Ohne „Kraftstoffe der Zukunft“ keine Verkehrswende
Sie hatten sich viel vorgenommen, der Bundesverband Bioenergie (BBE), die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP), der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), der Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) und der Fachverband Biogas (FvB). Als Veranstalter des 19. Internationalen Fachkongresses für erneuerbare Mobilität ließen sie unter dem anspruchsvollen Titel „Kraftstoffe der Zukunft“ mehr als 60 Redner die Frage diskutieren, welchen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele der Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen leisten könne. Insgesamt umfasste das fünftägige Mammutprogramm 15 Arbeitskreise und Diskussionsrunden.
Deutsche und internationale Fachleute aus dem Biokraftstoffsektor, der Mineralöl-, Automobil- und Chemieindustrie sowie aus der Wissenschaft und Politik informierten dabei über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 31 Nationen über Möglichkeiten der Verkehrswende mit Hilfe CO2-armer Mobilität. Im Mittelpunkt standen die neuesten Technologien und Maßnahmen für die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor. Der Kongress bildete dabei die komplette Bandbreite erneuerbarer Kraftstoffe ab, von Biokraftstoffen über E-Fuels bis hin zu Wasserstoff – immer verbunden mit dem Grundtenor: Ein Verbot für Verbrennungsmotoren bringt nicht nur den Straßenverkehr auf den Holzweg.
Das betonte auch Artur Auernhammer bei seiner Eröffnungsrede. Nachhaltige Biokraftstoffe, so der BBE-Chef, stellten schon 2020 mit mehr als 13 Millionen Tonnen vermiedenen CO2-Emissionen den weit überwiegenden Anteil der Treibhausgasminderung im Verkehr dar. „Sie werden absehbar für Emissionsminderungen im Fahrzeugbestand unverzichtbar sein“, betonte er. „Biokraftstoffe sind vorhanden und erprobt und somit das effizienteste und schnellste Instrument für eine Treibhausgasminderung.“
Laut Daniela Kluckert, der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, führt eine Zukunft ohne Verbrennungsmotor in die Irre. Sie bezeichnete die Erreichung der Klimaziele als „Herkulesaufgabe“ in allen Sektoren: „Wir brauchen alles, was zur Treibhausgasminderung im Verkehrssektor führt, ohne die Mobilitätsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft einzuschränken.“
Der Europaabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses Jens Gieseke sprach sich ebenfalls klar gegen ein de-facto-Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 aus und forderte stattdessen ein Anrechnungssystem für erneuerbare Kraftstoffe. Gieseke plädierte angesichts der aktuell in Brüssel laufenden Verhandlungen zum „Fit for 55“-Paket für Technologieneutralität beim Klimaschutz im Verkehr und warnte angesichts der großen Herausforderung bei der Transformation davor, allein auf Elektromobilität zu setzen. Ein „All-electric“-Ansatz hätte negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und würde anstelle einer fossilen eine strombasierte Abhängigkeit forcieren.
Doch es ist bereits heute absehbar, dass selbst bei Erfüllung der ehrgeizigen Elektromobilitätsziele im Jahr 2030 der weitaus größere Teil der Fahrzeugflotte mit Verbrennungsmotoren unterwegs sein wird. Auch diese müssen einen steigenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Richtig ist daher, dass der aktuelle Klimaschutzbeitrag der markteingeführten Biokraftstoffe mindestens abgesichert und durch den Ausbau fortschrittlicher Biokraftstoffe und schließlich auch synthetischer Kraftstoffe ergänzt wird.
Am Ende des Kongresses waren sich die Veranstalter einig: Beide Kraftstoffe stünden für ihren Einsatz bereit. Ein Konkurrenzkampf zwischen E-Fuels und Biokraftstoffen sei jedoch wenig zielführend. Beide Technologien müssten weiter gefördert und genutzt werden. Jede besitze eigene Stärken, innovative Biokraftstoffe würden auch in Zukunft benötigt. Als Konsens müsse eine nachhaltige Mobilität sowohl durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur als auch durch die Bereitstellung von nachhaltigen Biokraftstoffen und erneuerbaren Kraftstoffen einfacher und nutzerfreundlicher gestaltet werden.
Beim nächsten Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“, der im Jahr 2023 sein 20-jähriges Jubiläum feiert, könnte sich zeigen, ob auf diesem Gebiet Fortschritte erzielt wurden. (aum/hrr)