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Glosse: Ein Verein attackiert den „Großen Wagen“

Gut, wenn sich ein Verein dauerhaft unter ein und demselben Feindbild versammeln kann. Bei der Deutschen Umwelthilfe e.V. muss das Auto dazu herhalten. Mal so, mal so, direkt oder indirekt. Jetzt nimmt die DUH ein weiteres Mal den deutschen Regierungsfuhrpark aufs Korn. Und macht sich mit der Forderung lächerlich, auch die Spitzenpolitiker im Lande sollten auf spritsparende Autos als Dienstwagen umsteigen.

Ich habe mich noch einmal vergewissert: Es sind tatsächlich sieben besonders helle Sterne, die am Himmel den sogenannten „Großen Wagen“ bilden. Zugegeben, es gehört Fantasie dazu, das Sternenbild so zu deuten. Aber so ist das doch auch hier unten auf der Erde: Wo immer sich ein Wagen zeigt – respektive ein Auto, wie man heutzutage zu sagen pflegt –, regt solch ein Gefährt die Fantasie an, ja, bricht mitunter sogar Emotionen los; manchmal wenig ehrenwerte. Die Empfindungen beim Anblick eines Autos geben gedachte oder auch vernehmbare Kommentare wider, die sich der gesamten menschlichen Gefühlsskala bedienen. Die kann bekanntlich von ehrlicher Bewunderung bis hin zu totalem Unverständnis und offenkundigem Neid reichen.

Warum ich so weit aushole? – Weil über „die großen Wagen“, die großen Autos und deren Nutzer wieder einmal hergezogen wird. Von der Deutschen Umwelthilfe. Das Vorhaben war dem umtriebigen Verein sogar eine vermutlich aufwendige „Dritte Dienstwagen-Erhebung“ wert. Vorgenommen haben sich die selbsternannten Umweltrichter ein weiteres Mal den deutschen Regierungsfuhrpark, der sich – um das vernichtende Urteil des Vereins gleich vorwegzunehmen – zum größten Teil aus „Klimakillern“ rekrutiere. Die Dienstwagen seien viel zu groß, übermotorisiert und damit intensive Spritschlucker. Was ihren Kohlendioxid-Ausstoß anbelange, so lägen „die Spitzenwerte durchweg im Bereich des Doppelten der für 2008 auf EU-Ebene festgelegten CO2-Zielwerte“.

Das „Schaufahren“ der Dienstwagen-Flotte der Spitzenpolitiker gegen Klimaschutz gehe weiter, überschreibt die Umwelthilfe ihre Presseinformation zur neuerlichen Dienstwagen-Erhebung. Lobend erkennt DUH-Chef Resch eigentlich nur an, dass die Informationsbereitschaft der Bundesministerien und der großen Mehrheit der Länderministerien gegenüber der Wissbegier seines Umweltvereins erheblich größer gewesen sei als in den Jahren 2007 und 2008. Damals war die Umwelthilfe wohl hier und da mit ihrem Nachfragebegehren abgeblitzt.

„Nach wie vor unkooperativ“ seien nur Jens Böhrnsen (Bremen, SPD) und Peter Müller (Saarland, CDU), und „genascht“ hat Resch auch den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU), gegen den die DUH doch glatt eine Musterklage anstrengte, weil der Landeschef nicht bereit war, die CO2-Emissionen seiner Dienstlimousine preiszugeben. Vor den Verwaltungsgerichten werde über die (2008 eingereichte) Klage „voraussichtlich noch in diesem Jahr“ entschieden, sagt die Umwelthilfe. Voraussichtlich. Die Gerichte haben vermutlich Wichtigeres zu tun.

Ach so, Lob erfahren auch die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) und ihre Hamburger Kollegin Anja Hajduk (Grüne), die jeweils mit einem Toyota Prius (104 g CO2/km) unterwegs seien. Dann aber hagelt es harsche Kritik. Vor allem zwei Damen bekommen ihr Fett von der DUH ab: Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die mit ihrem in Bonn eingesetzten Audi A8 4.2 FSI nach wie vor die Klimakiller-Liste unter den Bundesministerien anführe, und Justizministerin Brigitte Zypries (SPD), die auf einem VW Phaeton V6 TDI beharre. Den beiden Killer-Bienen werden 259 bzw. 240 Gramm CO2 pro Kilometer zur Last gelegt. Und vorgehalten wird sowohl dem thüringischen als auch dem schleswig-holsteinischen Umweltminister, den Herren Sklenar und von Boetticher also (beide CDU), jeweils einen Audi A8 4.2 TDI gewählt zu haben und damit einfach den CO2-Ausstoß von 249 Gramm pro Kilometer hinzunehmen.

DUH-Fazit: Der Großteil der Dienstwagenflotte der Regierung emittiere viel zu viel CO2. Auffällt, dass die immer und immer wieder strapazierte Formel, mit der das drohende Unheil einer Klimakatastrophe unterstrichen werden soll, in der Argumentation mittlerweile die Themen Kraftstoffverbrauch und Kosten gänzlich verdrängt hat. Als gehe es einzig und allein nur noch um CO2. Man möchte fast annehmen, das böse Kürzel schaffe es, eines Tages als das „Unwort des Jahrzehnts“ gekürt zu werden.

Die DUH gibt sich entschlossen. Wieder einmal. Sie fordert, dass die persönlichen Dienstwagen des Bundeskabinetts und der Länderkabinette „spätestens ab 2010 die aktuellen EU-Zielwerte für CO2 von 140 Gramm pro Kilometer“ einhalten. Mit Verlaub: Auch bei nur einigermaßen realistischer Einschätzung der Gegebenheiten, die frei ist von ideologischen Wünsch-dir-was-Visionen, kann doch bestenfalls als weltweit einmalige Albernheit durchgehen, dass ein Regierungsfuhrpark gewissermaßen unter Kuratel eines Vereins steht.

Offenbar glaubt die DUH sogar daran, dass „die Minister mit ihrem Vorbild sehr real“ mit darüber bestimmten, „welche Dienstwagen in Firmen, aber auch welche Privat-Pkws morgen gekauft werden“. So steht’s geschrieben in ihrer Pressemitteilung.
Da haben wir’s: Die Fantasie wird offensichtlich nicht nur vom „Großen Wagen“ am Sternenhimmel angeregt. Offenbar schaffen das auch stattliche irdische automobile Gefährte. Davon aber sollte besser auch die DUH ausgehen: Weiter zeigen wird sich selbstverständlich der beeindruckende „Große Wagen“ am klaren Nachthimmel, ganz ungeniert und selbstbewusst mit Sicherheit aber auch das „große Auto“ auf der Straße. (ar/PS/Wolfram Riedel)

(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen Informationsdienstes „PS-Autmobilreport“)

Von Wolfram Riedel

Quelle: Auto-Reporter.net