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Droht nach dem Feinstaub die Stickoxid-Keule?

Wie die Stuttgarter Zeitung am 28.02. berichtete, wurden in Stuttgart trotz Luftreinhalteplans und 2008 eingeführter Umweltzone die Feinstaub- und Stickoxidwerte weiterhin massiv überschritten. In acht Monaten wird's ernst: Dann tritt ein viel strengerer EU-Grenzwert für Stickoxide in Kraft.

Am 4.März soll Zwischenbilanz gezogen werden. Dann möchte die Baden-Württembergische Umweltministerin, Tanja Gönner, den Bürgern mitteilen, ob die Umweltzone positive Veränderungen mit sich gebracht hat.

Ulrich Reuter, der Leiter der Klimatologie im Stuttgarter Umweltamt, hat sich bereits festgelegt: "Die Lage hat sich nur scheinbar entspannt", wird er in der Stuttgarter Zeitung zitiert. Im Jahr 2008 lag die Feinstaub-Überschreitung am Neckartor an über 89 Tagen über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft. Streng genommen darf der Grenzwert höchstens an 35 Tagen überschritten werden. Die 89 Tage werden noch positiv gesehen, da in 2008 oft günstige Winde herrschten, welche die Partikel besser verteilt hätten, klärt Reuter weiter auf. 2007 hatte die Meßstation am Neckartor eine Überschreitung an 110, in 2006 sogar an 175 Tagen zu vermelden gehabt.

Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, haut in die selbe Kerbe wie Reuter: "Wir müssen die Belastung weiter senken, um in gesunder Luft leben zu können", fordert er.

Daß sich das Wetter recht schnell ändern kann, zeigt die aktuelle Entwicklung. Seit Anfang 2009 herrscht eine austauscharme Wetterlage vor, weswegen die Feinstaub- und Stickoxidwerte am Neckartor und in der Hohenheimer Straße bereits jetzt dauerhaft hoch sind. Beide Meßpunkte wiesen bis zum 18.Januar eine Ausschöpfung des 35-Tageslimit bis fast zur Hälfte auf! Dieser Trend spiegelt sich in der gesamten Region wider.

Die Situation in Bezug auf Stickoxide sieht nicht besser aus! Ulrich Reuter spricht gar von einer Zuspitzung der Situation. Ab 1.Januar 2010 gilt ein strengerer Stickoxidwert. Dieser besagt, daß der Einstundenwert von 200 Mikrogramm je Kubikmeter Luft nur 18 Mal im Jahr überschritten werden darf. Heute darf der Spitzenwert noch 175 Stunden über dem Grenzwert liegen. Bereits am 24.Februar dieses Jahres wurden besagte 200 Mikrogramm in der Hohenheimer Straße mit 203 Stickoxid-Stundenwerten übertroffen. Der Luftreinhalteplan sieht bislang nichts vor, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, meint Reuter.

Nach dessen Ansicht ist es höchste Zeit, Schritte gegen die steigende Stickoxid-Belastung zu ergreifen. Das Regierungspräsidium denkt bereits über einen Luftreinhalteplan für Stickoxide nach. Doch auch der Gesetzgeber solle nach Meinung Reuters aktiv werden und die Plakettenregelung nachbessern. Alle Benziner mit Abgasreinigung erhielten eine grüne Plakette, obwohl ältere Fahrzeuge mehr Stickoxide emittierten, behauptet er. "Auch beim Diesel muß mehr gegen den hohen Stickoxid-Ausstoß getan werden", so Reuter weiter.

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