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Opel Olympia – Der Revolutionär wird 75

Opel und Innovationen sind seit jeher untrennbar miteinander verbunden. Jüngstes Beispiel ist der neue Meriva, der gerade erst in Genf Weltpremiere feierte. FlexDoor-Türkonzept, FlexRail-Mittelkonsole und FlexSpace-Sitzkonzept sind nur einige der Ausstattungsmerkmale, die für Aufsehen sorgen. Die gleiche Innovationskraft, die der Meriva heute aufweist, strahlte vor genau 75 Jahren das damalige Vorzeigemodell Olympia auf der Berliner Automobilausstellung aus. Sein Konzept sollte Technik-Geschichte schreiben. Denn der Opel Olympia war der erste deutsche Großserienwagen mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie und ermöglichte in der Fertigung die Einführung der so genannten „Hochzeit“.

Superlativ in der Fahrzeugkonstruktion

Das Jahr 1935 beginnt für die Automobilwelt mit einem Superlativ: Opel enthüllt auf der Berliner Automobilausstellung den Olympia 1,3 Liter. Im April geht das innovative Modell in Serienfertigung. Das Außergewöhnliche am Olympia ist nicht nur, dass er in der Folgezeit als erstes Auto per Luftschiff über den Atlantik nach Südamerika fährt, vielmehr ist er das erste in Deutschland in Großserie produzierte Fahrzeug mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie. Plastisch ausgedrückt sind Karosserie und Chassis wie die Elemente eines Flugzeugs zu einer selbsttragenden Struktur verschmolzen. Dieses technische Konzept markierte den Bruch mit der herkömmlichen Bautechnik in der Automobil-produktion. Die Vorteile des damals revolutionären und heute selbstverständlichen Bauprinzips sind vielfältig.

Das Metallgerippe der selbsttragenden Karosserie besteht aus Profilträgern, die wie im Flugzeugbau miteinander verbunden sind und eine geringere Masse mit sich bringen.


Multitalent und Vorzeigemodell der 1930er Jahre:
Der zweitürige Opel Olympia wird sowohl als Cabriolet wie auch als geschlossene Limousine zum komfortabel-eleganten und sicheren Reisemobil der Zeit.
Foto: Opel AG

Mit einem Leergewicht von nur 835 Kilogramm, wiegt der neue Olympia bei gleicher Motorisierung 135 Kilogramm weniger als sein auf einem Profilchassis basierender Vorläufer. Die Folge ist eine Steigerung der Fahrleistungen bei gleicher Motorisierung sowie reduzierter Verbrauch.

Der anfangs 18 kW/24 PS starke 1,3-Liter-Motor beschleunigt das Gefährt auf eine Spitzengeschwindigkeit von 95 km/h. Dabei benötigt der Olympia im Schnitt neun Liter Benzin auf 100 Kilometer. Weitere Neuerungen: Der Schwerpunkt des Autos liegt rund 15 Zentimeter tiefer als beim alten Opel 1,3 Liter – bei fast unveränderter Bodenfreiheit. Für tadelloses Fahrverhalten sorgt außerdem die komfortable Opel-Synchron-Federung. Das Ergebnis aller Maßnahmen beschreibt der Rüsselsheimer Hersteller so: „Selbst mit hoher Geschwindigkeit kann man in die Kurve gehen, der Olympia ist kurvensicher.“ Bei einer Gesamtlänge von nur 3,95 Metern ist der Wagen zudem sehr wendig. Der hohe Anspruch, den Opel an das neue Modell stellt, wird auch von Fachmagazinen bestätigt. In der Zeitschrift „Motor und Sport“ ist zu lesen: „Die Fahrleistungen sind für einen 1,3-Liter-Wagen sehr beachtlich und setzen den Führer des Wagens in die Lage, sehr ansehnliche Reisedurchschnitte zu erzielen.“

Neue Bauweise bringt mehr Sicherheit und Komfort

Doch nicht nur die vorbildliche Leistung und Straßenlage machen den Olympia zum perfekten Reisemobil der 30er Jahre, auch sein Innenraum überzeugt mit komfortbetonten und zugleich praktischen Qualitäten. „Die Polstersitze sind mit Cord bezogen, die Rücklehnen der Vordersitze lassen sich vorklappen, die Hintersitze sind in Breite und Tiefe so günstig bemessen, dass man volle Bewegungsfreiheit hat und auch dadurch keine Fahrstrapazen spürt“, lautet die zeitgenössische Beschreibung. Die Konstruktion der selbstragenden Karosserie „aus einem Guss“ erhöht darüber hinaus die Sicherheit der Passagiere: Das Dach ist aus einem zusammenhängenden Stück Stahl gefertigt und gibt dem Auto weitere Stabilität; im Bereich des gabelförmigen Frontprofils absorbiert eine Sollbruchstelle bei einem Auffahrunfall einen Teil der Aufprallenergie – die Vorläufer von steifer Fahrgastzelle und Knautschzone sind somit geschaffen.


Multitalent und Vorzeigemodell der 1930er Jahre:
Die zweitürige Opel Olympia Limousine wird zum komfortabel-eleganten und sicheren Reisemobil der Zeit.
Foto: Opel AG

Startschuss für die moderne Automobilproduktion

Die selbstragende Ganzstahlkarosserie macht aber nicht nur das Auto leichter, sicherer und komfortabler, sie erst ermöglichte moderne Fahrzeugfertigung in Großserie. Heute in allen Automobilwerken Standard, war die so genannte „Hochzeit“ zwischen Karosserie und Aggregaten vor 75 Jahren eine Premiere. Zum ersten Mal wurden die komplett vormontierten Achsen und Motoren nicht mehr ins aufbaulose Chassis geschraubt, sondern über hydraulische Hebetische in die von oben an Förderketten herbeigeführten Karosserien hineingehoben. Der gesamte Produktionsablauf geht so schneller und effizienter vonstatten – wirtschaftliche Vorteile, die in Form eines günstigen Preises auch an die Kunden weitergegeben werden. Die zweitürige Limousine und die zweitürige Cabriolet-Limousine sind ab 2.500 Mark zu haben und unterbieten damit das 1,3 Liter Vorläufermodell um satte 450 Mark.

So hat Opel neben dem Verdienst, mit dem Olympia auf einen Schlag die Fahrzeugkonstruktion und den Produktionsablauf revolutioniert zu haben, 1935 einen weiteren Grund zum Feiern: Als erster deutscher Automobilhersteller übertrifft die Marke bei der Jahresproduktion die 100.000-Fahrzeuge-Grenze. Den Namen Olympia tragen nachfolgende Opel-Modellgenerationen noch bis zu Beginn der 70er Jahre und sind Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit.