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Legenden und Leidenschaften – Bonn-Bad Godesberg steht 2016 ganz im Zeichen der Weltmotorradmarke Imperia

Im kommenden Jahr 2016 besinnt sich Bonn-Bad Godesberg auf die eigene Industriekultur und präsentiert mit einer Sonderausstellung den Kultstatus und die Bedeutung der Motorradmarke Imperia für die Region und darüber hinaus.

Mitten in Bad Godesberg, im Haus an der Redoute, veranstaltet der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. vom 23. März bis zum 15.Mai 2016 das Imperia Festival, das neben einer Ausstellung ein großes Rahmenprogramm für Jung und Alt bieten wird. Dr. Martin Ammermüller, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.: „Bad Godesberg hat viel Historie zu bieten – nicht nur da Bonn ehemals Bundeshauptstadt war, sondern auch in Bezug auf eine selten vielseitige Industrie und das in einem Badeort. Unternehmen aus der Region und ganz Deutschland sind herzlich dazu eingeladen, das Projekt zu unterstützen und daran mitzuwirken. Zusammen können wir ein bedeutendes Gut deutscher Industrie wieder aufleben lassen.“

Simone Stein-Lücke, Bezirksbürgermeisterin von Bad Godesberg, übernimmt die Schirmherrschaft des Imperia Festivals: „Bad Godesberg war und ist Hotspot für Motorradliebhaber und Motorsportfans. Der bekannteste Imperia-Fahrer war der mehrfache deutsche Meister Ernst Loof. Imperia war eine sehr coole Marke. Heute würden sicherlich Typen wie Brad Pitt sie fahren. Ich freue mich auf ein imposantes Festival, das die schönsten und geschichtsträchtigsten Imperia-Maschinen wieder in ihre Heimatstadt zurückbringt.“

Simone Stein-Lücke und Dr. Martin Ammermüller konnten als Kurator für die Ausstellung Andy Schwietzer gewinnen. Dieser ist für den PS.SPEICHER in Einbeck, der Erlebnisausstellung mit der weltweit größten Sammlung deutscher Motorradmarken, als Kurator tätig. „Die Marke Imperia hat bereits in den 1920er Jahren hochgradig flexible Produktionstechniken genutzt, indem aus dem Ausland zugekaufte Motoren verbaut wurden. Imperia stand für qualitativ hochwertige, zuverlässige und komfortable Motorräder für den anspruchsvollen Fahrer. Bis heute hält sich der gute Ruf – keine bedeutende Motorradsammlung kommt an Imperia vorbei.“

Als einer der ersten Partner unterstützt das Kinopolis das Imperia Festival und begleitet die Ausstellung über die gesamte Dauer mit einer Sonderfilmreihe. Dr.Gregory Theile, Geschäftsführer der Kinopolis Management Multiplex GmbH: „Wir freuen uns Partner der ersten Stunde zu sein und dabei unterstützen zu können, die Motorradmarke Imperia am Standort Bad Godesberg wieder aufleben zu lassen. In der Ausstellung begleitenden Filmreihe zeigen wir im Kinopolis Bonn-Bad Godesberg Filme, die der Marke Imperia gerecht werden. Vom Kultklassiker ‚Easy Rider‘ bis hin zum Roadmovie ‚Die Reise des jungen Che‘ ist sicherlich für jeden Motorradliebhaber und Filmfreund etwas dabei.“ Weitere Informationen zur Ausstellung und den geplanten Aktivitäten gibt es auf: https://www.facebook.com/imperiafestival.

Imperia – metallische Maßkonfektion aus Bad Godesberg

Im Jahr 1924 wurde mit der Gründung der „K.M.B. – Kölner Motorrad- und Maschinenbau Dr. H. Jacob Becker“ – der Grundstein für die Motorradmarke Imperia gelegt. Mit dem Start-up-Unternehmen wurde der Versuch unternommen, in Zeiten der Inflation Kapital zu sichern und ein Gewerbe im wachsenden Motorradmarkt zu schaffen.

Aufgrund der großen Konkurrenz am Markt setzte das Unternehmen auf eigene Motoren mit recht fortschrittlicher Technik. Diese bewährten sich jedoch nicht. Auch importierte Motoren von MAG und JAP wendeten das Blatt für die „Imperia“ getauften Maschinen nicht: Das Unternehmen K.M.B. geriet in finanzielle Turbulenzen.

Dr. Rolf Schroedter, Inhaber der Bad Godesberger Maschinenfabrik, übernahm schließlich im Jahr 1926 die K.M.B. und kaufte die Marke Imperia, die durch Rennerfolge bekannt geworden war und einen guten Ruf in Fachkreisen genoss. Er gründete schließlich die „Imperia Fahrzeugwerke GmbH“ und siedelte nach Bad Godesberg in die Friesdorfer Straße 155 um. Das ursprüngliche Imperia-Logo mit dem Kölner Dom und dem markanten Schriftzug wurde beibehalten, da das Logo bereits verbreitet und bekannt war.

Die ehemaligen Konstruktionen der K.M.B. wurden durch zugekaufte Motoren renommierter Marken ersetzt und bald fanden sich nur englische und schweizerische Triebwerke in den Imperia-Motorrädern. Die in Bad Godesberg gefertigten Motorräder bestachen durch qualitative Verarbeitung, sportliches Temperament und hohe Zuverlässigkeit. Das Unternehmen erhielt einen großen wirtschaftlichen Aufschwung: von 300 produzierten Maschinen im Jahr 1926 stieg die Jahresproduktion auf 6.000 Maschinen im Jahr 1928 an.

Ein großer Erfolg wurde ab diesem Jahr die „500 H“ mit dem Schweizer MAG-Motor – auch „500 Sport“ genannt. Binnen fünf Jahren entstanden ganze 17.000 Einheiten. Zeitweise beschränkte sich die Bad Godesberger Produktion ausschließlich auf dieses Modell. Im Laufe der Zeit wurde der Stecktank der sportlichen Maschine durch einen Satteltank in sportlicher Form ersetzt.

1930 ergänzte eine anspruchsvolle Zweizylindermaschine mit dem klangvollen Namen „Rheingold“ das Programm. Doch von diesem Modell entstanden nur rund ein Dutzend Fahrzeuge. Für größere Verkaufszahlen in Zeiten der Weltwirtschaftskrise wurden Kleinmotorräder produziert, die führerschein- und steuerfrei genutzt werden konnten.Zugleich wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und der junge Rennfahrer und Techniker Ernst Loof engagiert. Imperia Konstruktionschef Arthur F. Dom schuf für den talentierten Loof die „Imperia Grand Prix“ mit der Loof einen Sieg nach dem anderen einfuhr. Allein im Jahr 1934 errang er vier deutsche Meistertitel.

Doch die Krise der frühen 1930er Jahre, harte Konkurrenz, kleine Produktionsstückzahlen und ein dünnes Vertriebsnetz verschlechterten die wirtschaftliche Lage der Marke Imperia. Schließlich machten im Jahr 1934 die neuen Devisenbestimmungen der Reichsregierung den Bezug ausländischer Motoren praktisch unmöglich, sodass auf deutsche Einbaumotoren umgestiegen werden musste. Ein letzter Versuch, die Marke Imperia mit Gegenkolben- und Tandemmotoren zu retten, misslang und die letzten Kapitalreserven wurden aufgebraucht. Der Konkurs von 1935 beendete das Schicksal der Marke Imperia, die auch außerhalb des Rheinlands einen legendären Ruf hatte und nach wie vor hat.

Nachdem bei Imperia die Produktion eingestellt wurde, übernahm das Düsseldorfer Unternehmen Autohaus Müller die Reste der Produktion und gleichzeitig die Namensrechte an Imperia. Seit 1932 war das Unternehmen als stiller Teilhaber an Imperia beteiligt. Dort wurden bis in die 1980iger Kompressoren und Druckkammern gefertigt.