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Klimawandel endlich auch auf der Playstation 3

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Aus dem Blog von Johannes Schlörb.

Wer dieses Blog eine Weile verfolgt hat weiß, daß der Autor zwar ein elegantes großes Auto fährt, aber auch, trotzdem oder gerade deshalb zu einer der fürchterlichsten Gattungen Mensch gehört, nämlich zu den sogenannten “Klimaskeptikern”. Diesem Etikett füge ich mich nur der guten Ordnung halber, denn weder bin ich ein Zweifler, noch habe ich Probleme mit dem Klima. Ich staune nur! Und das immer heftiger und in kürzeren Abständen.

Neulich erst fiel mir durch Zufall auf, daß beim eigenen Merchandize-Partner (s. “Markt”) einige erste Textilprodukte des Sortiments neuerdings “klimaneutral” sind - was immer das heißt, außer “kauf mich” auf Grünsprech.

Gerade eben war ich Stöbern auf Amazon, einem der größten “Klimasünder” der Welt, wie ich irgendwann einmal las (Onlinehandel -> erhöhter Stromverbrauch durch Computernetze -> gewaltiger logistischer Versandaufwand -> Dieselabgase -> Klimawandel -> Planet überhitzt und explodiert). Als Besitzer einer Sony Playstation 3 (140W Leistungsaufnahme allein im Ruhemodus -> mal 22 Mio. verkaufter Exemplare -> Atomkraft? Nein, danke! -> Klimawandel -> Planet überhitzt und explodiert) schaue ich hin und wieder nach neuen Spielen, meist Rennspielen, denn ich reagiere meinen Gasfuß vorzugsweise auf der PS3 ab.

Wahlweise sind das Spiele wie “Gran Turismo”, “Burnout Paradise”, “Motor Storm”, “GRID”, der Playstation-Klassiker “Wipe Out” oder im weitergefaßten Rahmen auch “Grand Theft Auto”. Ich liebe sie alle - und ich hasse mich selbst für die Zeitverschwendung. In gewisser Weise schont man aber als Benzinsüchtiger dadurch die Umwelt, denn neben Lärm und Verschleiß bleiben auch die Abgase rein virtuell. Ähnlich wie der Klimawandel…

Nun surfe ich also an einem kühlen Sommernachmittag auf Amazon.de und lese, daß die Spieleschmiede “Codemasters” mit ihrem neuesten Game “FUEL” die unterhaltsamsten Klimawandel-Computermodelle für EUR 57,45 gleich mitliefert. Bislang reichten mir als Kaufargumente die gute Grafik, eine spektakuläre Fahrphysik und die Aussicht, im Wohnzimmer besoffen autofahren zu können. Nun aber ist auch die hysterische Katastrophismus-Komponente im Preis inbegriffen, und der ist bedeutend niedriger als beim Thema Klimawandel sonst üblich!

Originaltext Amazon.de:

“Spektakuläre Unwetter machen jedes Rennen zur Herausforderung
Unvorhersehbare Umweltkatastrophen – hervorgerufen durch den Klimawandel – machen die Rennen zu einmaligen Herausforderungen. Je nach Landschaft sieht sich der Spieler mit Blizzards, Tornados oder Sandstürmen konfrontiert.”

Daß Blizzards, Tornados und Sandstürme im Werbetext zu “unvorhersehbaren Umweltkatastrophen” erhoben werden, haben sie gemein mit Regentagen, Sonnentagen, Wind aus Nordost und Wind aus Südwest in der Wahrnehmung des von nicht nachprüfbaren Klimaprophezeiungen gut lebenden Mojib “die Malediven saufen ab” Latif . Daß aber nunmehr die grafisch spektakuläre Simulation von starkem Wind in einem Konsolenspiel so richtig erst zum Verkaufsschlager werden soll, wenn er “hervorgerufen durch den Kilmawandel” ist, muß selbst auf den unbedarftesten Normalbürger allmählich wie Realsatire wirken. Wer denkt sich sowas aus?

Egal! Was will man mehr als nach Feierabend mit dem Kraftfahrzeug seiner Wahl auf einem riesigen, virtuellen Spielplatz imaginären Windhosen auszuweichen, die durch eben jene virtuellen Verbrennungsmotoren überhaupt erst erzeugt wurden? Eine geniale Spielidee!

Und trotzdem ist es in jeder Hinsicht amüsant! Ein klimaschädliches Produkt (via Amazon und LKW) für ein klimaschädliches Gerät (PS3) wird also dadurch angepriesen, daß man im Spiel den Klimawandel hautnah erleben kann. Der würde so zur “self-fulfilling prophecy” - wenn eben alles nicht so verdammt virtuell wäre. In der Realität bleibt vor allem eines als nachweisbarer Rest vom Weltuntergangs-Szenario: ein riesen Geschäft!

Und ich habe auch noch darin investiert… verdammte Benzinsucht!

Autor: Johannes Schlörb