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Hamburg-Berlin Klassik: Internes Duell zwischen Jaguar und Land Rover

Zum Schluss lieferten sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Schauspieler Jürgen Vogel auf einem E-TYPE Serie I von 1961 und Regisseur Sönke Wortmann auf einem Range Rover Baujahr 1981.

Beide zählten zu den vielen prominenten Teilnehmern der Klassik-Rallye „Hamburg-Berlin“, die vom 26. bis 28. Mai zum vierten Mal ausgetragen wurde.

Nach einem Prolog rund um Hamburg waren die über 180 Teilnehmer seit Freitag auf einer zweitägigen Reise durch sechs Bundesländer unterwegs. Der mehr als 700 Kilometer lange Weg führte sie gestern ans Ziel nach Berlin. Unter der Bewerbung von Land Rover zusätzlich dabei war ein Ur-Ahn des Defender, ein 50 PS starker Land Rover Serie I Baujahr 1949.

Die von AUTO BILD Klassik organisierte „Hamburg-Berlin“ gehört zu den größten Veranstaltungen ihrer Art in Deutschland, bei der die Gleichmäßigkeits- und Zuverlässigkeitsfahrt im Vordergrund steht. Startberechtigt sind Fahrzeuge bis Baujahr 1989; Senior der diesjährigen Auflage war ein Hispano-Suiza Baujahr 1921 mit 6,6-Liter-Motor. Am Steuer saß die knapp 74-jährigen Berliner Motorsportlegende Heidi Hetzer.

Neben automobilen Highlights war auch reichlich Prominenz am Start. Neben Jürgen Vogel und Sönke Wortmann waren u.a. mit dabei die Rocker Peter Maffay und Udo Lindenberg, Eiskunstlaufprofi Katarina Witt, Schauspieler Ralf Herforth und Rallyelegende Rauno Aaltonen (mit Prinz Leopold von Bayern als Beifahrer).

Absolviert wurde eine Strecke durch die schönsten Landschaften Norddeutschlands. Von Hamburg führte sie zunächst über Lübeck an die Mecklenburgische Bucht und weiter gen Süden zum Etappenziel Land Fleesensee im Nationalpark Müritz. Der am Samstag gefahrene Abschnitt führte über Neustrelitz, Feldberg, Groß Dölln und Bernau zum Ziel ins Meilenwerk Berlin. Höhepunkt des stilvollen Events war eine Abschlussgala im Berliner Grand Hyatt.

Vogels roter E-TYPE Roadaster, Baujahr 1961, gehört zu den frühen Exemplaren mit verkleideten Scheinwerfern. Gemeinsam mit dem Journalisten Ralf Schütze nahm Vogel die 700 Kilometer in dem 265 PS starken E-Type mit seinem 3,8-Liter-Reihensechszylinder unter einer langen und sinnlichen Haube in Angriff. Ein typisches Merkmal des E-TYPEs sind dessen unter Plexiglasabdeckungen sitzenden Scheinwerfer.


Sönke Wortmann (l.) und Jürgen Vorgel bei der Hamburg-Berlin Klassik.
Foto: Jaguar/Auto-Reporter.NET

Der große Enzo Ferrari outete sich einst mit dem Lob „das schönste Auto der Welt“ als Bewunderer seines britischen Rivalen. Für Jaguar selbst erwies sich der am 15. März 1961 in Genf enthüllte E-TYPE nicht nur als unbezahlbarer Image-Träger, sondern auch als kommerzieller Erfolg. In 14 Jahren setzte das Unternehmen weltweit über 70.000 Einheiten des Modell als Coupé und Roadster ab. So wurde der eigentlich nur für eine Kleinauflage gedachte E-TYPE zum ersten in großen Stückzahlen produzierten Vollblut-Sportler.

Der ursprünglich an einen italienischen Kunden ausgelieferte Range Rover Baujahr 1981 von Regisseur Sönke Wortmann und Auto-Bild.de -Chefredakteur Burkhard Knopke ist eines der letzten Modelle mit zwei Türen; noch im gleichen Jahr wurde in vielen anderen Ländern bereits eine neue Version mit vier Türen und elektrischen Fensterhebern eingeführt. Der heute allgemein als Range Rover Classic bezeichnete Luxus-Offroader gilt als authentischer Vorläufer der heutigen SUVs. Denn er vereinte luxuriöses Ambiente und gediegenen Langstreckenkomfort mit hoher Geländetauglichkeit. Der 3,5 Liter große V8 aus Aluminium leistete 135 PS und wurde von zwei Zenith-Stromberg-Vergasern gespeist; 1984 stellte Land Rover ihn auf Benzin-Einspritzung um, ehe 1989 zusätzlich der Hubraum auf 3,9 Liter stieg. Der von 1970 bis 1996 gebaute Range Rover Serie I war das erste Großserienauto mit permanentem Allradantrieb.

Wenn er gerade einmal nicht bei einer Zuverlässigkeitsfahrt im Einsatz ist, genießt der bei der „Hamburg-Berlin“ von Dag Rogge und Bernhard Weinbacher (Auto Bild allrad) pilotierte Land Rover Serie I ein geruhsames Pensionärs-Dasein im Land Rover Experience Center in Wülfrath. Der urige „Landie“ stammt noch aus dem ersten Produktionsjahr 1949 und wurde wie alle sehr frühen Land Rover für den Einsatz in der Landwirtschaft konzipiert. Davon zeugt noch heute ein Riemenscheibenanschluss an der hinteren Stoßstange. Dank diverser anderer Kraftabnahmen rund ums Auto konnte solch ein Land Rover auch so unterschiedliche Gerätschaften wie Kreissägen oder Presslufthämmer antreiben und wurden zum Allzweckgerät. So ist die Spill-Winde am Bug kein Zufall: Von der Kurbelwelle angetrieben, konnte sie bis zu 1.150 Kilo ziehen.

Die unter Obhut von Dag Rogge stehende Rarität wurde vor einiger Zeit gründlich restauriert und in seinen Originalzustand zurückversetzt. Der 1,6 Liter große Vierzylinder-Benziner hat hängende Ein- und seitliche Auslassventile und leistet 50 PS. Erst 1954 wurde er von einem 2,0-Liter-Aggregat mit 52 PS abgelöst. Bei diesem zweitürigen Pick-up schützt bei Regen nur eine Plane mehr schlecht als recht die Fahrerkabine. Es dauerte aber nur bis 1950, ehe Land Rover auch eine Version mit festem Dach ins Programm aufnahm.

Vogel und Wortmann fuhren sich von Hamburg nach Berlin unter die Top 100. Dabei entschied Vogel das interne Duell von Jaguar und Land Rover knapp für sich mit Platz 94, Wortmann folgte auf Platz 95. Der Ur-Landy von Dag Rogge kam auf den 110. Platz in der Gesamtwertung. (Auto-Reporter.NET/arie)