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Rallye Legend: Eine Motorsport-Ära lebt wieder auf

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Der Freitag, der so entspannt für den Dorfpolizisten von Chiesanuova begann, entwickelte sich für ihn bei Einbruch der Dunkelheit zu einem regelrechten Albtraum.

Eigentlich wollte der Mittfünfziger im beschaulichen San Marino seinen von Streß, Hektik und Lärm geprägten Dienstalltag, wie er ihn in der Großstadt seit Jahrzehnten ertragen musste, hinter sich lassen. Dass die RallyeLegend die kleine Republik vor den Toren Riminis jedoch einmal im Jahr in eine Motorsport-Tollhaus erster Güte verwandelt, schien ihm niemand vorher verraten zu haben. Doch auch er ließ sich am Wochenende vom Enthusiasmus der rund 65 000 Rallye-Fans anstecken und sieht mit einem zwinkernden Auge über den Lärm und die überall im Halteverbot geparkten Autos der Zuschauer hinweg. Die „Rallye Legend“ ließ zum neunten Mal jene Epoche aufleben, als der Rallye-Sport in seiner Blüte stand. Es waren die 70er und 80er-Jahre in denen tausende Fans und Zuschauer ihren Fahrer-Helden an abgesperrten Landstraßen auf den Wertungsprüfungen zujubelten und beim brachialen, ungedämpften Klang der Boxermotoren im Porsche, dem Gebrüll der Lancia Stratos oder dem wilden Turbo-Fauchen der Audi S1 Sport Quattro in Ekstase gerieten. Diese alten Rallye-Autos – eigentlich Museumsstücke und Unikate – wurden in San Marino von ihren legendären Star-Piloten drei Tage lang in härtester Gangart über die Pisten getrieben.


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Volkswagen schickte zwei „Originale“ aus dieser Ära ins Rennen. Das Weltmeister-Auto von Kenneth Eriksson, pilotiert von Dieter Depping und Peter Diekmann, und einen Rallye-Golf der ersten Generation. Am Lenkrad dieses 225-PS starken Volkswagen drehte das schwedische Rallye-As Per Eklund. 24 Jahre lang fuhr der 1946 geborene Schwede erfolgreich in der Rallye-Weltmeisterschaft. Nach seinem Karriere-Ende 1997 zog es Eklund zum Rallye-Cross. Dort wurde er 1999 Europameister und schwedischer Meister im Jahr 2004 und 2011. Eklund ist eine Institution im Rallye-Sports. Nicht zuletzt aufgrund seiner zwei Siege beim legendären „Hill Climb“ auf den Pikes Peak in Amerika. Seine im Jahr 2000 aufgestellte Zeit von elf Minuten, 21 Sekunden ist bis heute Rekord.


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„Es ist ein schönes Gefühl, wieder hinterm Lenkrad meines alten Rallye-Golf zu sitzen“, schwärmet der Schwede im Fahrerlager, während er einen liebevollen Blick auf den gelben VW warf. 1980 fuhr er zusammen mit Co-Pilot Hans Sylvan mit diesem Auto die Rallye Monte Carlo. „Es ist wie ein kleines Familientreffen. Die Arbeit mit Hans im Cockpit hat auf Anhieb geklappt – als wenn wir erst gestern unser letztes Rennen gefahren wären“, lobte Eklund seinen Beifahrer. Auf San Marinos Schotterpisten, ist der Schwede dann auch nicht zimperlich mit seinem Auto. „Der fährt engagiert und kämpferisch wie früher. Dafür lieben wir ihn noch heute“, sagte Giuseppe Frioli, Rallye-Fan seit 1970 und weiter: „Das Volkswagen es geschafft hat, Eklund und sein altes Auto hier an den Start zu bekommen ist „belissima“ und eine schöne Vorbotschaft für die geplante Rückkehr in den Rallyesport mit dem WRC-Polo.“

Neben den zwei Volkswagen brachten auch die Konzerntöchter Audi und Porsche Fahrzeuge aus ihren Sammlungen an den Start. So reaktivierte Audi-Tradition einen Quattro A2 aus dem Jahr 1984 und setzte das einstige Erfolgs-Duo Hannu Mikkola und Arne Hertz ins Cockpit. Motorsport-Veteran Jacky Ickx ging mit seinem alten Arbeitsgerät, dem Dakar-Porsche 959 ins Rennen.


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Juha Kankunnen konnte in diesem Jahr seinen Titel nicht verteidigen. Er fuhr stark, begeisterte seine Fans, aber Luca Pedersoli aus Italien hatte am Ende die Nase knapp vorn. Den meisten Zuschauern ist es nach der Rallye Legend aber auch egal, wer die schnellste Zeit gefahren ist. Hier zählt in erster Linie ein spektakulärer Fahrstil und die Tatsache, dass alle Autos mit ihren Besatzungen unbeschadet ins Ziel kommen. (ampnet/tw)