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Gastkommentar: In Kürze sind wir alle dran

Ihr Kommentar („Kommentar zur Umweltprämie – Die Masse macht‘s“, Freitag, 16. Januar 2009) veranlasst mich nun doch noch einmal, in die Tasten zu greifen: Ich pflichte Ihnen völlig bei, dass die vorgesehenen Maßnahmen bei der Kfz-Steuer zwar den Steuerzahler viel Geld kosten, einen Autokäufer aber wohl kaum hinter dem Ofen hervorlocken werden.

In diesem Zusammenhang wird immer übersehen, dass wir in Mineralöl- und Ökosteuer bereits eine massive CO2-Besteuerung haben. Statt der unsinnigen Verrenkungen – an denen sich unverständlicherweise auch VDA und ADAC beteiligen – sollte man die Kfz-Steuer ganz abschaffen, die Länder auf andere Weise ruhig und zufrieden stellen und sich über eine angemessene Höhe der Mineralölsteuer einigen. Wer viel oder mit einem „klimaschädlichen“ (ich selbst halte wenig von der CO2-Theorie) Auto unterwegs ist, oder gar beides tut, der zahlt dann entsprechend.

Das würde zugleich die unsäglichen Aussagen und Aktionen von DUH und den anderen Organisationen relativieren, die sich als eine Art Umweltgewissen ständig in demokratische Abstimmprozesse drängen. Hierüber müsste sowieso einmal irgendwo geschrieben und gleichzeitig darauf hingewiesen werden, dass die derzeitige Kaufzurückhaltung kaum etwas mit mangelnder Umweltfreundlichkeit der Autos zu tun hat, sondern schlicht und einfach mit Geldmangel und Zukunftsangst. Ich beobachte mit gewissem Ingenieursvergnügen, dass der Absatz der – im Gegensatz zur allgemeinen Meinung – durchaus nicht so umweltfreundlichen Hybridfahrzeuge in der Krise massiv zurückgeht. Und bei den jetzt hervorgekramten Elektromobilen wird der Kater mit Gewissheit noch kommen.

Ja – und da ist noch die Marktwirkung einer Abwrackprämie. Sie haben recht, in Italien und Frankreich hat das – kurzfristig – den Markt belebt, und Sie vermelden vermehrte Kaufinteresse in den Showrooms auch bei uns. Das wird wohl alles stimmen. Aber ich stelle folgende Überlegung an: Wenn jemand ein 10 Jahre altes Auto fährt, so hat er dafür Gründe. Vielleicht liebt er sein Auto, warum sollte er es dann verkaufen? Oder er hat kein Geld für ein neues – das ist wahrscheinlich im Allgemeinen der Fall. Für die Verschrottung bekommt er kein Geld. Er muss dann den Kaufpreis des Neuen – 2500 Euro aufbringen. Ob das klappt? Für ein 300g -CO2-Monstrum – wie es Frau Künast geißelt – werden seine Mittel schwerlich reichen. Und wer die Mittel hat, besitzt ein jüngeres Auto.

Es lebe das Konjunkturpaket! Dabei sollte aber ein Missverständnis gleich noch ausgeräumt werden: Es ist nicht die kommende Generation, die unsere wachsenden Schulden bezahlen muss. In allernächster Bälde sind wir alle dran! (ar/WL)

Von Wolfgang Lincke

Hier geht' zum Artikel "Die Masse macht‘s" auf die sich der Kommentar bezieht.

Quelle: Auto-Reporter.net