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Pokal-Parade auf der Silvretta Classic

Ein Beitrag von Wolf Meinertshagen

Theo Decker – für viele nur ein einfacher Name, aber ein „Kultobjekt“ für die Experten aus der „luftgekühlten“ Szene. Denn Theo Decker aus Essen war in den 1970er-Jahren eine angesagte Tuning-Schmiede für Volkswagen Käfer.

Der „Decker-Käfer“ aus dem Jahr 1972 ist einer der Stars in der Sammlung von Volkswagen Classic in Wolfsburg. Auf der renommierten Oldtimer-Rallye Silvretta Classic entfachte dieser 135-PS-Typ Enthusiasmus bei tausenden Zuschauern an der Strecke. Zudem holte er, pilotiert von Tim Westermann mit Alexander Voigt als Beifahrer, den Gesamtsieg, den Sieg in der Sanduhrklasse und zugleich den Titel in seiner Klasse (Baujahre 1970 bis 1976). Der Wolfsburger Konzern war außerdem auch mit anderen Marken erfolgreich: Auf den Plätzen zwei und drei der Gesamtwertung folgten Privatteams auf einem Bentley MK VI Special aus dem Jahre 1950 und einem 1979er Porsche 903 Turbo. Vor allem der „Decker-Käfer“ und der Porsche, beide in weiß mit roter Innenausstattung, lieferten sich packende Fahr- und Wertungsduelle am letzten der drei Rallyetage. Wie stets bei der Silvretta Classic ging es durch die schönsten Landstriche des österreichischen Montafons (Vorarlberg), durch das Inntal in der rätoromanischen Schweiz (Engadin) und natürlich rund um das Liechtensteiner Schloss, seit Jahrhunderten Wohnsitz des Fürsten von und zu Liechtenstein, der auch im 21. Jahrhundert der kleinen staatlichen Erbmonarchie als Staatsoberhaupt vorsteht.


Silvretta 2013
Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

Über malerische Wald-, Tal- und Bergstrecken ging es zurück nach Österreich. Unterwegs und vor allem nach den Zieleinläufen blieb genug Zeit für „Benzingespräche“ zwischen den Besatzungen der 159 rollenden Klassiker: „Der Motor ist nicht original, oder?“ – diese Frage kursierte am vergangenen Wochenende häufig im direkten Umfeld des Decker-Käfers. Denn der martialische, bollernde Klang des Zwei-Liter-Aggregates im Heck des Wolfsburgers erinnert eher an einen Rennwagen als an ein normales 1302-Modell aus der Serienproduktion. Doch genau so wurde dieser Sonderling vor 41 Jahren auf die Straßen geschickt. Bis heute läuft er und läuft und läuft.

Doch der Sieg des Deckers war nur eine Facette des Fabelwochenendes von Volkswagen auf der Silvretta Classic. Seit drei Jahren fahren bei dieser Rallye auch Elektrofahrzeuge und Technologieträger in ihrer eigenen Wertung. Auch hier dominierte Europas größter Automobilhersteller klar mit seinen drei e-Up und dem Leuchtturm-Projekt schlechthin: dem XL-1. Denn dieses Einliter-Auto siegte mit massivem Vorsprung in der renommierten Effizienzwertung. Für die E-Autos galt es, eine anspruchsvolle Wertungsstrecke von 119 Kilometern zu meistern. Viele Serpentinen mit tausenden Metern Höhenunterschied und dem damit verbundenen hohen Rekuperationsanteil stellten die modernste Technik vor große Aufgaben – mit einem eindeutigen Ergebnis: Der Montafoner Tankwart Alois Pichler staunte nicht schlecht, als für den XL-1 genau 0,78 Liter Diesel nachgetankt werden mussten. Ab sofort kann man also sagen, der XL-1 verbraucht auf 100 Kilometern 0,655 Liter Diesel und drei Schokoriegel für die Besatzung, um überhaupt den Mindestverkaufswert für Kraftstoffe zu erreichen.


Silvretta 2013
Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

Währenddessen machten die e-Up den Gesamtsieg und den zweiten Platz der E-Silvretta unter sich aus. Gefolgt von einem Brusa Golf Emotion. Da ließ es sich Ulrich Hackenberg, verantwortlich für die Konzernentwicklung und als frisch gebackener Audi-Entwicklungschef natürlich nicht nehmen, den von ihm geprägten XL-1 persönlich am letzten Tag der Rallye zu pilotieren. In einer einzelnen Sonderprüfung „Classic fordert E-Autos heraus“ deklassierte er sogar den „Decker-Käfer“, so dass nun umso mehr die Spannung steigt: Wann beginnt der Verkauf der0 XL-1-Kleinserie und vor allem zu welchen Preis. (ampnet/wms)