Logo

Wirtschaftsfaktor Oldtimer

Die in Deutschland zugelassenen Oldtimer mit 30 und mehr Jahren auf dem Buckel stellen ein Gesamtwert von rund 31 Milliarden Euro dar. Dazu kommen noch einmal rund 80.000 Youngtimer im Alter zwischen 25 und 29 Jahren, die das Potenzial zum Klassiker haben. Dies geht aus einer Studie der BBE Automotive GmbH hervor, die unter anderem im Auftrag des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes und der Automobilverbände VDA und VDIK sowie der Automechanika Frankfurt erstellt wurde.

40 Prozent der älteren Fahrzeuge haben einen Wert von unter 10.000 Euro, 20 Prozent liegen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, nur jeder 50. Oldtimer ist mehr als 100.000 Euro Wert. „Der Einstieg in die Young- und Oldtimerszene kann also durchaus erschwinglich sein und das Hobby Oldtimer ist nicht nur etwas für gut Betuchte“, sagte BBE-Geschäftsführer Gerd Heinemann bei der Präsentation auf der bis Sonntag dauernden Techno-Classica in Essen. Die Marktstudie untermauert außerdem den Status von Old- und Youngtimern als bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Das Reparatur- und Wartungsvolumen für klassische Autos beträgt demnach etwa 3,8 Milliarden Euro. Jedes Fahrzeug verursacht pro Jahr etwa 1300 bis 1600 Euro an Reparaturkosten, hinzu kommen bei Oldtimern teilweise teure Restaurierungen. Etwa 10.000 Mitarbeiter haben einen Arbeitsplatz bei den Werkstätten, die auch Classic-Cars reparieren. Hinzu kommen jeweils 50 spezialisierte Teile- und Fahrzeughändler.

Die Einstellung zum Auto und auch zum Thema Oldtimer in der Bevölkerung ist positiv. 90 Prozent der befragten Fahrzeughalter haben Spaß am Auto. 76 Prozent sehen in Oldtimern ein Kulturgut. Fast zwei Drittel der Befragten können als Oldtimer-Fans bezeichnet werden, ein knappes Viertel steht dem Oldtimer aber auch skeptisch gegenüber, 14 Prozent sind neutral. Über 70 Prozent freuen sich immerhin, einen Oldtimer auf der Straße zu sehen und 37 Prozent interessieren sich dafür. Der Umweltschutz nimmt in der Bewertung nur eine geringe Rolle ein, denn die durchschnittliche Fahrleistung eines Oldtimers mit H-Kennzeichen liegt laut Studie bei 1600 Kilometern pro Jahr, das sind 0,2 Prozent der gesamten Pkw-Fahrleistung in Deutschland.

Mit dem Alter werden einst teure Fahrzeuge häufig erschwinglich, die beliebtesten Marken mit H-Kennzeichen sind Mercedes, VW, Porsche und BMW. Allerdings gingen die Preise bei deutschen Marken im Durchschnitt um fünf Prozent nach oben. Jüngere Fahrzeuge (70er- und 80er-Jahre) steigen etwas stärker. Volkswagen und Mercedes-Benz. Sie stehen für über 40 Prozent des deutschen Bestandes bei den Fahrzeugen ab 30 Jahren. Die Top-3 der H-Kennzeichen-Autos sind Mercedes W 123 und W 124 (49.000 Fahrzeuge), es folgen VW Käfer (44.000 Fahrzeuge) und der VW-Bus (33.000 Fahrzeuge).

Regional gibt es Unterschiede, Oldtimerhochburgen findet man nach wie vor in kaufkraftstarken Gebieten der Großstädte und in deren Umlandsorten, wie zum Beispiel Starnberg oder dem Rhein-Kreis Neuss. Aber auch etwa Bottrop oder Hameln-Pyrmont zeigen mit um die vier Prozent einen vergleichsweise hohen Oldtimeranteil (Bundesdurchschnitt: 2,25 Prozent). Die Modelle unterscheiden sich hier aber deutlich von kaufkraftstarken Gebieten mit Mercedes- und Porsche-Dominanz: Hier verfügen Marken wie Opel, Ford und Volkswagen über eine größere Bedeutung. Das gibt zum Teil auch die Veränderungen in der Szene wieder. Ältere Generationen gehen dem Hobby seltener nach, es kommen neue Fans und mit anderen Fahrzeugen hinzu.

Das größte Problem der Branche bleibt es, geeignete Fachkräfte für Arbeiten an Old- und Youngtimern zu finden. Neben erfolgreichen Wegen zur Personalrekrutierung werden in der Studie auch weitere Problemfelder, wie zum Beispiel die Online- und Social Media-Präsenz von Unternehmen, beschrieben. „Hier besteht noch Handlungsbedarf“, betont Matthias Kemmer, Vorsitzender des ZDK-Oldtimerausschusses. „Viele Betriebe verfügen über großes Know-how rund um die Fahrzeuge, kommunizieren aber zu wenig in Richtung Nachwuchs.“ Außerdem sei es für Oldtimerbetriebe sinnvoll, mit Spezialisten und Fahrzeugclubs zu kooperieren und sich ein Netzwerk aufzubauen. (aum)