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Alfa Romeo wird 100 – das erste Jahrhundert im Zeitraffer

In Mailand laufen die Vorbereitungen für eine große Geburtstagsfeier. Denn am 24. Juni um 14 Uhr sind exakt 100 Jahre vergangen, seit der Notar Pietro Bermond die Società „Anonima Lombarda Fabbrica Automobili“ (A.L.F.A) in das Handelsregister der lombardischen Metropole eingetragen hat.

Das ist ein guter Grund, in Mailand kräftig zu feiern und auch die deutschen Alfisti sollen am 100. Geburtstag von Alfa Romeo teilhaben – mit der soeben vorgestellten Sonderedition MiTo Junior. Auf 17-Zoll-Felgen stehend und mit Klimaanlage und Sport-Optik ausgestattet lockt der MiTo 1.4 16V mit wahlweise 58 oder 70 kW (78 oder 95 PS) mit einem Preisvorteil von 2.400 Euro.

Kein Massenprodukt sondern automobile Feinkost

Als Alfa vor 100 Jahren startete, waren die ersten Modelle allerdings weder kleine noch preiswerte Fahrzeuge wie die damals schon in beachtlichen Stückzahlen produzierten Fahrzeuge des Konkurrenten Fiat, sondern, beginnend mit dem von Konstrukteur Giuseppe Merosi entworfenen HP 24, automobile Feinkost, die ihren angemessenen Preis hatte. Denn nur mit solchen Fahrzeugen sah man damals Chancen, neben Fiat existieren zu können. So präsentierte sich der 4,1-Liter-Vierzylinder mit 31 kW (42 PS) betont sportlich und mit einer für damalige Zeiten sensationellen Höchstgeschwindigkeit von mehr als 100 km/h.

Schon bald baute man im Alfa-Werk in Portello im Norden Mailands, das man bei der Alfa-Gründung komplett vom Franzosen Alexandre Darracq übernommen hatte, der sich gegen Fiat nicht durchsetzen konnte, auch spezielle Rennversionen, darunter einen 4,5-Liter-Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder. Erste Sporterfolge und überzeugende Autos hätten sicher eine schnelle Karriere für Alfa gebracht - doch der Erste Weltkrieg macht alle Bemühungen zunichte.

Aus Alfa wird Alfa Romeo

Statt Personen- und Rennwagen fertigte man nun Rüstungsgüter. Und als Darracq sein Aktienpaket, das ihm die Alfa-Gründer 1910 leider nicht abgekauft hatten, an die Banca Italiana di Sconto verkaufte, die damit die Aktienmehrheit erlangte und Alfa am 21. September 1915 zum Konkurs anmeldete, schien das Schicksal des jungen Unternehmens besiegelt. Doch es kam anders. Denn das Institut zur Förderung und Finanzierung der italienischen Rüstungsindustrie unterstützte die Gründung einer Firma „Accomandita Ing. Nicola Romeo & Co.“, und die Bank übergab die Verantwortung für das neue Unternehmen dem aus Neapel stammenden Ingenieur Nicola Romeo. Nach dem Krieg wurde die Produktion ziviler Fahrzeuge wieder aufgenommen, die seit 1920 den Namen Alfa Romeo tragen – und das bis heute.

Unters Dach des Staates

Sie bewähren sich damals nicht nur auf der Straße, sondern auch im Motorsport und schon 1925 gewann Alfa Romeo die erste Weltmeisterschaft. Neben Personenautos baute man bald auch Traktoren, Lastwagen, Omnibusse, Elektro- und Dampfloks, Baumaschinen und Schiffs- und Flugmotoren und das Unternehmen florierte und wurde neben Fiat zu einem der wichtigsten Autoproduzenten. Doch nach dem Schwarzen Freitag des Jahres 1929 drohte ihm erneut der Ruin, an dem es schließlich haarscharf vorbeischrammte. Um nicht Fiat allein dem italienischen Markt zu überlassen, wurde das seit 1930 als „S.A. Alfa Romeo“ firmierende Unternehmen 1934 auf Betreiben der Staatlichen Instituts für den industriellen Wiederaufbau Italiens (IRI) in die Finmeccanica-Gruppe eingegliedert. Die dabei geschlossene Rennabteilung übernahm unter dem Namen „Scuderia Ferrari“ Enzo Ferrari.

Das Unternehmen glänzte in den folgenden Jahren mit hochwertigen Automobilen der Baureihen RL und RM, Sechs- und Achtzylindern mit 1,5 bis 2,9 Liter Hubraum, die die Spitze des internationalen Fahrzeugsbaus repräsentieren und sich auf Rennstrecken ebenso bewähren wie auf der Straße. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg gingen in Europa erneut die Lichter aus. Drei Bombenangriffe zerstörten 1943 das Stammwerk Portello zu drei Fünfteln. Doch mithilfe der 5.000 Angestellten wurde es wieder aufgebaut.

Nach Kriegsende verließen als erste Autos überarbeitete Wagen des Typs 6C 2500 die Hallen. Doch die Fahrzeugwelt wandelte sich. Statt handgefertigter Luxusautos wurden zunehmend preiswerte Großserienmodelle verlangt. Alfa erkannte die Zeichen der Zeit und überraschte die Welt 1950 mit dem Alfa Romeo 1900, dem ersten Mittelklasseauto des bisherigen Luxusfahrzeug-Produzenten. Die viertürige Limousine mit selbsttragender Karosserie bewährte sich, wurde auch als Coupé und Cabrio gebaut und war zudem erfolgreich im Motorsport. Die 1954 erschienene Giulietta, der Alfa Romeo „für den kleinen Mann", der Bau des Werks Arese, in dem seit 1962 die Giulia vom Band rollt, kräftige Sportler, der V8-Sportwagen Montreal in den Siebzigern, der frontgetriebene Alfasud, Alfetta, Alfetta GTV und Alfa 6 wurden Meilensteine bis zum 75. Geburtstag des Unternehmens, zu dem der Alfa 75 erschien.

Fiat kommt Ford zuvor

Obwohl technisch überzeugend und immer wieder innovativ, geriet Alfa Romeo Mitte der Achtziger wirtschaftlich unter die Räder und 1985 stand das Staatsunternehmen zum Verkauf. Besonders interessiert zeigte sich Ford. Das mobilisierte Fiat, und 1986 kam Alfa Romeo unters Fiat-Dach, wo es als betont sportliche Konzernmarke schon bald an seine alten Traditionen anknüpfen konnte. Alfa 164, Spider, GT, 156, 147, 159, Brera und 166 stehen für das am 24. Juni abgeschlossene und durchaus erfolgreiche vierte Vierteljahrhundert der großen Marke, die 2006 mit dem Alfa Romeo 8C Competizione, 2008 mit dem MiTo, im letzten Jahr mit der revolutionären MultiAir-Technologie im Motorenbau und soeben erst durch die neue Giulietta ihre Innovationskraft eindrucksvoll unter Beweis stellte. Das sind gute Ausgangspositionen für einen überzeugenden Start in Alfa Romeos zweites Jahrhundert. (auto-reporter.net/Ingo von Dahlern)

Quelle: Auto-Reporter.net