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Der »Tag des offenen Denkmals« / Oldtimeraktion »Flagge zeigen – Oldtimer erLeben«

von Mario De Rosa

Simson

Jedes Jahr, am zweiten Sonntag im September, findet bundesweit der »Tag des offenen Denkmals« statt. An diesem Tag öffnen historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder teilweise zugänglich sind, ihre Türen für interessierte Bürger. Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalspflege zu wecken.

Bei genauer Betrachtung fällt auf, daß das Ziel des »Denkmalstags« sich mit den Zielen der Oldtimerszene in Einklang bringen lässt. Diesen Einklang hat die Initiative »Kulturgut Mobilität« im Frühjahr diesen Jahres erkannt und sich überlegt, wie man an diesem Tage die immobilen Kulturgüter mit den mobilen verbinden könne. Entgegen kam der Initiative der Umstand, daß ausgerechnet dieses Jahr zwischen dem Thüringer Wald und dem Harz, genauer gesagt zwischen Schmalkalden und Stolberg, am 10.9., also dem diesjährigen »Tag des offenen Denkmals«, ein Teilstück der »Deutschen Fachwerkstrasse« eingeweiht werden sollte.

Die einfache wie logische Konsequenz war somit ein Aufruf der Initiative »Kulturgut Mobilität« an alle Oldtimerliebhaber, am 10.9. möglichst zahlreich mit ihren Veteranen entweder das zu eröffnende Teilstück Fachwerkstrasse oder Baudenkmäler in ihrer jeweiligen Umgebung anzufahren, um so die Öffentlichkeit für die momentanen Probleme der Szene zu sensibilisieren und vor allen Dingen der Politik gegenüber Präsenz zu zeigen, wie es auch im Motto der Veranstaltung geschrieben steht: »Flagge zeigen – Oldtimer erLeben«.

… und es wurde Flagge gezeigt!

Mühlhausen/Thüringen

Oldtimercorso

Die zentrale Veranstaltung, verbunden mit der feierlichen Einweihung des Fachwerkstrassen-Teilstücks, fand in Mühlhausen/Thüringen statt. Unzählige Oldtimerfahrer haben sich bei bestem Spätsommerwetter auf die Fachwerkstrasse begeben und haben diese im wahrsten Sinne des Wortes »erfahren«. Beeindruckend war der spontan entstandene Oldtimercorso mit dutzenden von Fahrzeugen, welchen ich von Treffurt bis Wanfried begleitet habe. Im malerischen Ortskern von Treffurt wurde der Corso bei der Durchfahrt frenetisch von den Einwohnern bejubelt. Es kam bisweilen eine leichte »Mille Miglia«-Stimmung auf.

EMW 340

In Wanfried angekommen, stellten sich die Fahrzeuge zur Begutachtung durch Fans und Bewohner im Ortszentrum auf. Es war unglaublich, wie viele Fahrzeuge an diesem Ort noch dazustiessen. Der Aufenthalt betrug eine Stunde, bevor es dann weiter nach Mühlhausen ging. Wir erwarteten dort die Oldtimerfahrer, welche die Fachwerkstrasse von Norden nach Süden befuhren. Wir hatten sie ja von Süden nach Norden unter die Räder genommen.

NSU

In Mühlhausen angekommen, wurden die Fahrzeuge auf den Marktplatz gelotst, welcher auch Mittelpunkt der Veranstaltung war. Alles in allem waren in Mühlhausen rund 150 Oldtimer zu besichtigen, welche den Marktplatz in ein »Freilicht-Oldtimer-Museum« verwandelten. Zahlreiche Buden belebten die Sträßchen rund um die Kirche, Live-Musik sorgte für Kurzweil unter den Besuchern.

Peter-David Göhr

Gegen 15.30 Uhr hielt Peter-David Göhr, als Koordinator der Initiative, eine Ansprache an die Besucher, in welcher er die Politik ermahnte, das mobile Kulturgut nicht durch immer stärkere Restriktionen aus dem Straßenverkehr zu verbannen. Wie gut diese Ansprache angekommen war, zeigte der rege Zulauf, den er nach Verlassen der Bühne zu spüren bekam. Hoffen wir, daß sie auch bei den anwesenden Vertretern der Politik positiv angekommen ist.
Parallel zu Mühlhausen jedoch, fanden in ganz Deutschland ähnliche Veranstaltungen statt, von Einzelpersonen oder Clubs organisiert.

Oldtimerdemo in Köln

Köln

So stellte Hares Latif [ www.maxximpact.org ] innerhalb weniger Tage, nur durch Internetforen beworben, eine Oldtimerdemo in Köln auf die Beine. Die schnelle und unbürokratische Genehmigung dieser Kundgebung seitens der Stadt Köln war verblüffend, das Geleit des Oldtimercorso durch die hiesige Polizei ein Erlebnis für jeden Beteiligten. Insgesamt 22 Fahrzeuge, vom Citroen Ami 8 bis zum Mercedes 280SE 3.5, demonstrierten fahrend, von der Polizei eskortiert, durch das Herz Kölns.

Köln Köln

Gut Erching bei Freising

Gut Erching

Die Oldtimerfreunde Freising waren auch nicht untätig und organisierten unter Federführung von Thomas Grevel, ein Treffen auf dem Gut Erching bei Freising, welches mit 30 Fahrzeugen gut angenommen wurde. Freundlicherweise kamen auch einige Mitglieder des Alfa Clubs aus München zur Unterstützung. Veranstaltet wurde ein Oldtimerpicknick, bei welchem alle Teilnehmer ihren Spaß hatten.

Gut ErchingGut Erching

Nürnberg

In Nürnberg kümmerte sich Wolfgang Spitzerer um eine zentrale Veranstaltung im hiesigen Ofenwerk.

Joachimsthal

Joachimsthal

In Berlin trafen sich, von Detlef Kayser organisiert, zu Füßen der Siegessäule neun Fahrzeuge, die die Baujahre von 1930 bis 1968 umfaßten. Vertreten waren die Marken Adler, Amilcar, Ford, Opel, Citroen und Mercedes-Benz. Die gemeinsame Fahrt über ca. 75 km Landstraßen ging nach Joachimsthal in Brandenburg, wo der teilrestaurierte Kaiserbahnhof (seinerzeit für Kaiser Wilhelm I errichtet, damit dieser bequem zur Jagd fahren konnte) deren Ziel war.

Joachimsthal

Die historisch Verantwortlichen aus Joachimsthal hatten für diesen Tag ein attraktives Programm zusammengestellt, welches viele Zuschauer angezogen hatte und dessen Highlights, neben den Fahrzeugen, eine unter Dampf aktive Lokomotive der Baureihe 52 aus den vierziger Jahren sowie ein als Zuschauertransport eingesetzter, sehr schön restaurierter, Skoda-Omnibus aus den fünfziger Jahren waren. Es bot sich die Möglichkeit, in zahlreichen Gesprächen mit verständigen Besuchern und anhand der verteilten Flugblätter der Initiative »Kulturgut-Mobilität« auf unser Anliegen in Sachen »automobiles Kulturgut« aufmerksam zu machen. Leider waren keine Politiker anwesend, die man hätte direkt ansprechen können. Es besteht jedoch die Hoffnung, daß erste Kontakte zum anwesenden lokalen Fernsehen eventuell noch weitere Aktivitäten nach sich ziehen werden.

Joachimsthal

Bad Homburg

Bad Homburg

Thomas Scholz indes veranstaltete eine reine Ausfahrt. Er startete mit seiner »Truppe« am Landgrafenschloß in Bad Homburg über die Saalburg - die alte Strecke des Gordon Bennet Rennens 1904 - über Usingen nach Langgöns zur Burg Cleeberg, anschließend Butzbach zum dortigen neu renovierten Schloß und Marktplatz, wo sie zufällig einen Schnauferlbruder mit seinem Ford trafen. Selbst die Butzbacher Zeitung war anwesend, der Bericht am nächsten Tag abgedruckt. Einige Flugblätter der Initiative wurden an interessierte Passanten in Butzbach verteilt, dann ging es weiter zum Denkmal Johanniterkirche in Nieder-Weisel und zur Münzenburg, dem sogenannten Wetterauer Tintenfaß. Der Heimweg nach Bad Homburg wurde dann über Bad Nauheim angetreten, wo die berühmten Jugendstilensembles noch besichtigt werden konnten. Einige rollende Kulturgüter wurden unterwegs getroffen und gerade vor den steinernen Denkmälern viele interessierte Besucher gesprochen.

Schloß Filseck in Uhingen/Fils

Eine Kombination zwischen Ausfahrt und Oldtimertreffen bot das Schloß Filseck in Uhingen/Fils an. Insgesamt waren ca. 80-100 Fahrzeuge, vom Ford A (Ende 20er Jahre) bis zu 70er-Jahre-Youngtimern, anwesend. Die Ausfahrt führte vom Uditorium in Uhingen über 75 Kilometer durch die schöne Landschaft des Filstals, bevor man sich am Ende auf dem Schloß Filseck einfand.

Alles in allem eine gute Bilanz des Tags des offenen Denkmals, wenn man sich vor Augen führt, daß wir uns dieses Jahr zum ersten Mal in dieser Richtung engagiert haben. Die überwiegende Mehrheit der Organisatoren ist sich jedoch in einem Punkt einig: Es war sicher nicht das letzte Mal!