Logo

Die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. ist eine unabhängige, nichtkommerzielle Interessensvertretung der Oldtimerszene. Sie setzt sich für den Erhalt des historischen mobilen Erbes und der Möglichkeit zur Teilnahme von Oldtimern am Straßenverkehr ohne staatliche Restriktionen ein.

... denn mobiles Kulturgut braucht eine Zukunft!

Hundert Jahre sichere Mobilität mit TÜV SÜD

am .

Ein Meilenstein in Sachen sicherer Straßenverkehr: Vor genau einhundert Jahren, am 15. Oktober 1910, gründete der Stuttgarter Dampfkessel-Revisionsverein, historischer Vorläufer von TÜV SÜD, eine Spezialabteilung für Fahrzeugprüfungen.

In einem Jahrhundert ist viel passiert – die Hauptuntersuchung (HU) hat sich enorm gewandelt. So steht am 1. Januar schon der nächste Geburtstag an: 50 Jahre TÜV-Plakette! Und der Wandel geht weiter: Heute ist TÜV SÜD Pionier in puncto sichere Elektromobilität.

Die regelmäßige Fahrzeuguntersuchung geht letztlich auf die industrielle Revolution zurück. Nach verschiedenen Unglücksfällen mit der modernen Dampfkessel-Technik gründeten im Jahr 1866 in Mannheim 21 Dampfkesselbesitzer die „Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln". Weitere regionale Vereine entstanden, so auch in Stuttgart. Bald kümmerten sich die Sachverständigen um weitere technische Anlagen, hatten neben der Sicherheit auch Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit im Blick.


Abbildung: TÜV Süd

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Technik-Profis dann erstmals mit der Prüfung von Fahrzeugen und Fahrzeuglenkern betraut – beim Stuttgarter Dampfkessel-Revisionsverein ist die Gründung der Abteilung zur „Prüfung von Fahrzeugen und deren Führern" für den 15. Oktober 1910 vermerkt. Die Geburtsstunde der regelmäßigen Fahrzeugprüfung in Süddeutschland. „Somit stehen TÜV SÜD und seine Vorgänger heute für hundert Jahre sichere Mobilität", unterstreicht Horst Schneider, TÜV SÜD-Vorstand für den Bereich MOBILITÄT. Ein ereignisreiches Jahrhundert in puncto Straßenverkehr und Fahrzeuguntersuchung.

Die 1920-er Jahre: Schon in den „goldenen Zwanzigern" ist das Kraftfahrzeug nicht mehr aus der Öffentlichkeit – insbesondere aus dem Wirtschaftsleben – wegzudenken.

Die 1930-er Jahre: Per Dekret des Reichswirtschaftsministeriums wird aus den Dampfkessel-Revisionsvereinen im Jahre 1938 ein Technischer Überwachungs-Verein (TÜV). Im selben Jahr werden die Vorschriften des Paragrafen 29 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) eingeführt.

Das ist bis heute die „Fundstelle" für die Regelungen zur Hauptuntersuchung. Natürlich hat sich die Vorschrift seither kräftig gewandelt.

Die 1940-er Jahre: Nach den schwierigen Kriegsjahren helfen die TÜV dabei mit, Kriegsversehrten das Autofahren zu ermöglichen. Technische Sonderausstattungen in Fahrzeugen sind gefragt.

Die 1950-er Jahre: Wichtige Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung im Jahre 1951: Autos müssen regelmäßig „vorgeführt" werden. Zu den Prüfterminen bekommen die Fahrzeughalter jeweils eine „Einladung" von den Zulassungsstellen.

Die 1960-er Jahre: Weil diese Einladungen zu häufig ausgeschlagen werden, weil bei den Behörden chronischer Personalmangel herrscht und weil es immer mehr Autos gibt (Stichwort Wirtschaftswunder), kommt 1960 die nächste StVZO-Novelle. Die Autofahrer müssen sich jetzt selbst darum kümmern, den Prüftermin einzuhalten. Zum 1. Januar 1961 wurde die Prüfplakette eingeführt – quasi als Instrument fürs Terminmanagement. „Das Original, die TÜV-Plakette, gibt es seit 50 Jahren und auch in Zukunft bei TÜV SÜD", so die Anmerkung von Horst Schneider.

Die 1950-er und 1960-er Jahre: Rost, Rost und noch mal Rost. So hießen früher die drei Hauptfeinde des Autofahrers – und um Rostschäden ging es demzufolge auch im Rahmen der HU. Eine weitere Geschichte aus der Geschichte der Hauptuntersuchung: der „Kniescheiben-Termin". Ehe es Hebebühnen und Gruben gab, mussten die Sachverständigen auf die Knie, um ein Auto auf Herz und Nieren prüfen zu können. Eine kleine Revolution bedeutete die Einführung der modernen Bremsenprüfstände, mit deren Hilfe sich die Bremskraft der einzelnen Räder exakt feststellen lässt. Zuvor machen die TÜV-Fachleute die Bremsprobe auf öffentlichen Straßen. Sie stellten die Bremsmesser mit Flüssigkeitssäule oder Pendel ins Fahrzeug. Die Bremsprobe auf der Straße wäre bald schwierig geworden, denn das Verkehrsaufkommen nahm laufend zu.

Die 1970-er Jahre: Das Jahr 1971 bringt eine Erleichterung für die Fahrzeughalter. Die Prüfplakette darf ausnahmsweise auch dann zugeteilt werden, wenn das Gefährt geringe Mängel aufweist.

Die 1980-er Jahre: Ab 1985 wird die Abgassonderuntersuchung Pflicht. Den Umwelt-Check gibt es zunächst nur für Benziner, später werden Dieselfahrzeuge mit einbezogen. Das Thema ASU – später AU – macht auch deutlich, dass die Fahrzeuguntersuchung sogar ein „Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung" ist. Die ASU-Einführung war eng verknüpft mit den Umweltschutz-Diskussionen der 1980-er Jahre.

Die 1990-er Jahre: Eine große Änderung rund um die HU tritt im Dezember 1999 in Kraft. Wesentlich für TÜV SÜD-Kunden: Es lohnt sich nicht mehr, die Prüfplakette zu überziehen. „Unsere Sachverständigen müssen sich beim Datieren der neuen Plakette seither streng an die Gültigkeit der alten Plakette halten", sagt Horst Schneider.

Die 2000-er Jahre: Der Begriff „Elektronik-HU" bestimmt die Diskussion und die Praxis rund um die Hauptuntersuchung. Das steckt dahinter: Elektronische Sicherheitssysteme und Fahrerassistenzsysteme müssen in den regelmäßigen Auto-Check mit einbezogen werden. Per Systemdatenrichtlinie ist dies für alle Fahrzeuge Pflicht, die nach dem 1. April 2006 neu zugelassen wurden.

Januar 2010: Die Integration von Haupt- und Abgasuntersuchung wird umgesetzt. Es gibt jetzt nur noch einen Termin – und eine gemeinsame Plakette, die auf dem hinteren Nummernschild anzubringen ist. Die sicherheitsrelevanten Daten und die Infos zur AU werden bei modernen Fahrzeugen jetzt elektronisch ausgelesen – über die so genannte OBD-Schnittstelle (OBD = On Board Diagnose).

Die 2000-er Jahre und die 2010-er Jahre: Das Thema Elektromobilität dominiert die Branche. TÜV SÜD ist auch hier Pionier – das Engagement reicht von der Hauptuntersuchung für E-Fahrzeuge über Homologation und Batteriesicherheit bis hin zur Entwicklung von Ladestationen sowie zur Schulung von Werkstattpersonal zur Hochvolttechnologie. „Zum Wohle aller Verkehrsteilnehmer setzen wir uns für international einheitliche Vorgaben in Sachen Elektroantriebe ein – sichere Mobilität ist auch die Devise für die Zukunft", so TÜV SÜD-Vorstand Schneider.

Stichwort Pionierleistungen: Bei den Jubiläen rund um Fahrzeug und Fahrzeuguntersuchungen geht es nun Schlag auf Schlag: 100 Jahre Hauptuntersuchung am 15. Oktober 2010; dann 50 Jahre TÜV-Plakette am 1. Januar 2011. Und im Jahr 2011 können zudem „125 Jahre Automobil" gefeiert werden. Denn 1886 fuhr das erste Benzinfahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischer Zündung erstmals durch Mannheim; konstruiert wurde es von Carl Benz.