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Ein paar Gedanken zur Szene

Von Mario De Rosa

Knapp acht Wochen sind seit den beiden großen Messen Retro-Classics und Techno-Classica vergangen und meine persönliche Bilanz fällt ernüchternd aus. Seit die Ausnahmen in Umweltzonen für H- und 07-bewehrte Oldtimer beschlossen wurden, wiegt sich das oldtimerfahrende Volk offenbar in trügerischer Sicherheit. Anders lässt sich das gravierende Desinteresse an einer Interessensvertretung und den weiterhin latent über uns schwebenden Herausforderungen für die Zukunft nicht erklären. Im selben Maß, wie die Messen Besucher- und Ausstellerzuwächse verzeichnen, schwindet oder stagniert die Mitgliederzahl in den Clubs, dem DEUVET oder der Initiative Kulturgut Mobilität.

Dabei sind die Aufgaben der Zukunft so mannigfaltig wie anspruchsvoll. Zwar hat, gottlob, Umweltminister Gabriel rechtzeitig erkannt wie unsinnig eine 10%-ige Ethanolbeimischung sowohl aus ökologischer als auch ethischer Sicht ist und hat die Einführung für 2009 nun gestoppt, doch nach wie vor droht u.a. das Damoklesschwert der Stickoxide den Old- und Youngtimerfahrern, die Zwangsnachrüstung sicherheitsrelevanter Bauteile, die sonstige Regulierungswut aus Berlin oder Brüssel u.v.m. Aktuell beschäftigt die Szene die Aberkennung des ANF-Status (ANF = nationaler Vertreter des Oldtimer-Weltverbandes FIVA im eigenen Land) des DEUVETs und die Zuerkennung dessen an das FIVA-Neumitglied ADAC. Alleine schon aus vorgenannten Gründen erwächst die Notwendigkeit einer starken Interessensvertretung.

Um diese Notwendigkeit auch nach außen hin zu demonstrieren, haben sich am 6.5.08 in Dortmund die Vertreter des DEUVET, des AvD, der Oldtimer-Markt, der Internetplattform Oldtimer-Info, der Initiative Kulturgut Mobilität sowie Herr Martin Kraut zu einem Strategiegespräch eingefunden und eine strategische Zusammenarbeit vereinbart, unter absoluter Wahrung der Souveränität und Eigenständigkeit eines jeden Kooperationspartners. Einen „Zusammenschluß“, wie in letzter Zeit gelegentlich behauptet wurde, verweise ich an dieser Stelle ganz eindeutig ins Reich der Fabel! Diese Zusammenarbeit soll beweisen, daß es in Deutschland, allen Unkenrufen zum Trotz, sehr wohl möglich ist, die Oldtimerszene zu einen und einen starken Verbund zu bilden, um sich künftigen Herausforderungen zu stellen. In diesem Zusammenhang wird auch dem zwei Mal pro Jahr tagenden Ladenburger Kreis eine besondere Rolle als Gradmesser der Szene zuteil werden. Zur Erinnerung: Der Ladenburger Kreis ist ein Szenegremium, bestehend aus Vertretern des DEUVET, des AvD, des ASC (darunter auch ein Mitglied der FIVA), des DAVC, der Motor-Klassik, der Oldtimer-Markt, des VFV und der Initiative Kulturgut Mobilität sowie Herrn Johannes Hübner. Zwei Mal pro Jahr werden dort aktuelle Szenegegebenheiten diskutiert und Strategien erarbeitet. Hierbei handelt es sich mitnichten um eine „konspirative Runde“, wie vielfach unterstellt wurde, sondern um einen ernsthaft an der Zukunft der Szene interessierten und nach Lösungen strebenden Kreis.

Wir alle müssen erkennen, daß die immer wieder thematisierten Restriktionen und Neuregelungen in der Verkehrs- und Umweltpolitik eines starken Gegenpols durch eine vereinte Szene erfordern. Daher sollte sich jeder Oldtimerfahrer aufgerufen fühlen, sich einer Vereinigung anzuschließen, die seine Interessen wahrnimmt und sie vertritt. Die Initiative Kulturgut Mobilität setzt sich auch in Zukunft dafür ein, einen dauerhaften gesetzlichen Bestandsschutz für alle Oldtimer zu erreichen, denn unsere Veteranen werden in den allerseltensten Fällen Um- oder Nachrüstforderungen erfüllen können. Davon abgesehen, daß diese auch den historischen Charakter des Fahrzeuges zerstören würden. Denn welchen Sinn hat ein ursprünglich mit Vergaser ausgestatteter Verbrennungsmotor, wenn er durch eine Einspritzung und modernem Motormanagement ersetzt wurde? Die historische Authentizität und Identität unserer Oldtimer zu wahren ist oberstes Ziel der Initiative Kulturgut Mobilität. Unserer Ansicht nach ist jegliche Reglementierung des Betriebes unserer Klassiker unnötig und überflüssig. Unsere Veteranen spiegeln den Stand der Technik Ihrer jeweiligen Zeit wider. Daher können Einschränkungen oder technische Neuerungen immer nur auf aktuell entwickelte Fahrzeuge angewendet werden unter Wahrung des Bestandsschutzes des Vergangenen. Die Fortschritte aktueller Automobiltechnik sind ohne die Errungenschaften der Vergangenheit, auf die jeder Fortschritt fußt, nicht möglich. Allein aus diesem Grund ist es unsere Pflicht, die Ingenieursleistungen der Vergangenheit zu bewahren und sie, wann immer sich die Gelegenheit bietet, der Allgemeinheit „live“ und „in Farbe“ vorzuführen, anstatt sie ihnen vorzuenthalten oder gar in modifizierter Form zu präsentieren. Denn dies bedeutete, die Vergangenheit zu leugnen oder die genialen Leistungen unserer Automobilpioniere herabzuwürdigen.

Sollten Sie sich mit dem Vorgenannten identifizieren oder darin wiederfinden, würde ich mich über Ihre Unterstützung sehr freuen.