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Machtkampf zwischen Porsche und VW eskaliert

Der Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche hat eine neue Eskalationssstufe erreicht. VW sagte am Sonntag (17.05.09) überraschend die für Montag geplante Fortsetzung der Gespräche über eine Verschmelzung der beiden Autobauer ab.

Darüber, wie es mit den Verhandlungen weitergehen soll, gab es unterschiedliche Angaben aus Stuttgart und Wolfsburg. Ein VW-Sprecher sagte, die Gespräche seien für unbestimmte Zeit unterbrochen. Die Atmosphäre sei derzeit nicht konstruktiv. Porsche teilte dagegen mit, die Verhandlungen würden „ganz normal weitergeführt“.

„Keine Atmosphäre für konstruktive Gespräche“

Abgesagt worden sei lediglich der Termin am Montag. „Folgetermine sind vereinbart“, heißt es in einer Mitteilung. Porsche hat sich bei seinen Plänen für eine Übernahme von VW verhoben. Vor eineinhalb Wochen hatten sich die Porsche-Eigentümerfamilien auf einen Zusammenschluss mit dem VW-Konzern geeinigt. Die Details sollen in den nächsten Wochen von Vertretern beider Unternehmen sowie des Landes Niedersachsens ausgearbeitet werden. Das Land hat als zweitgrößter VW-Aktionär neben Porsche ein gewichtiges Wort mitzureden.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), er habe die Unterbrechung eingefordert. In der derzeitigen Lage sehe er keine Atmosphäre für konstruktive Gespräche. In einem der dpa vorliegenden Brief an die VW-Führungskräfte schreibt der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, dass auch die Chefetage in Wolfsburg die Einschätzung des Betriebsratsvorsitzenden teile. „Wir sind nicht unter Druck. Es müssen alle Sachverhalte und Optionen gründlich geprüft werden, um dann auf Basis von Fakten zu entscheiden“, schreibt Winterkorn.

VW-Kreise: Finanzielle Lage von Porsche „äußerst brenzlig“

Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass die Vertreter des Stuttgarter Sportwagenbaurs „kein nachhaltiges Interesse an einer Lösung mit VW“ erkennen ließen. Osterloh forderte, die Familie Porsche müsse jetzt deutlich vorgeben, wozu sie bereit sei und wozu nicht. „Das sollte sie vor allem erst einmal hausintern bei Porsche klären, vor allem mit den Beschäftigten. Wenn man dann wieder auf Volkswagen zugeht, dann muss klar sein, worüber wir überhaupt sprechen wollen - Verkauf, Fusion oder etwas ganz anderes.“

Porsche kämpft mit Milliardenschulden. In VW-Konzernkreisen hatte es bereits am Samstag geheißen, die Porsche-Führung verkenne die Lage total. Die finanzielle Situation des Sportwagenbauers sei „äußerst brenzlig“. Vorwürfe, VW wolle Porsche fertigmachen, seien eine „Dolchstoßlegende“. Die Familie Porsche habe vielmehr VW gebeten, eine Porsche-Übernahme durch Volkswagen zu prüfen. Es habe dazu mehrere Krisentreffen in der niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover gegeben.

VW-Chef Winterkorn fordert systematische Lage-Analyse

Winterkorn betonte in seinem Brief: „Porsche ist eine der renommiertesten Automobilmarken weltweit. Volkswagen ist ein äußerst erfolgreicher Mehrmarkenkonzern mit neun unabhängigen und profilierten Automobilmarken. Beide Unternehmen passen auch gut zusammen.“ Grundlage für eine gemeinsame Zukunft seien jedoch sorgfältige Planungen. Dazu gehöre eine systematische Analyse der Ausgangslage, es müsse ein klares Bild über die tatsächlichen Verhältnisse bei Porsche geben.

Ein Sprecher von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte der dpa: „Was wir brauchen, ist volle Transparenz - bei allem Verständnis dafür, dass mancher auf dem Weg in die Sauna den Bademantel möglichst lange anbehalten will. Die Stunde der Wahrheit für Porsche naht.“ Wulff sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag): „Ich erwarte von den Eigentümerfamilien sowie dem Vorstand und der Belegschaft von Porsche, dass sie sich auf eine Position einigen und konstruktiv auftreten.“

Porsche-Beschäftigte wollen gegen Piëch demonstrieren

Hintergrund der erneuten Eskalation des seit Jahren andauernden Streits zwischen Porsche und VW sind Äußerungen von VW-Patriarch Ferdinand Piëch auf Sardinien. Er hatte von Schwierigkeiten der Stuttgarter gesprochen, Geld aufzutreiben. VW könne dagegen leichter Kredite bekommen. Daher sei auch eine Übernahme und anschließende Integration von Porsche bei VW denkbar.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück warf Piëch deshalb vor, die Stuttgarter zu verraten. Für Montag hat Hück mehrere tausend Porsche-Beschäftigte zu einer Demonstration gegen den VW-Patriarchen aufgerufen. Anlass ist eine für diesen Tag geplante Porsche-Aufsichtsratssitzung in Weissach.

Quelle: KFZ-Betrieb online