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Gute Gebrauchte auf dem Schrott

Bonner Autoverwerter spüren die Auswirkungen der Umweltprämie

Ein typischer Vormittag nach Einführung der Abwrackprämie bei der VFG-Autoverwertung Am Dickobskreuz: In regelmäßigen Abständen klingelt das Telefon, wenig später erläutert Johann Roschke den Anrufern Details zur neuen Umweltprämie. "Es herrscht wesentlich mehr Betrieb als vorher", sagt Roschke.

Vor der Tür stehen fahrtüchtige Autos der Marken VW, BMW, Renault und Mercedes-Benz. Der Platz des Autoverwerters gegenüber der MVA sieht aus wie ein Paradies für Händler von gut erhaltenen Gebrauchtwagen. Tatsächlich ist es eine Art Vorhölle der Verschrottung. "Das sind teilweise Autos, die eigentlich noch in Ordnung sind", sagt Roschke.

Der Mitarbeiter der Autoverwertung zeigt den "Antrag auf Gewährung einer Umweltprämie" vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Unter "Angaben zum Altfahrzeug" bestätigt der Betreiber des Demontagebetriebs, "dass die Restkarosse einer Schredderanlage zugeführt wird".

"Wir haben sehr viele Anfragen von Händlern", sagt Roschke. Die Kunden geben ihren Wagen dort ab, der Händler faxt die Fahrzeugpapiere, die VFG-Autoverwertung stellt einen Verwendungsnachweis aus, und der Fahrer des Abschleppwagens nimmt die Papiere mit zum Händler. Roschke empfiehlt, seinen Wagen bei einem zertifizierten Autoverwerter zu entsorgen, da sich auf dem Markt auch schwarze Schafe tummelten.

Gegen Mittag kommt ein Ehepaar aus Bonn, um zu erfragen, wie viel die VFG noch für ihren Zweitwagen zu zahlen bereit ist, einen BMW 316 Kombi, 16 Jahre alt, 160 000 Kilometer Laufleistung. Der Wagen würde in Osteuropa oder Afrika sicher noch einige Jahre gute Dienste tun, sagt sein Halter.

Aus Sicht der Eheleute mache es aber Sinn, jetzt in einen neuen oder Jahreswagen zu investieren, der alte stehe kurz vor dem TÜV, und 2 500 Euro seien nicht zu erzielen. Für den Wagen hätten ihm Bonner Autoverwerter zwischen 100 und 250 Euro geboten.

Wer gute Ersatzteile sucht, ist jetzt bei den Autoverwertern genau richtig, sagt Manfred Heismann.

Der Kfz-Händler aus Alfter kritisiert, dass die Umweltprämie nur einer bestimmten Schicht von Käufern zugute komme: "Die armen Schlucker, die sich ein Auto kaufen wollen, kriegen einen Neuwagen nicht finanziert." Heismann findet es jedenfalls "sehr traurig", wenn so ein Gebrauchter wie der BMW verschrottet werde.

Auch Michael Schwanenberg sagt: "Es tut mir in der Seele weh, wenn ich so schöne, fahrtüchtige Autos verschrotten soll." Schwanenberg ist stellvertretender Geschäftsführer der Autoverwertung Weber in Beuel. Vor der Prämie habe das Unternehmen an der Maarstraße fünf bis sieben Fahrzeuge pro Tag zur Verwertung angenommen, mittlerweile seien es 20 bis 30 am Tag.

Geschäftsführer Hamed Mussa berichtet, dass das Überangebot zu verschrottender Fahrzeuge den Stahlpreis gedrückt habe, den die Verwerter erzielen können. "Der Schrottpreis ist von 88 Euro pro Tonne auf 35 Euro gefallen", sagt Mussa. Schwanenberg ergänzt, dass ein demontiertes Auto durchschnittlich noch 600 Kilo wiege. 50 bis 200 Euro für einen zu verschrottenden Pkw seien deshalb realistisch.

Schwanenberg berichtet von einem Kunden, der in der vergangenen Woche seinen Audi verschrotten lassen wollte. Weil der Wagen noch richtig gut in Schuss gewesen sei, habe ihm die Autoverwertung mehr als 2 500 Euro dafür geboten. Der Mann habe aber abgelehnt - aus Angst, man wolle ihn übers Ohr hauen.

Quelle: Generalanzeiger online