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Studie: Abwrackprämie lässt Autopreise purzeln

Die Preise für Neuwagen kannten in den vergangenen 30 Jahren nur eine Richtung: „Nach oben“. Die Effekte der Abwrackprämie und der Erfolg der französisch-rumänischen Billigmarke Dacia haben diesen permanenten Aufwärtstrend - zumindest vorerst - gestoppt. Eine aktuelle Gemeinschaftsstudie des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen und des Leverkusener Prognose-Instituts BDW Automotive sehen nachhaltige Konsequenzen für die Preispolitik von Herstellern und Zulieferern.

Laut CAR-Studie lag der durchschnittliche Listenpreis für Neuwagen (inklusive Mehrwertsteuer) im Jahr 1980 noch bei 8.420 Euro. Bis zum Jahr 2008 sei der Preis eines Durchschnitts-Pkw permanent gestiegen und habe 2008 den bisherigen Spitzenwert von 24.853 Euro erreicht. Dies bedeute eine Preiserhöhung um 16.433 Euro oder 195 Prozent. Die Abwrackprämie habe diesen permanenten Aufwärtstrend - zumindest vorerst - gebrochen.

Fallende Preise locken Privatkunden

Den Angaben zufolge lag der durchschnittliche Neuwagen-Listenpreis im ersten Quartal 2009 bei 21.583 Euro und damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2002 (21.674 Euro) - und dies trotz der Anfang 2007 um drei Prozent gestiegenen Mehrwertsteuer. Gegenüber dem „Rekordjahr“ 2008 sei der Neuwagen-Durchschnittspreis um stolze 3.269 Euro oder 13,2 Prozent gesunken. Vor Mehrwertsteuer sanken die durchschnittlichen Neuwagenpreise im ersten Quartal 2009 (18.137 Eurio) sogar auf das Niveau des Jahres 2001 (18.120 Euro). Dabei berechnet sich der „Durchschnittspreis“ eines Modells laut Studie als „Listenpreis der angebotenen Modellvarianten gewichtet mit dem jeweiligen Verkaufsvolumen“. Zusatzausstattungen und Rabatte sind dabei nicht berücksichtigt.

„Während Privatkunden das Interesse am neuen Auto aufgrund galoppierender Preise in den letzten Jahren weitgehend verloren haben und Pkw fast nur noch auf gewerbliche Nutzer neu zugelassen wurden, hat die Abwrackprämie bei privaten Kunden die Lust am Autokauf neu geweckt“, so CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer. Ihren Tiefpunkt erreichten die privaten Pkw-Neuzulassungen laut Studie im Jahr 2007 mit einem Anteil von nurmehr 38,1 Prozent. Endgültig vorbei schienen damit die Zeiten, in denen der Privatkundenanteil bei den Pkw-Neuzulassungen noch deutlich über 50 Prozent lag. „Doch die Abwrackprämie drehte diese Entwicklung und löste einen wahren Boom an Privatkäufen aus“, sagt CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer. So stieg der Anteil privater Autokäufer im ersten Quartal 2009 auf gut 59 Prozent. Im Zwei-Monats-Zeitraum Februar und März 2009 wurden sogar fast zwei Drittel (63,7 Prozent) aller gekauften Neuwagen an Privatkunden ausgeliefert.

„Dacia-Effekt“ zieht seine Kreise

Symptomatisch für die aktuelle Entwicklung des deutschen Pkw-Markts sei der enorme Erfolg der Billigmarke Dacia. Die rumänische Renault-Tochtermarke verkauft der Studie zufolge ihre Modelle zu über 80 Prozent an Privatkunden. Aus kleinsten Anfängen im Jahr 2004 (24 Fahrzeugverkäufe) sei die rumänische Billigmarke mittlerweile zu einem echten Schwergewicht der deutschen Zulassungsstatistik geworden. Im vergangenen Jahr brachte sie es nach KBA-Angaben auf fast 25.000 Neuzulassungen. Für 2009 geht die Prognose von CAR/BDW Automotive sogar von rund 46.000 Dacia-Neuzulassungen in Deutschland aus.

„Nicht zuletzt durch die Abwrackprämie hat in Deutschland so etwas wie ein Dacia-Effekt eingesetzt“, so Dudenhöffer. Der wesentliche Grund für das rasante Wachstum der rumänischen Billigmarke seien die bislang unschlagbar günstigen Modellpreise. So habe der durchschnittliche Preis eines Dacia im Jahr 2008 bei 9.727 Euro gelegen. Das seien gut 15.000 Euro oder 61 Prozent (!) weniger als der Durchschnittspreis der deutschen Neuwagenflotte (24.853 Euro).

Volumenmarken brauchen niedrigere Einstiegspreise

Dabei zeige vor allem die Abwärtsentwicklung des deutschen Neuwagenmarktes - dieser schrumpfte von 3,8 Millionen Pkw-Nezulassungen im Jahr 2000 auf durchschnittlich 3,28 Millionen Neuzulassungen im Verlauf der letzten acht Jahre - dass Hersteller und Importeure einen „neuen Erfolgsansatz“ bräuchten. Dies gelte insbesondere für die Preisgestaltung der deutschen Volumenhersteller. Die im Zuge der Abwrackprämie „unterproportional gesunkenen“ Durchschnittspreise der deutschen Autobauer hätten zu einem weiteren Abschmelzen ihrer Marktanteile geführt. So sei der Verkaufsanteil von Audi, BMW, Mercedes, Ford, Opel, VW auf dem deutschen Markt von 62,3 Prozent im Jahr 2008 auf nur noch 53,6 Prozent im ersten Quartal 2009 gefallen.

Die Effekte der Abwrackprämie und der Erfolg der Billigmarke Dacia belegten eindrücklich, dass der Privatkäufer kaum mehr bereit sei, die Entwicklung in immer höhere Preisregionen mitzumachen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Autobauer – insbesondere die Volumenmarken Ford, Opel, VW - intensiv über ihre Preis- und Produktstrategien nachdenken und diese neu justieren müssen“, so Dudenhöffer. Vor allem die Volumenmarken bräuchten dringend niedrigere Einstiegspreise. Dabei treffe der Trend zum preisgünstigen Auto gleichermaßen Hersteller wie Zulieferer. Denn sie müssten sich verstärkt Gedanken machen über den Einsatz zusätzlicher technischer Raffinessen wie etwa elektronischen Assistenz- oder Komfortsystemen. Diese nämlich gehörten zwar zu den „margenstärkeren Zulieferpositionen“, wirkten zugleich aber als Preistreiber neuer Fahrzeugmodelle.

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Quelle: KFZ-Betrieb online