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Gentleman ... start your engines!

Nürnberg, das viele mit Bratwürstchen, Lebkuchen oder den Christkindlesmarkt in Verbindung bringen sowie die stimmungsvoll geschmückte Innenstadt Pappenheims im Naturpark Altmühltal avancierten am Wochenende mit familiärem Charme zum Mittelpunkt der Oldtimerszene Bayerns. Ein großes rollendes Automobilmuseum aus 7 Jahrzehnten in Nürnbergs Innenstadt, Strohballen am Bergrennkurs und beim Le Mans Start im Altmühltal sowie eine eindrucksvolle Burgkulisse und auf dem fackelbeleuchteten Turnierplatz aus dem Mittelalter in Pappenheim – Autoklassik und Motorsport zum Anfassen für Jedermann. Durch den ureigenen Charme begeisterte das Event mit seinem hochkarätigen Starterfeld am vergangenen Wochenende nicht nur die Teilnehmer selbst, sondern über tausende von Oldie-Fans.

Schon frühmorgens pilgerten am Samstag viele Zuschauer zum Start des 4. Altmühltal Classic Sprints an den Lorenzer Platz zur VR Bank in Nürnberg um das Stelldichein des Starterfelds zu bestaunen. Der Classic Sprint hat sich in der Szene herumgesprochen. Galt das Event bisher noch als Geheimtipp, war die Veranstaltung heuer schon lange im Terminkalender der Oldtimer-Fangemeinde aus ganz Deutschland und Europa verankert.

Aber was macht den Classic Sprint so beliebt?

Neben der Volksfeststimmung in den Innenstädten, wenn der Oldtimer-Rallyekorso eintrifft oder sich zum Bergsprint im Altmühltal aufstellt, ist es vor allem die völlig ungekünstelte und vorbehaltlose Leidenschaft der Veranstalter Squadra Franconia für Klassiker aus vergangenen Jahren. Sie wünschen sich vor allem ein Familienfest unter Gleichgesinnten bei bester Unterhaltung und Verköstigung. Sie kommen als Fremder und gehen als Freund.

Die unzähligen Bergpassagen im Naturpark Altmühltal erforderten fahrerisches Können, Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und Orientierungsvermögen, währenddessen die Anfahrt des Barockschlosses Ellingen zum Verweilen und Innehalten einlud.

Auch die Besitzer der edlen Karossen schotteten sich nicht ab, sondern freuten sich, ihre geliebten und mühevoll restaurierten Schätze dem Publikum zeigen und Fragen beantworten zu können. So wird bewusst auf abgesperrte Fahrerlager und VIP-Bereiche verzichtet, um den Zuschauern die Nähe zu den Teilnehmern und einen regen Informationsaustausch zu ermöglichen. Hier will man Automobilgeschichte für möglichst viele lebendig machen. "Das ist Geschichte zum Anfassen", bemerkt ein Fan. In jedem Städtchen, das von den historischen Boliden donnernd passiert wurde, freuten sich die Menschen und winkten Kinder den tollkühnen Helden in ihren Boliden aus vergangenen Tagen fröhlich zu.

Ein wundervolles Ambiente für einen Oldtimerschmaus überzeugte auch den Wettergott, der sich einsichtig zeigte und die Burganlage in Pappenheim in ein zauberhaftes Abendrot eintauchte. Auch David Robey aus London, der mit seinem Fiat X1/9 Abarth Prototypo schon zum zweiten Mal teilnahm und sich in der internationalen Klassik-Szene bestens auskennt, ist von der Veranstaltung höchst angetan. „Eine toll organisierte und in einem absolut fantastischen Ambiente mit Herzblut durchgeführte Rallye!“ Er will nächstes Jahr unbedingt wieder mit dabei sein.

Doch neben Oldtimertreffen, Doppeldecker-Flugshow über der Burganlage, Le-Mans-Start in der Innenstadt, war der durchgeführte Bergsprint das absolute Highlight. Insgesamt donnerten knapp 100 Piloten mit ihren alten Sport- und Rennwagen und 36 verschiedene Automarken über die mit Strohballen abgesicherte Bergrennstrecke. Volkfeststimmung hingegen bot der Vorstart in der Pappenheimer Stadtmitte den interessierten Zuschauern. Röhrende Motoren, der Geruch von Benzin, heißem Öl und verbranntem Gummi kann man im Museum nur erahnen, hier aber wurden die Legenden von einst lebendig und für jedermann erlebbar und riefen in uns schmunzelnd Erinnerungen aus vergangenen Tagen hervor. Neben seltenen automobilen Preziosen wie De Coucy, Marendaz, Riley oder Amilcar reihten sich auch ehemalige Allerweltsautos wie VW-Käfer, Fiat 500 und Opel Commodore in das illustre Starterfeld ein.

Den Gesamtsieg beim Classic Sprint 2009 hat übrigens ein reines Frauenteam auf einem Triumph TR4, Bj. 1962, eingefahren. Frau Eleonore Rupp und Frau Ilse Wachter aus Nürnberg konnten bei der Preisverleihung im Ofenwerk – Zentrum für mobile Klassik ihr Glück kaum fassen und nahmen sichtlich stolz den von Juwelier Wempe gestifteten Chronometer entgegen.

Schon heute darf man sich auf ein tolles Wochenende im Juni 2010 freuen, wenn es wieder heißt: „Gentleman ... start your engines!“