat sich in der Realität als geringer erwiesen (1-3%). Alle Fahrzeuge, die bis dato E5 getankt haben, können nach seiner Einschätzung problemlos auf E10 umsteigen. Ausnahmen bilden FSI-Einspritzer der ersten Generation. Nutzer von Super Plus sollten jedoch bei diesem Kraftstoff bleiben. Allgemein gilt, dass alle Kraftstoffe der heutigen Generation aufgrund ihrer Entschwefelung besser denn je sind. Die Frage von Herrn Hof, ob Additive auf Alkoholbasis sinnvoll seien, wird von Herrn Dörmer klar verneint. Auf die Frage, wie hoch der derzeitige Ethanol Anteil in E10 sei, gibt Herr Dörmer einen Anteil von oberhalb von 5% zu Protokoll. Zukünftig sei jedoch ein Anteil von 10% denkbar, um der Bio-Komponente Folge zu leisten. Den absolut lesenswerten Vortrag Herrn Dörmers über E10 lesen Sie hier.

Peter Schneider (DEUVET) moniert, dass Fahrzeuge mit 07er-Kennzeichen oftmals bei Verkauf oder Umzug in ein anderes Bundesland automatisch ihren Anspruch verlieren und das 07er-Kennzeichen dann wieder neu beantragt werden muss. Die Bundesländer NRW und Bremen seien hier tolerant, während man in Bayern schon bei einem Umzug in einen anderen Landkreis erneut beantragen muss. Eine Anfrage ans BMVBS soll erfolgen.

Stefan Röhrig (VDA) berichtet aus den Sitzungen des Europäischen Parlamentskreises, der viermal im Jahr tagt. Beim letzten Treffen standen folgende Themen auf der Agenda:

  • Die Definition historischer Fahrzeuge innerhalb der EU, bei der man sich an den deutschen Anforderungen orientiert. Hier wird derzeit ein neuer Richtlinienentwurf gefertigt.
  • Einfuhr | Zölle | Steuern für Fahrzeuge außerhalb der EU. Gilt als heikles Thema, man ist sich des „Einfuhrtourismus“ aus Ländern wie England und Holland bewusst.
  • Erfahrungsaustausch zum Thema E10, wo gab es welche Probleme bei der Einführung? Ziel ist es, den Bestandsschutz über das Jahr 2013 hinaus zu verlängern; ein entsprechender Antrag wurde gestellt.

Im Herbst wird die nächste Sitzung stattfinden. Die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. wird Sie selbstverständlich weiter auf dem Laufenden halten.

Am 07.09. findet um 19:30 Uhr in Stuttgart der nächste Clubabend der Initiative Kulturgut Mobilität statt. An diesem Abend wird unsere diesjährige Aktion „Flagge zeigen“ im Rahmen des Tags des offenen Denkmals, welche anlässlich des Automobiljubiläums am 11.09. in der Daimlerstadt Schorndorf stattfindet, abschließend besprochen. Weitere Informationen hierzu gibt es auf unserem Infoportal und Anfang September per E-Mail. Nur soviel: Es wird wieder einiges geboten sein! Wir würden uns über eine rege Teilnahme am Clubabend beim SSV Zuffenhausen, Hirschsprungallee 7, 70435 Zuffenhausen, 0711/822156, sehr freuen. Jeder Interessierte ist hierzu herzlich eingeladen.

Ab sofort findet wieder jeden Donnerstag ab 18.00 Uhr in München ein lockerer Stammtisch für alle Mitglieder und Freunde der Initiative Kulturgut Mobilität statt. Ort: Bistro "Die Schnecke", Ecke Knorrstraße / Max-Diamand-Straße. Parkplätze sind hinter der Schranke vorhanden. (Den Schlüssel gibt es an der Theke). Alternativ: U-Bahn: Am Hart. Das Bistro hat extra für die Initiative am Abend geöffnet. Es gibt immer eine Auswahl an warmen Speisen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Fotos oder Filme auf der eigenen Leinwand zu zeigen. Die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. Region Bayern freut sich auf Ihren Besuch.

Neu auf unserer Homepage sind in der Literaturecke die Rezensionen der Bücher „NSU - Autos und Motorräder 1900-1977“ und „Wanderer - Luxus und Tradition“ sowie die Vorstellung einer sehenswerten DVD über den Opel GT namens „Driving the dream“ zu finden.

Die Rubrik Oldtimerrecht wurde um den Artikel „Der Teilemarkt ist kein rechtsfreier Raum“ ergänzt.