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Karmann ist insolvent

Der Cabrio-Spezialist und Auftragsfertiger Karmann hat am Mittwoch (08.04.09) Insolvenz angemeldet. Der Grund ist nach Angaben des Unternehmens die drohende Zahlungsunfähigkeit angesichts der bevorstehenden finanziellen Verpflichtungen.

Die Geschäftsführung stellte den Antrag zur Eröffnung des Verfahrens beim Osnabrücker Amtsgericht. Nach Angaben der IG Metall sind 3.470 Mitarbeiter der Wilhelm Karmann GmbH betroffen.

Karmann wollte zum Mai die Fahrzeugproduktion am Standort Osnabrück mit dem Mercedes CLK Cabrio komplett schließen. 1.340 Mitarbeitern wurde daher betriebsbedingt gekündigt. In mehrmonatigen Sozialplanverhandlungen hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die Einrichtung einer Transfergesellschaft geeinigt. Dieser Sozialplan könne nun nicht mehr finanziert werden, teilte Karmann mit.

Sozialplan „null und nichtig“

Die Sozialplanvereinbarung stehe unter dem Vorbehalt der Finanzierung durch Karmann, sagte ein Mitglied des Betriebsrats der Presse. „Damit ist sie nun null und nichtig.“ Die Mitarbeiter, die bereits dem Übergang in die Transfergesellschaft zugestimmt hätten, gehörten damit weiterhin der Wilhelm Karmann GmbH an. Die Mitarbeiter seien nun vor allem wütend.

Mit dem vom Gericht zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter sollten nun die neu strukturierte Unternehmensgruppe in eine sicherere Zukunft geführt und so viele Arbeitsplätze wie möglich gerettet werden.

Karmann hatte bereits im vergangenen Herbst angekündigt, den klassischen Fahrzeugbau, bisher Kernstück des Unternehmens, beim weiteren Ausbleiben von Aufträgen aufgeben zu müssen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen schon tausende Stellen gestrichen.

Trauriger Tag

Die niedersächsische Landesregierung hat unterdessen mit Bestürzung auf die Insolvenz des Autobauers Karmann reagiert. „Das ist ein trauriger und ernster Tag», sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei am Mittwoch in Hannover. Die Landesregierung stehe dem Betriebsrat für Gespräche zur Verfügung. Es bestehe die Chance auf eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten. Die Karmann-Insolvenz werde die Autokrise in Niedersachsen noch einmal verschärfen.

Schwacher Einsatz von Ministerpräsident Wulff

Ferdinand Dudenhöffer hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff in einer Stellungnahme Versäumnisse vorgeworfen. „Von Wulff hätte man deutlich mehr Einsatz für Karmann erwarten können“, sagte der Professor. „Wulff sitzt im Aufsichtsrat von Volkswagen. Er hat es aber nicht geschafft, dass VW zum Beispiel eine Kleinserie bei Karmann bauen lässt. Das ist eigentlich schwer verständlich.“

Wulff kommt aus Osnabrück, dem Firmensitz von Karmann. Das Land Niedersachsen ist zweitgrößter Aktionär von Volkswagen. „Der Sinn der Landesbeteiligung an VW müsste doch darin bestehen, Infrastrukturpolitik zu betreiben“, sagte Dudenhöffer. „Wulff hätte sich bei VW mehr für Karmann einsetzen müssen, schließlich spielt das Land eine wichtige Rolle bei VW.“

Wulff hatte den Karmann-Beschäftigten wiederholt Hoffnung auf einen VW-Auftrag gemacht. VW zählte früher zu den größten Kunden von Karmann. Eine von Karmann entworfene Cabrio-Studie auf Basis des VW Polo war zuletzt bei Volkswagen nicht auf eine positive Resonanz gestoßen.

Karmann erwirtschaftete noch im Jahr 2007 mit knapp 7000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Geplant war für die Zukunft ein Umsatz von nur noch 500 Millionen Euro und ein Kern von 2.400 Mitarbeitern weltweit.

Quelle: KFZ-Betrieb online