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So viele Oldies gibt’s in Deutschland: Die Oldtimer-Statistik 2011

Der Trend zum klassischen Auto ist ungebrochen. Zu diesem Ergebnis kommen die Marktbeobachter von classic-car-tax aus Castrop-Rauxel nach Auswertung der aktuellen KBA-Jahresstatistik: Die Zahl der mit einem H-Kennzeichen zugelassenen, über 30 Jahre alten Fahrzeuge stieg im letzten Jahr um 11 Prozent von 210.000 auf 233.000.(Stichtag 1. Januar 2011).

Die Menge der über 25 Jahre alten Fahrzeuge liegt aktuell bei rund 530.000. Fahrzeuge, die über 20 Jahre alt sind gibt es zwar 1,38 Millionen, von dieser stattlichen Zahl sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Den Sprung zum erhaltenswerten Klassiker schafft erfahrungsgemäß nur ein Bruchteil von ihnen, regelmäßige TÜV-Termine und hohe Steuersätze für Modelle ohne Katalysator trennen kontinuierlich die Spreu vom Weizen.

Die mit dem H-Kennzeichen verbundenen Steuervorteile - unabhängig vom Hubraum 192 Euro jährlich - nutzen im Pkw-Bereich von den 362.000 über 30-Jährigen rund 64 Prozent. Die Gründe für den freiwilligen Verzicht der restlichen 36 Prozent sind unterschiedlich: Manchmnal ist es schlichte Unkenntnis, für viele ist aber ein H-Kennzeichen obendrein mit keinerlei steuerlichen Vorteilen - sondern vielmehr mit Nachteilen - verbunden, beispielsweise für Kleinwagen mit geringem Hubraum. Auch wer seinen Oldie mit einem G-Kat hat nachrüsten lassen (was auch in puncto H-Kennzeichen übrigens unproblematisch wäre), hat je nach erfüllter Euronorm bis zu einem Hubraum von ca. 1300 ccm (oder sogar darüber hinaus) keinerlei steuerliche Vorteile. Daneben gibt es jene, die aus Gründen der Optik oder Nostalgie auf keinen Fall auf ihr altes DIN-Kennzeichen verzichten wollen (insbesondere wenn es ein "Altkreiskennzeichen" ist). All dies vor dem Hintergrund, dass die Unterstellung, der "Oldtimer"-Status lasse sich am Vorhandensein des "H" als KO-Kriterium festmachen, ohnehin ein Irrglaube ist. Wie bei Oldtimermotorrädern (von denen die meisten ohne H-Kennzeichen unterwegs sind), kommt es einzig und allein auf das Alter des Fahrzeugs an.

In manchen Fällen gibt es natürlich auch Fahrzeuge, die zeituntypisch modifiziert sind oder sich in einem zu verbrauchten Erhaltungszustand befinden, um ein H-Kennzeichen zu erhalten. Betrachtet man allerdings, was andererseits an zeituntypischen Umbauten und optisch nicht übermäßig gepflegten Fahrzeugen durchaus auch immer wieder mit H-Kennzeichen zu sehen ist, so scheinen hier eher regional oder lokal unterschiedlich gehandhabte Ermessensspielräume ausschlaggebend für die Eingruppierung gewesen sein.

Oldtimerfahren ist gut für die Wirtschaft

Übrigens: Wer nur die Steuervorteile im Blick hat und Oldtimerfans vorwirft, zum Spartarif dicke Autos zu fahren, hat nicht zu Ende gedacht und übersieht die Rolle des Oldtimers als Wirtschaftsfaktor. In den meisten Fällen ersetzt der Oldtimer nämlich nicht den Alltagswagen, sondern ergänzt ihn. Fast jeder Oldtimerfahrer hat neben seinem Klassiker noch ein Alltagsauto in der Garage stehen, dessen Unterhalt zusätzlich finanziert werden muss. Die Kosten, die beim Betrieb eines Oldies ganz automatisch durch Versicherung und Benzin entstehen, sind jedenfalls deutlich höher als jede Steuerersparnis – von den Kosten für Reparaturen oder gar Restaurationen ganz zu schweigen.

Insgesamt waren zum Stichtag 1. Januar 2011 exakt 232.877 H-Kennzeichen vergeben, etwa 23.000 mehr als noch im Jahr zuvor, magere 8.368 entfielen auf Zweiräder, 7.472 auf Lkw und 6.307 auf Zugmaschinen wie zum Beispiel Traktoren.

Der Hang zum Offenfahren ist übrigens unverkennbar: Mehr als ein Drittel aller Autos mit H-Kennzeichen, nämlich 77.000 Stück, werden vom KBA unter „Cabrio“ aufgelistet.

Die meisten Oldtimer fahren in Nordrhein-Westfalen

Im Oldtimerranking der Bundesländer geht die Goldmedaille wie in den Vorjahren nach Nordrhein-Westfalen, auf dessen Straßen fast 55.000 Oldtimer rollen. Auf Platz zwei und drei folgen Bayern mit 42.500 und Baden-Württemberg mit 36.000 Fahrzeugen, das Schlusslicht bildet traditionell der Stadtstaat Bremen mit knapp 1.500 Oldies. Aber auch hier gilt: Der Trend geht nach oben. In keinem Bundesland ist die Zahl der Oldtimer je zurückgegangen.

07er Kennzeichen werden nicht erfasst

Die Summe aller in Deutschland stehenden und fahrenden Klassiker liegt übrigens deutlich über der vom KBA erfassten Zahl. Viele Fahrzeuge warten in Garagen und Museen auf ihren Einsatz oder werden mit einem roten 07er-Kennzeichen bewegt, das den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Fahrzeuge ermöglicht. Der Halter ist zwar verpflichtet, jede Neuanschaffung in sein Fahrzeugscheinheft eintragen zu lassen, die Zahl dieser Eintragungen wird aber von den örtlichen Zulassungsbehörden nicht an das KBA in Flensburg weitergemeldet, was eine zuverlässige, statistische Erfassung unmöglich macht.