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AvD Oldtimer Grand Prix: Die Formel 1-Fliegengewichte kommen!

Auch wenn die aktuelle Diskussion anderes vermuten lässt: Regeländerungen gehören in der Formel 1 selbstverständlich zur Geschichte. Vor 50 Jahren lag eine einschneidende Veränderung in der Luft. Unter anderem weil die Zuschauer das Interesse an der Königsklasse verloren und die Sicherheit in den Vordergrund rückte, weniger der technische Fortschritt. So wurden die Fliegengewichte geboren. Diese faszinierenden historischen Formel-1-Renner sind im Rahmen des 37. AvD-Oldtimer-Grand-Prix vom 7. bis zum 9. August 2009 nun wieder auf dem Nürburgring zu bewundern. Die Fliegengewichte sind pure Fahrmaschinen, die noch ohne Flügel auskommen. Sie erinnern an die Zeit mit der größten Konzentration an Fahrerpersönlichkeiten von Wolfgang Graf Berghe von Trips bis Jochen Rindt.

Historie – Die Regeländerung

Jack Brabham trug sich zwar 1959 als erster Weltmeister mit einem neu entwickelten Mittelmotor-Rennwagen ins Goldene Buch des Motorsports ein – doch die Starterfelder schrumpften und mussten mit Formel-2-Autos aufgefüllt werden. Um den Negativ-Trend und den Zuschauerschwund zu stoppen, war der AvD mit dem Großen Preis von Deutschland zunächst sogar umgezogen: aus der Eifel in die Metropole Berlin, auf die AVUS. Ohne Erfolg. Die stetig steigende Motorleistung der Frontmotor-Rennwagen weckte immer größere Sicherheitsbedenken. Die oberste Motorsportvereinigung (FIA) in Paris reagierte schließlich. Und so wurde schon zwei Jahre vor der Einführung die neue 1,5 Liter-Formel für die Saison 1961 angekündigt.

Der AvD als Wegbereiter

Zu den Verfechtern der 1,5 Liter-Formel gehörte auch der Automobilclub von Deutschland. Bereits 1960 wurde der Große Preis von Deutschland für die Fliegengewichte ausgeschrieben und zählte deshalb nicht zur Weltmeisterschaft. Das Rennen auf der Südschleife des Nürburgrings beherrschten die Porsche-Einsitzer mit dem luftgekühlten Vierzylindermotor. Der schwedische Werksfahrer Jo Bonnier gewann vor Wolfgang Graf Berghe von Trips. Beide schlugen den Weltmeister Jack Brabham, der im Cooper-Climax noch den dritten Platz erreichte.
Die deutliche Verringerung des Hubraums von 2,5 auf 1,5 Liter und die damit verbundene geringere Leistung sollten für mehr Sicherheit sorgen. Die besten Motoren erreichten allerdings rund 220 PS. Es mussten auch die Chassis verändert werden, um die Fahrer besser zu schützen. Ab 1961 wurde daher erstmals ein Überrollbügel vorgeschrieben.

In Memoriam Graf Berghe von Trips

Gerade mal 450 Kilogramm wogen die Formel 1-Fliegengewichte, die am 14. Mai 1961 auf dem Stadtkurs in Monte Carlo ihre Premiere feierten. Das Rennen über 100 Runden lieferte gleich eine Sensation. Es gewann keiner der favorisierten Ferrari mit der charakteristischen Haifisch-Nase und auch kein Werksfahrer, sondern Stirling Moss - in einem privat von Rob Walker eingesetzten Lotus 18-Climax.
Nach vier Ferrari-Siegen in Folge wiederholte der Lotus-Pilot seinen Husarenstreich im August auf dem Nürburgring und gewann 21 Sekunden vor dem Lokalmatador und Ferrari-Werksfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Der charismatische Adelige führte damals in der Weltmeisterschaft. Wenig später wurde er jedoch zur tragischen Fahrerpersönlichkeit der Ära. Beim Großen Preis von Italien in Monza starb der 33-jährige aus Kerpen-Horrem bei einem furchtbaren Unfall. Sein Teamkollege und Freund Phil Hill erbte den Weltmeistertitel. Aber die Tragödie von Monza warf einen dunklen Schatten über die Ära. Dass Lotus-Werksfahrer Innes Ireland im Oktober das Finale in den USA gewann und damit eine Trendwende im Kampf der Motorsport-Großmächte Großbritannien und Italien einleitete, ging zumindest in Deutschland unter. Wie auch die Erfolge von Porsche-Werkspilot Dan Gurney, der in den letzten beiden Rennen jeweils Zweiter wurde und in der Weltmeisterschaft noch den dritten Platz erreichte – punktgleich mit dem zweifachen Saisonsieger Stirling Moss. Gurney war damals in einem silbernen Porsche mit luftgekühltem Vierzylinder-Boxer unterwegs. In der Basis der Motor des deutschen Wirtschaftswunders. Auch der VW Käfer hatte ihn unter der Haube.

Mythos Jim Clark

Ab 1962 setzten sich überwiegend britische Fahrer in britischen Autos durch. Auf Graham Hill im BRM folgte der 27-jährige schottische Lotus-Werkspilot Jim Clark. Sein Lotus 25-Climax verfügte über eine weitere Neuerung dieser Ära: das Monocoque-Chassis. Diese aus Alublechen hergestellte Wanne löste den meist aus Stahlrohren aufgebauten Gitterrohrrahmen ab. Das Chassis wurde dadurch steifer. Clark gewann mit dieser Konstruktion sieben von zehn Rennen und war fortan der Fahrer, den es zu schlagen galt. Insgesamt 49 Grand Prix wurden mit den 1,5-Liter-Autos ausgetragen. Clark triumphierte in 19 von ihnen. 1965 wurde er zum zweiten Mal Weltmeister. Danach wechselte die Königsklasse zur Dreiliter-Formel. Die Ära der leichtesten Formel-1-Autos aller Zeiten dauerte somit nur fünf Jahre. Einen Sieg verbuchte übrigens auch ein deutsches Auto: 1962 gewann Dan Gurney in Rouen den Großen Preis von Frankreich mit einem Porsche 804.

Alle aktuellen Informationen rund um den 37. AvD-Oldtimer-Grand-Prix finden Sie im Internet unter www.avd-oldtimer-grand-prix.de