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Ein Stern strahlt wieder

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Ein Stern strahlt wieder
Die Restauration eines Mercedes-Benz W107-Cabrios


Das Restaurationsprojekt

Thomas Bittl, den Stenzeit-Besuchern als „Turbothomas" bestens bekannt, hat die Restauration seines 280SL in den letzten Jahren „scheibchenweise" als Technik-Beiträge präsentiert. Dabei waren diese Artikel immer nur Nebenprodukte bei dem großen Ziel, die durchgeführten Arbeiten in einem zusammenhängenden Buch zu präsentieren. Unter dem Titel „Ein Stern strahlt wieder - die Restauration eines Mercedes-Benz W107-Cabrios" ist dieses Buch nun im FSB-Verlag erschienen. Systematisch und detailliert werden die meisten Arbeitsschritte dokumentiert und beschrieben.

Aus seinem Berufsleben bringt der Autor langjährige Erfahrung als Projektleiter mit. Sein Buch entspricht nun quasi der Projektabschlussdokumentation. Genau das muss sich der Leser bzw. potenzielle Käufer auch bewusst machen: Es ist eine Dokumentation, wie ein Restaurationsbericht in der „Oldtimer-Markt", nur wesentlich umfassender. Eine Restaurationsanleitung im eigentlichen Sinne ist es nicht.

Schmankerl am Rande: Ganz im Stile eines trockenen Projektberichts startet das Buch mit einer nicht allzu ernst gemeinten kurzen Begriffsdefinition. Zitat (zum Thema oben und unten): „In der Normallage des Fahrzeugs steht das Fahrzeug mit den Rädern auf dem Boden (unten) und oben ist dann die andere Seite."

Thomas Bittl beschreibt im Folgenden sachlich und gut verständlich, was im Rahmen seines Fahrzeugs an Arbeiten angefallen ist. Konkret handelt es sich dabei um einen 280 SL, Baujahr 1984, mit ABS aber ohne Scheinwerferwischwaschanlage. Warum das eine Rolle spielt? Weil Bauteile und Sonderausstattungen, die an besagtem Fahrzeug in tadellosem Zustand oder nicht verbaut waren, eben nicht behandelt werden.

Die Dokumentation

Auf weit mehr als 300 Seiten und rund 550 durchgehend farbigen Abbildungen sind die meisten Arbeitsschritte sorgfältig dokumentiert. Zumindest gilt das für die Arbeiten, die von Bittl selbst durchgeführt wurden und bei denen die Kamera zur Hand war. Bei extern vergebenen Arbeiten, wie beispielsweise der Lackierung, fällt die Dokumentation entsprechend dünner aus. Dies sollte aber bei den Nachahmern kein Problem sein, da auch diese die Lackierarbeiten nur in seltenen Fällen selbst durchführen dürften.

Ausgesprochen hilfreich ist, dass die meisten Bilder um sorgfältige Beschriftungen ergänzt wurden. Die Lage von Bauteilen, die Zuordnung von Schläuchen und Kabeln, all dies wird nachvollziehbar beschrieben und dürfte vielen Schraubern helfen, eigene Arbeiten vorzubereiten oder die Wirkungsweise einzelner Bauteile nachzuvollziehen.

Die einzelnen Kapitel - unterteilt nach Zerlegung und Zusammenbau - folgen chronologisch dem Arbeitsfortschritt. Das bedeutet auch, dass die Baugruppensystematik der Werksunterlagen komplett ignoriert wird. Für die zusammenhängende Lektüre wiederum ist diese Vorgehensweise ganz hilfreich.

Der große Mehrwert des Buchs liegt dabei darin, dass nicht nur die notwendigen Schritte beschrieben werden, sondern auch auf die Probleme, die immer mal wieder aufgetreten sind, eingegangen wird. Fehler sind dazu da, dass man aus ihnen lernt, und mit Hilfe des Buchs haben nun andere Schrauber die Möglichkeit, die gleichen Fehler nicht auch zu machen.

In Form von „Gedanken" bringt Turbothomas regelmäßig auch seine über das eigentliche Werk hinaus gehenden Einsichten zu Papier, so dass die mitunter trockene Materie aufgelockert wird.

Alles hat seinen Preis

Da „Der Stern strahlt wieder" keine hochglanzpolierten Museumsstücke in perfekter Szenerie präsentiert, wird sich das Buch vermutlich nicht in den Bibliotheken der Schönwetter-Fahrer wiederfinden. Es ist - das muss noch mal betont werden - in erster Linie für alle Schrauber interessant, die in nächster Zeit selbst eine (Teil-)Restauration angehen wollen. Dementsprechend ist die Erstauflage auf nur 500 Exemplare angesetzt.

Der hohe Aufwand mit durchgehend farbigen, A4-großen Seiten hat leider seinen Preis: Mit 95 Euro ist das Buch wahrlich kein Schnäppchen, wodurch die Nachfrage wohl leider auch begrenzt bleiben wird. Dennoch ist es Thomas Bittl zu wünschen, dass das Buch die gewünschte Verbreitung findet, damit sich sein Einsatz auch lohnt.

Immerhin: Das Buch ist in Fadenheftung gebunden. In Kombination mit dem festen Hardcovereinband ist davon auszugehen, dass das Buch mehr als eine Restauration übersteht.

Wer sich am Preis nicht stört, erhält ein Buch, das bei der eigenen Restauration einiges an Zeit sparen kann und vielleicht auch den einen oder anderen Fehler vermeiden hilft. Spätestens, wenn Lücken bei der Dokumentation der eigenen Zerlegung kurz und bündig mit Hilfe des Buchs geschlossen werden können, wird mancher Schrauber froh sein, die Investition nicht gescheut zu haben - und hält vermutlich schon in wenigen Jahren ein gesuchtes Sammlerstück in den Händen.

Bezugsadresse

Erscheinen ist „Ein Stern strahlt wieder - die Restauration eines Mercedes-Benz W107-Cabrios" im FSB-Verlag, Postfach 1155, 71571 Allmersbach im Tal, unter der ISBN 978-3-00-024483-4.

Zwischenzeitlich sind von Thomas Bittl nun auch die Bände 2 und 3 erschienen. Die Trilogie wurde somit mit "Heller strahlt der Stern" und "Alternative Antriebe" komplettiert.

Ein Bestellvordruck findet sich unter FSB-Verlag