Logo

Die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. ist eine unabhängige, nichtkommerzielle Interessensvertretung der Oldtimerszene. Sie setzt sich für den Erhalt des historischen mobilen Erbes und der Möglichkeit zur Teilnahme von Oldtimern am Straßenverkehr ohne staatliche Restriktionen ein.

... denn mobiles Kulturgut braucht eine Zukunft!

Unrechtmäßiger Nachbau eines Mercedes-Benz 300 SL vernichtet

am .

  • Die Daimler AG geht rigoros gegen Fahrzeug-Nachbauten vor
  • Die Karosserieform des Mercedes-Benz 300 SL ist zugunsten der Daimler AG markenrechtlich geschützt

Mercedes-Benz Classic hat die nachgebaute Karosserie eines Mercedes-Benz 300 SL vernichtet. Aufgrund der juristischen Lage ist es nicht rechtmäßig, diese Karosserie in den Verkehr zu bringen. Sie war vom deutschen Zoll beschlagnahmt worden.


Unrechtmäßig hergestellte Karosserie eines Mercedes-Benz 300 SL (W 198). Sie wird einer Vernichtung zugeführt. Das Fahrzeug war vom deutschen Zoll beschlagnahmt worden.
Foto: Daimler AG

Die Karosserieform des legendären „Flügeltürers“ ist zugunsten der Daimler AG geschützt. Wer Nachbauten des Fahrzeugs herstellt, anbietet oder verkauft, verletzt die Rechte des Unternehmens. Das gilt auch dann, wenn für die Nachbauten keine Wort- oder Bildmarken des Unternehmens verwendet werden. Die Daimler AG geht seit Längerem energisch gegen Nachbauten vor.


Unrechtmäßig hergestellte Karosserie eines Mercedes-Benz 300 SL (W 198) nach der Vernichtung. Das Fahrzeug war vom deutschen Zoll beschlagnahmt worden.
Foto: Daimler AG

Die Karosserie des 300 SL genießt als Werk der angewandten Kunst noch mehrere Jahrzehnte Urheberrechtsschutz. Die Mitarbeiter, die den berühmten „Flügeltürer“ in den 1950er-Jahren entworfen haben, räumten der Daimler AG umfassende Verwertungsrechte ein. Außerdem ist die Karosserieform zugunsten des Unternehmens auch markenrechtlich geschützt. Das hat das Landgericht Stuttgart erst Ende 2010 bestätigt (Az. 17 O 304/10, Urteil vom 9. Dezember 2010, rechtskräftig nach Berufungsrücknahme).


Unrechtmäßig hergestellte Karosserie eines Mercedes-Benz 300 SL (W 198). Sie wird vom Chassis getrennt und einer Vernichtung zugeführt. Das Fahrzeug war vom deutschen Zoll beschlagnahmt worden.
Foto: Daimler AG

In einem konkreten Fall entstand bei einem in Deutschland ansässigen Unternehmen der unrechtmäßige Nachbau eines Mercedes-Benz 300 SL (Baureihe W 198). Zunächst wurden Chassis und Karosserie voneinander getrennt. Die Vernichtung der Karosserie nahm das von der Daimler AG beauftragte Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center vor, das auch für die Verschrottung sämtlicher Mercedes-Benz Prototypen aus den Entwicklungsbereichen verantwortlich zeichnet. Die dort eingesetzte zertifizierte Anlage arbeitet mit zwei Pressen und jeweils gut 30 Tonnen Druck. Im Falle des Sportwagen-Nachbaus handelte es sich um eine exakt 148 Kilogramm wiegende Fiberglas-Karosserie, die von der Verdichtungsanlage in Bruchsegmente zerlegt wurde. Das eindrucksvolle Ende der unrechtmäßig nachgebauten Karosserie wurde mit „Verschrottungsbestätigung“ sowie Stempel und Unterschrift offiziell festgehalten.


Unrechtmäßig hergestellte Karosserie eines Mercedes-Benz 300 SL (W 198). Sie wird vom Chassis getrennt und einer Vernichtung zugeführt. Das Fahrzeug war vom deutschen Zoll beschlagnahmt worden.
Foto: Daimler AG

Der Mercedes-Benz 300 SL (Baureihe W 198) ist eines der bekanntesten Automobile der Welt. 1954 kam es als Coupé mit seinen berühmten Flügeltüren auf den Markt. 1999 wurde es von einer internationalen Jury zum „Sportwagen des Jahrhunderts“ gekürt. Heute gehört der originale Flügeltürer zusammen mit der 1957 vorgestellten Roadster-Variante zu den gesuchtesten Fahrzeugen der internationalen Klassiker-Szene – und keine namhafte Automobilsammlung weltweit verzichtet auf den 300 SL, eine Ikone in Design und Ingenieurskunst.