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VDOH-Mitglieder einstimmig für Beteiligung an Opel

Die deutschen Opel-Händler haben einer Beteiligung an dem in Schwierigkeiten geratenen Hersteller zugestimmt. Auf der Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Opel-Händler (VDOH) am Donnerstag in Darmstadt wurde innerhalb einer Dreiviertelstunde einstimmig beschlossen, sich über einen Rettungsfonds an einer „neuen und zukunftsfähigen europäischen Opel/Vauxhall AG mit Sitz in Rüsselsheim“ finanziell zu beteiligen. So wollen die Händler 10 bis 20 Prozent an Opel übernehmen.

Die VDOH-Mitglieder bestätigten den zuvor mehrfach ins Gespräch gebrachten Verzicht auf 150 Euro pro Neufahrzeug. Allerdings nur schweren Herzens. „150 Euro bei einem Corsa, das tut weh“, sagte VDOH-Sprecher Paul Ebbinghaus. Das Risiko, nichts zu tun und keine positiven Akzente zu setzen, sei aber ungleich höher. Auch die Regierung müsse Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zur Rettung des Autobauers leisten: „Wir wissen, dass unsere Beteiligung nicht die gesamte neue Firma Opel finanzieren kann“, sagte VDOH-Sprecher Thomas Bieling.

Zuversicht, dass sich alle Opel-Händler anschließen

Die Mitglieder des VDOH stehen für rund 85 Prozent des Verkaufsvolumens in Deutschland. Der Verband geht jetzt davon aus, dass sich 100 Prozent der deutschen Opel-Händler dem Beteiligungsmodell anschließen werden. 390 Teilnehmer waren bei der VDOH-Mitgliederversammlung anwesend. Damit waren 60 Prozent der Mitglieder vertreten.

Wie Bieling und Ebbinghaus im Anschluss an die Versammlung im Rahmen eines Pressegesprächs betonten, setzt sich der VDOH dafür ein, dass schnellstmöglich jemand bei Opel in Erscheinung tritt, der sich im Dialog mit Medien und Verhandlungsparteien „ausschließlich und rückhaltlos“ für die Interessen der Opel GmbH einsetzt. Opel müsse sich dringend nach außen wieder als Marke verkaufen, die absolut dazu in der Lage ist, Volumen zu verkaufen. Dazu Ebbinghaus wörtlich: „Wir haben möglicherweise ein Problem, aber mit Sicherheit kein Produktproblem.“ Ein Investor für Opel ist derzeit noch nicht in Sicht. Zu der Frage nach einem Wunschkandidaten sagte Ebbinghaus: „Einer aus der Automobilindustrie, der Opel als Sortimentsergänzung brauchen kann.“

Der Markt muss mitspielen

Um wie angestrebt mehr als 400 Millionen Euro zusammenzubringen, müssten in den kommenden drei Jahren drei Millionen Autos von Opel und Vauxhall in Europa verkauft werden. In diesem Jahr rechnet der Verband mit 1,2 Millionen Einheiten. Im vergangenen Jahr wurden 1,4 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Derzeit ist der Markt aber stark rückläufig, obwohl etwa in Deutschland mit der Abwrackprämie vorübergehend gegengesteuert wird.

Bieling bestätigte, dass Opel eigentlich nicht drei Jahre warten kann, bis die Händler die angepeilte Summe angesammelt haben: „Wir wissen, dass das Geld schnell gebraucht wird.“ Der VDOH habe deshalb bereits Gespräche mit Experten aufgenommen, um zu klären, ob das Kapital vorab ausgeschüttet werden kann. Entschieden sei aber noch nichts.

Demant: „Signal an die Politik“

Der VDOH geht davon aus, dass die Händler die Fahrzeuge trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation und des harten Wettbewerbs mit niedrigeren Margen verkaufen müssen. Zum Teil könne dies aber auch durch geringere Nachlässe kompensiert werden, sagte Bieling. Opel-Chef Hans Demant begrüßte die einstimmige Entscheidung: „Das ist ein wesentliches Signal an die Politik, dass wir bereit sind, für das Unternehmen zu kämpfen.“

Zusammen mit den Arbeitnehmern sollen die Händler mehr als 25 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen halten, hoffen VDOH und Betriebsrat. „Zusammen wollen wir versuchen, eine Sperrminorität zu organisieren“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Opel, Klaus Franz. Damit wollen Arbeitnehmer und Händler mehr Einfluss auf die Geschäftspolitik des Autobauers nehmen.

„Lokomotivfunktion“ für europäische Händler

Die Entscheidung aus Darmstadt soll den Weg für die europaweite Zustimmung der Händler zu dem Beteiligungsmodell ebnen. In den nächsten Wochen werden auch die anderen 26 nationalen Verbände über eine Beteiligung abstimmen. Der europäische Dachverband Euroda will bei seiner Verbandsversammlung am 15. Mai in Wien endgültig über das Thema entscheiden. „Wir haben heute mit unserer Entscheidung eine Art Lokomotivfunktion und gehen davon aus, dass wir jetzt in allen europäischen Ländern das gleiche Ergebnis kriegen“, sagte Esko Thüllen, Vertreter des VDOH bei Euroda.

VDOH-Vorstand im Wesentlichen wiedergewählt

Neben dem herausragenden Thema Händlerbeteiligung hat der Händlerverband, der jetzt Verein Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH) heißt, auch seinen Vorstand im Wesentlichen wiedergewählt. Esko Thüllen schied nach vierjähriger Arbeit aus dem Vorstand aus. Neu hinzu kommen Sibylle Neff aus Heilbronn und Peter Hübner aus Kaiserslautern. Zudem wurden erstmals die zehn Mitglieder des Franchise-Boards, in dem viele Detailfragen des Tagesgeschäfts zwischen Hersteller und den Partnern ausgehandelt werden, durch ein offizielles Votum der Verbandsmitglieder legitimiert. Neu hinzu kamen in dieses Gremium die beiden frisch gewählten Vorstandsmitglieder.

Die Versammlung erteilte dem Vorstand zudem den Auftrag, eine Wirtschaftsgesellschaft zu gründen, die künftig verschiedene Tätigkeiten wie zum Beispiel den Abschluss von Rahmenverträgen über den Einkauf von IT- oder Telekommunikationsleistungen ausüben soll. Geschäftsführer der VDOH Wirtschaftsdienst GmbH soll der derzeitige Verbandsgeschäftsführer Uwe Heymann werden. Diese neue Gesellschaft soll sich außerdem an der Opel Händler Vermiet GmbH (Opel Rent) beteiligen, um auf diesem Geschäftsfeld Kontinuität und Einflussmöglichkeiten für die Opel-Partner sicherzustellen.

Quelle: KFZ-Betrieb online