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Interessanter Vortrag in stimmigem Ambiente

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Gestern, am 18.02.2009, fand der Vortrag über den Afrikareisenden "Paul Graetz" in Stuttgart statt.

Bei eisigem Wetter fanden sich 18 Besucher im hoch gelegenen Waldheim Gaisburg in Suttgart ein. Bei klarer Nacht hatte man einen phantastischen Blick über das Lichtermeer Stuttgarts und so tröstete dieser Anblick über die enttäuschende Resonanz hinweg.

Ganz vergessen machte vorgenannte Resonanz jedoch der hervorragend vorbereitete Referent Carsten Möhle. Kurzweilig, launig und mit großem Fachwissen über das Leben und Wirken Paul Graetz', entführte er uns in eine abenteuerliche Welt, die so manchem von uns, trotz Überschallflug und Globalisierung, nach wie vor fremd ist.

Den vorgestellten Dias konnte man unschwer entnehmen, welche Strapazen der Abenteurer auf sich nahm, um sein Ziel, Afrika von Ost nach West zu durchqueren, zu erreichen. Die ganze Expedition kostete Paul Graetz' sein ganzes Vermögen. Er hatte eine Erbschaft gemacht, die jedoch in der Mitte seiner Reise aufgezehrt war. Geplant waren Gesamtkosten von 75000 Goldmark, letztendlich mußte Paul Graetz die seinerzeit astronomische Summe von 150000 Goldmark aufbringen. Zum Vergleich: Sein Fahrzeug, ein Phaeton der SAF (Süddeutsche Automobilfabrik) Typ Gaggenau, kostete 13000 Goldmark. Ein Betrag, der für einen damaligen Durchschnittsbürger schon jeglichen Rahmen sprengte.

Wir erfuhren, daß Paul Graetz am 10.08.1907 in Dar-Es-Salaam (im heutigen Tansania) unter abenteuerlichen Bedingungen deine Reise begann und statt der anberaumten 60 Tage 630 benötigte und somit am 01.05.1909 in Swakopmund in Namibia sein Ziel erreichte. Daraufhin schrieb er eine Postkarte an die Berliner Zeitung mit dem Hinweis "Bin auf dem Mond angekommen, Paul Graetz" als Trotzreaktion auf einen Bericht derselben vom 12.03.1907 mit den Worten "Ein deutscher Offizier beabsichtigt, Afrika mit dem Automobil zu durchqueren. Er scheint nicht zu wissen, daß es im Hinterland des schwarzen Erdteils weder Benzin noch Öl noch Reifen zu kaufen gib. Der Plan dieses Herrn kommt auf dasselbe heraus, als wolle er eine Reise zum Mond unternehmen...“

Das Fahrzeug mußte aufgrund widriger Umstände in gesamten Reisezeit insgesamt 43 Mal komplett zerlegt und wieder zusammengebaut werden. Meist wegen Überquerung schier unpassierbarer Brücken oder Flüsse. Eine gebrochene Hinterachse wurde mit einem Kanonenrohr ersetzt und auf die Ersatzteile des durch eine Flußdurchquerung unbrauchbar gewordenen Motors mußte Paul Graetz drei Monate warten. Zuerst ging der eigens dafür nach Deutschland zurückgeschickte Chauffeur mit einer Löwendompteurin stiften, dann rückte die SAF die Ersatzteile nicht heraus, da man zwischenzeitlich an die Firma Benz verkauft wurde und schlußendlich sank dann noch das Schiff, welches mit den lang ersehnten Ersatzteilen an Bord mit einem anderen Schiff bei Triest kollidierte.

Der Anekdoten und Geschichten rund um diese Reise gibt es viele. Alle hier aufzuzählen sprengte den Rahmen und nähme etwas vom Flair dessen, was Carsten Möhle auf seinen Vortragsreisen aufbaut. Liebevoll dekoriert mit allerlei Utensil aus Namibia, versucht er auch etwas vom gegenwärtigen Reiz des Landes weiterzugeben.

Wessen Interesse für die Reise des Paul Graetz geweckt wurde, kann sich auf der informativen Internetseite rund um diesen Abenteurer ein bißchen mehr dessen auf den Bildschirm holen, was hier beschrieben wurde. Auch das Buch "Im Auto quer durch Afrika", von Paul Graetz, wird dort vertrieben.

Ein ganz herzlicher Dank geht an Carsten Möhle, der uns allen, und darin waren sich alle einig, einen schönen Abend bereitet hat! (mdr)