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Gesellschafter und Mitarbeiter der Motor Presse Stuttgart trauern um Verlagsgründer Paul Pietsch

Gesellschafter und Mitarbeiter der Motor Presse Stuttgart trauern um Paul Pietsch. Der Mitbegründer und langjährige Verleger starb am 31. Mai 2012 wenige Wochen vor Vollendung des 101. Lebensjahres in seinem Haus in Karlsruhe.

„Mit Paul Pietsch verlieren wir eine tatkräftige Unternehmerpersönlichkeit und einen warmherzigen Menschen“, sagt Volker Breid, Geschäftsführer der Motor Presse Stuttgart. „Ich stehe voller Respekt vor dem Lebenswerk von Paul Pietsch und empfinde tiefes Mitgefühl für die Familie und alle Angehörigen.“

Das Lebenswerk des am 20. Juni 1911 in Freiburg im Breisgau geborenen Pietsch ist geprägt von sportlichen und unternehmerischen Erfolgen, die immer eng mit dem Automobil verbunden waren. Er startete 1932 eine Karriere als Rennfahrer und arbeitete sich bis 1939 rasch in die Elite der deutschen Rennfahrer vor.

Der Zweite Weltkrieg setzte seiner Karriere im Motorsport ein vorläufiges Ende. Nach dem Krieg legte Pietsch gemeinsam mit seinen Freunden Ernst Troeltsch und Siegfried Hummel den Grundstein für die heutige Motor Presse Stuttgart. Nach monatelangen, zähen Verhandlungen mit der französischen Militärregierung erhielt das Trio 1946 die Zeitschriften-Lizenz Nummer 1308, die sie zur Herausgabe einer Autozeitschrift berechtigte. Im Dezember 1946 erschien mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren und einem Umfang von 36 Seiten zum ersten Mal die Zeitschrift „DAS AUTO“, Vorläufer der späteren „auto motor und sport“. Ab Juni 1947 wurde „DAS AUTO“ aufgrund der großen Nachfrage monatlich publiziert; die Auflage kletterte auf 50.000 Exemplare.


Paul Pietsch
Foto: Motorpresse

Der wirtschaftliche Erfolg des Verlages ebnete Pietsch 1950 den Weg zurück in den Motorsport. Doch trotz bemerkenswerter Erfolge währte die Doppelrolle als Verleger und Rennfahrer nicht lange: Ein schwerer Unfall beim AVUS-Rennen am 28. September 1952 und die wachsende berufliche Belastung bewegten Pietsch dazu, die Rennfahrer-Karriere aufzugeben und sich voll auf den rasch wachsenden Verlag zu konzentrieren. Nach dem unerwarteten Tod von Ernst Troeltsch führte Pietsch ab 1956 den Verlag allein weiter und formte daraus Schritt für Schritt eines der größten Special-Interest-Zeitschriftenhäuser Europas, die heutige Motor Presse Stuttgart. 1962 stieg der Zeitschriftenverleger mit der Gründung der Paul Pietsch Verlage zudem erfolgreich ins Buchgeschäft ein.

Das Jahr 1975 brachte eine bedeutende Zäsur für den Verlag: Mit dem Einstieg bei Powerslide AG in der Schweiz, wo die Rennsport-Wochenzeitung "Motorsport aktuell" erschien, wagte Paul Pietsch als einer der ersten deutschen Zeitschriftenverleger den geschäftlichen Schritt über den Heimatmarkt hinaus. Zwar zog sich Pietsch Ende 1976 aus dem Tagesgeschäft des Verlags zurück. Er blieb aber als sehr aktiver Vorsitzender des Beirats dem Unternehmen weitere 20 Jahre eng verbunden und beeinflusste dessen Geschicke maßgeblich weiter.

Vor allem die weitere Internationalisierung des Verlags lag ihm am Herzen, er war die treibende Kraft hinter dieser Strategie. 1979 stieg die Motor Presse Stuttgart in den spanischen Markt ein, 1983 starteten mit einer Motorradzeitschrift erste Aktivitäten in Frankreich. Heute ist die Motor Presse Stuttgart das größte Special Interest Medienhaus in Europa und mit 120 Zeitschriften sowie digitalen Angeboten in 21 Ländern rund um die Welt verlegerisch aktiv.

Weggefährten bescheinigen Paul Pietsch strategischen Weitblick in seinem unternehmerischen Handeln, das sich nicht an kurzfristigen Erfolgen orientierte. „Sein Einfluss und sein Vermächtnis wirken nach und prägen bis heute die Motor Presse Stuttgart“, so Breid.

Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen soll die Trauerfeier im engsten Familienkreis stattfinden.