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Pionier des Tunings

Mit "getunten" Automobilen feierte das Turiner Unternehmen Abarth sensationelle Rennerfolge. Auf der Retro Classics 2009 sind 18 legendäre Modelle ausgestellt.

Der Skorpion auf schwarz-rotem Grund ist zu einem Symbol des Autorennsports geworden. Vor 60 Jahren wählte Carlo Abarth das Sternzeichen seiner Geburt als Firmenlogo. Bekannt wurde der ursprünglich aus Wien stammende Motorradrennfahrer und Konstrukteur vor allem mit getunten Modellen großer Hersteller wie Fiat, Simca oder Alfa Romeo. Eine Abarth-Sonderschau in Halle 4 bietet auf der Retro Classics einen Querschnitt durch sechs Jahrzehnte Rennbegeisterung.

Bereits in seinen Teenagerjahren arbeitete Karl Abarth als Motorradmechaniker und gewann im Juli 1928 in Salzburg sein erstes Rennen. Weitere spektakuläre Siege folgten. Daneben entwickelte er unter anderem ein neues Auspuffsystem, das später zur Grundlage seines Erfolges werden sollte. Nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich nahm Abarth die italienische Staatsbürgerschaft an und änderte seinen Vornamen: Er hieß nun offiziell Carlo.

Gemeinsam mit Armando Scagliarini gründete Abarth 1949 die Firma Abarth & Co., die zunächst Rennfahrzeuge aus der Konkursmasse des Industriellen Dante Giacosa übernahm und weiterentwickelte. Guido Scagliarini, der Sohn des Geschäftspartners, fuhr mit dem "Squadra Carlo Abarth" erste Siege für das neue Rennteam "Squadra Corse Carlo Abarth" ein.

Neben seinen kleinvolumigen Eigenmodellen konnte sich Carlo Abarth rasch einen Namen als genialer Automobiltuner machen. In den Fünfzigern, als die Branche praktisch noch in den Kinderschuhen steckte, wurden in der Turiner Werkstatt bereits Fahrzeuge von Fiat, Simca und Alfa Romeo zu schnittigen Rennwagen umgebaut. Daneben vertrieb Abarth auch Zubehör wie Auspuffanlagen, Lenkräder oder Doppelvergaseranlagen mit selbst entwickelten Einlasskrümmern. Über viele Jahre erfreute sich das Unternehmen eines steten Wachstums.

Die Überarbeitung eines Fiat 600, der danach die sensationelle Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern erreichte, mündete schließlich in einer langen Zusammenarbeit mit dem italienischen Traditionshersteller. So sind auch die meisten der auf der Retro Classics ausgestellten Abarth-Fahrzeuge "getunte" Fiat-Modelle, etwa ein Fiat Abarth 750 Berlina Serie I "Elaborazione" aus dem Jahre 1956, ein 1000 Record Monza Zagato Bialbero von 1960 oder der im Jahre 1971 gebaute Formula Italia Serie I, von dem nur eine sehr geringe Stückzahl hergestellt wurde.

Dank einer enormen technischen Bandbreite verzeichnete Abarth bis Ende der Sechziger jährlich bis zu 600 Renn- und Klassensiege. Zum firmeneigenen Rennstall zählten prominente Fahrer wie Johann Abt, Kurt Ahrens, Hans Herrmann oder Walter Röhrl. Mit dem Trend zu mehr Hubraum begann der Stern des Unternehmens jedoch zu sinken. 1971 verkaufte Carlo Abarth Firma und Namensrechte an den Fiat-Konzern, für den er einige Jahre lang noch als Berater tätig war, bevor er im Oktober 1979 knapp 80-jährig verstarb. Fiat verwendet die Marke Abarth heute - neben dem Zubehörmarkt - für seine sportlichen Ableger gängiger Modelle wie dem Grande Punto oder dem Fiat 500.