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Motorsport-Geschichte von Mercedes-Benz

  • Vor 30 Jahren gewinnt Sauber-Mercedes mit dem C 11 sowohl die Fahrer- als auch die Teamwertung der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1990. Die Nachwuchstalente Michael Schumacher, Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen starten in der Gruppe C ihre internationalen Karrieren
  • 70. Geburtstag von Mercedes-Benz Werksfahrer Roland Asch am 12. Oktober 2020
  • Vor 125 Jahren wird Silberpfeil-Pilot Manfred von Brauchitsch geboren

Nach dem großen Jubiläum „125 Jahre Motorsport von Mercedes-Benz“ im vergangenen Jahr feiert die Marke auch im Jahr 2020 glänzende Momente ihrer einzigartigen Rennsportgeschichte. Zu den Höhepunkten gehört der Triumph von Sauber-Mercedes in der Sportwagen-Weltmeisterschaft vor 30 Jahren. Außerdem gratuliert Mercedes-Benz Classic seinem Markenbotschafter Roland Asch, einem der beliebtesten Rennfahrer des deutschen Motorsports, zu seinem 70. Geburtstag im Oktober 2020. Schließlich erinnert die Marke an Manfred von Brauchitsch: Der Rennfahrer der ersten Silberpfeil-Ära wird vor 125 Jahren geboren.

Vor 30 Jahren: Mit dem Mercedes-Benz C 11 zur Doppelweltmeisterschaft

Erfolgreich auf ganzer Linie: 1990 siegt das Team Sauber-Mercedes in acht von neun Läufen der Sportwagenweltmeisterschaft der Gruppe C. Jean-Louis Schlesser und Mauro Baldi gewinnen auf dem Mercedes-Benz Gruppe-C-Rennsportwagen C 11 die Fahrerwertung und werden Weltmeister. Jochen Mass wird wie im Vorjahr Vizeweltmeister. Sauber-Mercedes verteidigt den Titel in der Konstrukteurswertung.

Rückkehr der Silberpfeile: Wie schon im ersten Meisterschaftsjahr 1989 mit dem Sauber-Mercedes C 9 startet das deutsch-schweizerische Team mit einem silbern lackierten Rennwagen. Diese Rückkehr der Silberpfeile auf die Rundstrecke geht auf einen Impuls von Professor Werner Niefer zurück, dem Vorstandsvorsitzenden der damaligen Mercedes-Benz AG und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Daimler-Benz AG. Auf seine Initiative hin werden die ursprünglich dunkelblauen Rennwagen im traditionellen Silber lackiert – ganz so wie ihre erfolgreichen Vorgänger, die bis 1955 Rennsportgeschichte geschrieben haben.


Mannschaftsbild des Mercedes-Benz Teams der Gruppe C anlässlich des 480-Kilometer-Rennens „Player’s Ltée Mondial“ auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal (Kanada) am 23. September 1990. Rechts der Mercedes-Benz Gruppe-C-Rennsportwagen C 11 mit der Startnummer 1 des Siegerteams Jean-Louis Schlesser / Mauro Baldi, links der C 11 mit der Startnummer 2 des Fahrerteams Jochen Mass / Karl Wendlinger.
Foto: Daimler AG

Innovative Technik: Der C 11 ist die konsequente Weiterentwicklung des erfolgreichen C 9, der 1989 das legendäre 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewinnt. Der Silberpfeil wird ebenfalls bei Sauber in Hinwil (Schweiz) unter der Leitung von Chefdesigner Leo Ress gebaut. Erstmals kommt ein Carbonchassis zum Einsatz, das zum geringen Leergewicht von 870 Kilogramm beiträgt und außerdem eine hohe Steifigkeit bietet. Die Mercedes-Benz Ingenieure um Dr. Hermann Hiereth optimieren den Mercedes-Benz Motor M 119. Der V8-Turbomotor mit Vierventiltechnik hat 4.973 Kubikzentimeter Hubraum und leistet im Rennwagen in der Qualifying-Abstimmung bis zu 680 kW (924 PS). Im normalen Rennbetrieb und bei Dauerbelastung sind es 537 kW (730 PS). Die Fahrer sind begeistert, sie loben die Fahrbarkeit des tief grollenden Achtzylinders und das gutmütige Fahrverhalten des C 11.

Die Mercedes-Junioren: Für die Sportwagenweltmeisterschaft 1990 möchte Mercedes-Benz Rennleiter Jochen Neerpasch den erfahrenen Piloten Jean-Louis Schlesser, Mauro Baldi und Jochen Mass vielversprechende Nachwuchsrennfahrer zur Seite stellen. Ausgewählt werden die ersten drei der deutschen Formel-3-Meisterschaft: Heinz-Harald Frentzen, Michael Schumacher und Karl Wendlinger. Bereits bei den ersten Testfahrten Ende 1989 in Le Castellet begeistern die Junioren. Peter Sauber fasst zusammen: „Frentzen war der Schnellste, Schumacher war kaum langsamer, fuhr äußerst gleichmäßig und war schon damals sehr an der Technik interessiert. Wendlinger war der Vorsichtigste und wollte nur ja nichts kaputt machen.“

Rennerfolge: In der Saison 1990 starten die drei Junioren als Partner von Jochen Mass. Die Paarungen Mass / Wendlinger und Mass / Schumacher gewinnen je einen WM-Lauf. Allen drei Nachwuchsfahrern stehen große Karrieren bevor. Michael Schumacher gewinnt sieben Mal die Formel-1-Weltmeisterschaft. Heinz-Harald Frentzen siegt in drei Grand-Prix-Läufen und wird 1997 Formel-1-Vizeweltmeister. Karl Wendlinger gibt sein Formel-1-Debüt 1993 mit Sauber in Kyalami und ist heute AMG-Markenbotschafter und Instruktor der AMG Driving Academy.

70. Geburtstag von Roland Asch

Einmal Rennfahrer – immer Rennfahrer: Erfolgreich im Zeichen des Sterns ist auch Roland Asch. Er wird am 12. Oktober 2020 70 Jahre alt. Seine Karriere als Rennfahrer hat der „Schwabenpfeil“, wie ihn seine Fans nennen, nie offiziell beendet. So startet er gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian noch 2018 beim 24-Stunden-Rennen von Dubai und verpasst mit einem Mercedes-Benz AMG GT4 nur knapp den Klassensieg.

DTM-Legende: „Mein schönstes Jahr im Rennsport war 1988. Da haben wir mit wenig Geld viel erreicht: Vizemeister in der DTM!“, schwärmt Roland Asch noch heute. Den Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 für die damalige Saison kauft der Inhaber eines Ford-Autohauses in Ammerbuch-Altingen bei Tübingen mit eigenen Mitteln. Freunde unterstützen ihn an der Rennstrecke, an manchen Feierabenden kümmern sich Mercedes-Benz-Ingenieure um die Vorbereitung des „Sechzehnventilers“.

Testfahrer für Mercedes-Benz: Gerhard Lepler, Leiter der werksinternen Entwicklung der Renntourenwagen, verpflichtet den vielversprechenden Rennfahrer Roland Asch als Testfahrer. Vor allem auf der Rennstrecke von Rijeka (Jugoslawien) werden wichtige Erfahrungen gesammelt, von denen Asch auch für den Einsatz seines eigenen DTM-Tourenwagens profitiert. 1988 holt er mit 242 Punkten die Vizemeisterschaft hinter Klaus Ludwig (Ford Sierra RS 500 Cosworth, 258 Punkte) und gewinnt den Meistertitel im Porsche-944-Turbo-Cup.


Einladungsrennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) in Kyalami, Südafrika, 18. November 1990. Roland Asch gewinnt die Gesamtwertung auf dem Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II DTM-Tourenwagen. Es ist der erste Rennwagen mit einem Antiblockiersystem (ABS), das speziell für die Anforderungen im Rennsport entwickelt wurde.
Foto Daimler AG

Werksfahrer in der DTM: Für die Saisons 1989 bis 1994 ist Roland Asch in der DTM Werksfahrer von Mercedes-Benz. Im Team Mass-Schons gewinnt er in Mainz-Finthen das erste Rennen eines Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution I. 1990 wechselt er zum Team von Dany Snobeck, dessen Mannschaft den Weg von Mercedes-Benz in den Tourenwagensport Mitte der 1980er-Jahre durch Starts in der französischen Produktionswagenmeisterschaft vorzeichnet. 1991 und 1992 tritt Asch für das Team Zakspeed an. Zum Saisonfinale in Kyalami, Südafrika, startet er mit einem Werksrennwagen 190 E 2.5-16 Evolution II in „Camel“-Lackierung. Die Besonderheit: Zum ersten Mal hat ein Rennwagen ein eigens für den Motorsport entwickeltes Antiblockiersystem (ABS). Asch gewinnt mit dem Fahrzeug einen der beiden Läufe und die Gesamtwertung des Rennens. 1993 und 1994 wird Roland Asch Teamkollege von Bernd Schneider im AMG-Team. Beide Jahre schließt er vor dem späteren Rekord-DTM-Champion ab. 1993, im letzten Jahr der Baureihe 201 in der DTM als 190 E Klasse 1, wird Asch hinter Nicola Larini (Alfa Romeo) zum zweiten Mal Vizechampion.

Markenbotschafter: Seit vielen Jahren ist der dreifache Familienvater Roland Asch Markenbotschafter. „Wenn Mercedes-Benz Classic bei mir anruft mit der Bitte, einen alten Rennwagen zu testen, fahre ich sofort los“, sagt Asch. Er bewegt eine breite Palette von Rennwagen vom Sauber-Mercedes der Gruppe C bis zu den Silberpfeilen der 1930er-Jahre und startet bei Events wie der 1000 Miglia und dem Goodwood Festival of Speed. Und natürlich setzt er sich immer wieder gern in einen Mercedes-Benz Renntourenwagen aus seiner DTM-Ära. „Im ‚Sechzehnventiler‘ habe ich mich immer ganz besonders wohl gefühlt“, betont er. Folgerichtig zählt zu seinen privaten Klassikern auch ein Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II aus der Homologationsserie von nur 502 Fahrzeugen.

Vor 125 Jahren wird Manfred von Brauchitsch geboren

Durchbruch mit dem SSKL: Am 15. August 1905 wird in Hamburg der spätere Rennfahrer Manfred von Brauchitsch geboren. Zunächst will er Offizier werden, doch nach einem schweren Motorradunfall entlässt ihn die Armee 1927 als dienstuntauglich. Ab 1929 startet er bei Autorennen. Sein Durchbruch folgt 1932, als er mit einem Mercedes-Benz SSKL mit wegweisender Stromlinienkarosserie das Internationale Avusrennen in Berlin gewinnt und sogar den großen Rudolf Caracciola schlägt. Dieser spektakuläre Erfolg verschafft dem Adeligen für die Saison 1934 einen Vertrag als Mercedes-Benz Werksfahrer.

Silberner Pfeil: 2019, im Jubiläumsjahr „125 Jahre Motorsport“, baut Mercedes-Benz Classic den SSKL Stromlinienrennwagen neu und mit hoher Authentizität auf, um ihn erlebbar zu machen – und zwar auch in Fahrt. Karosserie, Chassis und Motor entstehen in dem aufwendigen Projekt so nah wie möglich am Original.


Manfred von Brauchitsch in einem Mercedes-Benz 3-Liter-Formel-Rennwagen W 154. Das Foto entsteht anlässlich seines 85. Geburtstags im Jahr 1990.
Foto: Daimler AG

Herrscher über viele Hundert PS: Manfred von Brauchitsch siegt bei vielen großen Rennen. Er gewinnt 1934 bei der Rennpremiere des Mercedes-Benz W 25 das Internationale Eifelrennen auf dem Nürburgring und kommt bei den Großen Preisen von Monaco 1937 (W 125) und Frankreich 1938 (W 154) als Erster ins Ziel. Seine Fahrweise ist spektakulär, auf das Wagenmaterial nimmt er wenig Rücksicht. Reifenschäden und auch Unfälle führen zu vielen Ausfällen oder Niederlagen. Das Image des „notorischen Pechvogels“ haftet ihm an. Jahrzehnte später erklärt der Rennfahrer seine Motivation: „Natürlich ist es schön, wenn man gesiegt hat. Aber herrlich ist es, in so einem Rennwagen zu sitzen, diesen komplizierten Apparat zu beherrschen und Chef zu sein über viele Hundert PS.“

Lebenskünstler: Nach dem Zweiten Weltkrieg versucht Manfred von Brauchitsch ein Comeback im Motorsport, doch er scheitert. 1954 siedelt er mit nachdrücklicher Unterstützung der Staatsführung der DDR nach Ostberlin über und kommt dort als viel beachteter Friedensaktivist und Sportfunktionär zu neuen Ehren. Er selbst bezeichnet sich angesichts seines nicht unbedingt geradlinigen Lebenswegs als „Lebenskünstler“. Der Kontakt zu Mercedes-Benz reißt nie ganz ab: 1974 ist er beispielsweise beim Großen Preis von Frankreich zu Gast und fährt eine Demonstrationsrunde mit 280 km/h im Mercedes-Benz W 154 aus dem Jahr 1939. Seinen 90. Geburtstag feiert Manfred von Brauchitsch 1995 im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart. Er stirbt im Alter von 97 Jahren am 5. Februar 2003 in Gräfenwart/Schleiz.