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„Fahre Prinz und du bist König“ – der NSU Prinz

Die Traditionsmarke NSU, die 2023 ihr 150-jähriges Jubiläum hat, steht für Transformation. Besonders deutlich wird dies in den 1950er Jahren am Beispiel des Kleinwagens „NSU Prinz“. 1955 ist NSU der größte Arbeitgeber in der Region Neckarsulm und auch in seiner Branche die Nummer Eins, größter Zweiradhersteller der Welt. Gleichzeitig lässt die Motorradnachfrage nach: Die Menschen wollen mit zunehmendem Wohlstand ein „Dach über dem Kopf“, sie wollen Auto fahren. NSU erfindet sich wieder einmal neu, mit dem NSU Prinz gelingt 1958 der Wiedereinstieg als Automobilhersteller. Audi Tradition stellt „den Prinzen“ in dieser ersten Folge der Serie zur NSU-Geschichte vor.

Es ist die Zeit des Wirtschaftswunders: Nach dem Zweiten Weltkrieg geht es in Deutschland Anfang der 1950er Jahre wirtschaftlich wieder bergauf. Die Einkommen steigen, immer mehr Menschen können sich ein Auto leisten. Bei NSU geht es aber nicht unmittelbar von zwei auf vier Räder; die Entwicklungsabteilung experimentiert zunächst an einem dreirädrigen Rollermobil, der „Max-Kabine“. Dessen Name leitet sich von einem NSU-Motorrad ab: der NSU Max. Die Testfahrten der Max-Kabine-Prototypen verlaufen jedoch nicht so vielversprechend und so gibt die NSU-Chefetage Ende 1955 stattdessen den Startschuss zum Projekt Kleinwagen.

Foto: Audi AG

Eine Zweiradfabrik in ein Automobilwerk zu erweitern, ist ein Kraftakt – in organisatorischer wie in finanzieller Hinsicht. Doch durch einen Bankenkredit in Höhe von damals rund 30 Millionen Mark und einer Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg kann NSU das Werk wie geplant fertigstellen. Zeitgleich arbeitet ein Entwicklungsteam am neuen Auto-Projekt. Schon Mitte 1956 sind die ersten drei Prototypen des neuen NSU-Automobils im Versuchseinsatz unterwegs; serienreif sind sie dann bereits ein Jahr später. Im Sommer 1957 stellen die Neckarsulmer den „NSU Prinz“ vor, der in der Vorserie intern zunächst noch „NSU Lido“ heißt. Der NSU Prinz ist eine moderne zweitürige Limousine mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie. Im Werbeprospekt heißt es: „Der Prinz hat all das zu bieten, was man von einem Wagen seiner Klasse heutzutage erwartet: er ist gelungen in seinen Proportionen, er bietet vier Erwachsenen genügend Platz, besitzt eine ausgezeichnete Motorleistung, beste Fahreigenschaften und guten Fahrkomfort.“ Bei NSU setzt man auf das Heckmotorprinzip (mit einem 20-PS-Zweizylinder) und bietet zwei Varianten an: den Prinz I als einfache Basisversion, nur in der Außenfarbe Lichtgrün lieferbar, und den Prinz II in so genannter Exportausstattung – mit Chromschwingen vorn und hinten, Prinz-Schriftzügen seitlich, Kombiinstrument am Armaturenbrett und Kurbelfenstern. Beim Prinz II gibt es verschiedenste Lackfarben zur Auswahl: Callaweiß, Indigoblau, Hederagrün, Lavagrau oder Saharabeige, um nur einige zu nennen. In der Basisversion kostet der NSU Prinz zum Start 3.645 Mark, den Prinz II gibt‘s zum Serienstart für 3.985 Mark ab Werk.

Erhoffter wirtschaftlicher Erfolg erst durch Prinzen-Familienmitglieder

Der erste NSU Prinz fährt im März 1958 vom Band. Auf dem kleinen Auto liegen große Hoffnungen der damals rund 6.500 NSU-Mitarbeitenden. Doch der Verkaufserfolg will sich zunächst noch nicht so schnell einstellen: In der Bauzeit (jeweils von 1958 bis 1960) werden von der Basisversion Prinz I lediglich 1.648 verkauft; es zeigt sich, dass die Kund_innen lieber den besser ausgestatteten Prinz II bestellen, der in seinen drei Jahren Bauzeit immerhin 62.587 Mal verkauft werden kann. Das Unternehmen bringt 1959 mit dem NSU Sport-Prinz eine weitere Variante mit eigenständiger Karosserie auf den Markt, die sich gestalterisch an der damaligen italienischen Formensprache orientiert. Seit 1961 heißt es dann in der Werbung: „Fahre Prinz und du bist König“. Nach dem NSU Prinz III, von dem zwischen 1960 und 1962 insgesamt 30.332 Autos gebaut werden, ist es vor allem der neu entwickelte Nachfolger, der Prinz 4, der seit 1961 viele Autofahrende für sich begeistert; er wird bis 1973 produziert und bringt es auf eine Stückzahl von 576.619. Nachdem sich der Prinz 4 erfolgreich im Kleinwagensegment etabliert hat, wagt NSU im Jahr 1964 die Höherpositionierung: Die Neckarsulmer steigen mit dem Prinz 1000 in die untere Mittelklasse ein.

Bis heute hat der kleine Prinz eine treue – und gar nicht so kleine – Fangemeinde, die ihn bei Ausfahrten, Clubtreffen und sogar bei Rennserien regelmäßig zum Einsatz bringt.