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Wirtschaftsexperten: Abwrack-Betrug ökonomisch sinnvoll

Dass Autos trotz Umweltprämie ins Ausland verkauft werden, statt sie zu verschrotten, halten Wirtschaftsexperten für wirtschaftlich sinnvoll. „Juristisch ist es natürlich Urkundenfälschung, aber ökonomisch ist es sinnvoll, die Autos illegal ins Ausland zu verkaufen“, sagte Stefan Homburg, Finanzwissenschaftler an der Uni Hannover, der Zeitung „Die Welt“.

Als „Vernichtung von Vermögen“ bezeichnete der Konjunkturexperte Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) die Umweltprämie. „Die Leute dazu zu zwingen, ihre alten Autos zu verschrotten, ist einfach unsinnig“, sagte Scheide der „Welt“. Früher seien Altautos im Wert von fünf bis zehn Milliarden Euro ins Ausland verkauft worden, inzwischen seien es deutlich weniger, so Stefan Homburg.

Wie der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) vermutet, wurden bis zu 50.000 Wagen illegal ins Ausland verkauft. Der stellvertretende BDK-Vorsitzende Wilfried Albishausen sagte dem „ARD-Morgenmagazin“, die Zahl beruhe auf Schätzungen nach etwa 200 Zufallsfunden in Hamburg und Baden-Württemberg. Das Entdeckungsrisiko bei solchen Geschäften sei allerdings gering.

Schärfere Kontrollen gefordert

Inzwischen haben verschiedene Politiker schärfere Kontrollen verlangt. Bundesfinanzmister Peer Steinbrück (SPD) forderte, den möglichen Missbrauch zu prüfen. Wenn dieser belegt werden könne, müssten geldwerte Vorteile möglicherweise wieder eingeholt werden, zitiert die „Welt“ den Minister.

„Wir brauchen eine Soko Abwrackprämie“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Döring der „Bild“-Zeitung. Er forderte mehr Stichproben von Zoll, Kripo und Bafa. Der stellvertretende Unionsfranktionsvorsitzende Hans-Peter Friedrich sagte: „Wer sich am Betrug beteiligt, muss wissen, dass er ohne Gnade verfolgt wird.“ Dem Bericht der „Bild“ zufolge hatte die Zollverwaltung das Bundesfinanzministerium bereits im März auf Betrugsfälle hingewiesen.

Entsorger: Keine substanziellen Belege

Die Verschrottungsbranche hält die Raum stehenden Zahlen für falsch. Als unverantwortlich bezeichnete der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) die Vorwürfe des BDK. Ohne substantielle Belege würden Zahlen von massenhaften illegalen Exporten in die Welt gesetzt.

Die zertifizierten Demontagebetriebe, die allein Verwertungsnachweise ausstellen dürften, garantierten eine ordnungsgemäße Verwertung, heißt es in einer Mitteilung des BVSE. Diese ständen unter ständiger Kontrolle und könnten die Verwertung lückenlos nachweisen. „Schwarze Schafe“ brächten die sauber arbeitenden zertifizieren Betriebe in Misskredit.

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Quelle: KFZ-Betrieb online