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Vor 75 Jahren: Rudolf Caracciola wird zum dritten Mal Grand-Prix-Europameister

  • 3. Platz beim Großen Preis von Italien auf W 154 sichert dem Werksrennfahrer die Europameisterschaft
  • Insgesamt erringt er fünf Europameistertitel für Mercedes-Benz auf Sportwagen und Rennwagen

1938 wird Rudolf Caracciola zum dritten Mal nach 1935 und 1937 Europameister der Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR). Ein Sieg und zwei 2. Plätze in bisher drei Wertungsrennen haben den Titel für den damaligen Mercedes-Benz Chefpiloten in greifbare Nähe gerückt. Beim Großen Preis von Italien in Monza genügt Caracciola nun Platz 3 hinter Tazio Nuvolari (Auto Union) und Giuseppe Farina (Alfa Romeo), um die Meisterschaft auf dem Mercedes-Benz Silberpfeil W 154 zu gewinnen.

Start zum Großen Preis von Italien in Monza, 11. September 1938. Drei Mercedes-Benz Formel-Rennwagen W 154 in der ersten Startreihe, von links: Hermann Lang (Startnummer 26), Manfred von Brauchitsch (Startnummer 4), Rudolf Caracciola (Startnummer 12).
Foto: Daimler AG

Im Frühjahr 1939 wird Caracciola nach der 29. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin für seinen Erfolg geehrt und erhält das goldene deutsche Sportabzeichen. „Ich wurde zum fünften Mal Europameister“, schreibt Caracciola zufrieden in seinen Memoiren. Denn vor den drei Grand-Prix-Meisterschaften, die er mit den Mercedes-Benz Silberpfeilen der Typen W 25 (1935), W 125 (1937) und W 154 (1938) erringt, siegt er bereits 1930 und 1931 bei der Europa-Bergmeisterschaft auf den Mercedes-Benz Kompressor-Sportwagen der Typen SSK und SSKL.

Ein hart verdienter Sieg

Im Gegensatz zum Wertungssystem der aktuellen Formel 1, wo der Rennsieger die meisten Punkte erhält und am Ende der Saison die höchste Gesamtpunktzahl über den Sieg der Meisterschaft entscheidet, wird 1938 in der Grand-Prix-Europameisterschaft genau umgekehrt gewertet: Der Sieger erhält einen Punkt, die anderen Fahrer je nach Position 2 bis 7 Punkte. Wer gar nicht startet, bekommt 8 Punkte.

Caracciola führt nach seinem Sieg im dritten Wertungsrennen, dem Großen Preis der Schweiz am 21. August 1938, die Statistik der Europameisterschaft mit 5 Punkten deutlich an. Die Fahrer der Konkurrenz von Auto Union und den anderen Marken können ihm bereits nicht mehr gefährlich werden – dafür aber seine Teamkollegen. So kämpft sich Caracciola durch den Grand Prix, obwohl der Auspuff seines W 154 nach einem Defekt die Pedale gefährlich erhitzt: „Trotz Asbesteinlagen in den Schuhen brannte der Gashebel ein Loch durch die Ledersohle, die Asbesteinlage und durch meine Fußsohle“, erinnert er sich an das schmerzhafte Rennen.


Foto: Daimler AG

Für einige Runden übernimmt der zuvor ausgefallene Manfred von Brauchitsch den W 154 Caracciolas. Solche Wechsel erlauben die Regeln, die Punkte werden dabei demjenigen Fahrer zugeschrieben, der mit dem Wagen an den Start gegangen ist. Caracciola nimmt erneut hinter dem Lenkrad Platz und fährt vorsichtig weiter: „Ich steige wieder ein, drücke nur mit der äußersten Kante der Sohle auf das glühende Gaspedal“, schreibt er in seiner Biografie.

Rudolf Caracciola kommt auf Platz 3 ins Ziel. Mit nur 8 Punkten liegt er in der Saisonwertung nun deutlich vor seinen Mannschaftskameraden Manfred von Brauchitsch (15), Hermann Lang (17) und Richard Seaman (18). Die Fahrer der Auto Union kommen mit jeweils 20 Punkten auf einen geteilten 5. Platz. Caracciola wird mit diesem Triumph der letzte Grand-Prix-Europameister vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.