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Verunglückt am 25. Juni 1939: Rennfahrer Richard Seaman

  • Ein Brite im Mercedes-Benz Silberpfeil-Team der 1930er Jahre
  • Damals einer der vielversprechendsten Rennfahrer
  • Für ihn erfüllt sich ein Traum, als er für Mercedes-Benz fahren darf

Die Ära der klassischen Mercedes-Benz Silberpfeile in den Jahren 1934 bis 1939 ist verknüpft mit dem Rennfahrer John Richard Beattie Seaman. Der Engländer startet am 9. Mai 1937 beim großen Preis von Tripolis zum ersten Rennen mit einem Silberpfeil. Sein letztes fährt er am 25. Juni 1939: Er verunglückt beim großen Preis von Belgien in Spa und erliegt wenige Stunden nach dem Unfall seinen schweren Verletzungen.

Seaman, geboren am 4. Februar 1913, stammt aus einer begüterten Familie der britischen Oberschicht. In deren klassischen Lebensentwürfen hat ein Rennfahrer eigentlich keinen Platz. Doch Richard Seaman, genannt „Dick“, zeigt schon früh starkes Interesse an Autos und setzt seinen Berufswunsch gegen die Widerstände der Eltern durch. Von 1931 an, im Alter von 18 Jahren, nimmt er an Motorsportwettbewerben teil und zeigt erstes Talent. Der junge Mann träumt bald davon, für einen der großen deutschen Rennställe zu fahren. Im Sommer 1936 sagt er: “If I ever get a drive for Mercedes, I shall never drive for anybody else“ („Wenn ich jemals für Mercedes fahren darf, dann fahre nie wieder für jemand anderen“). Der Traum rückt in greifbare Nähe, als der Brite zum Saisonende 1936 ein Telegramm von Alfred Neubauer erhält: Der Rennleiter lädt für November auf den Nürburgring zu Testfahrten ein. Seaman setzt sich gegen 18 Konkurrenten durch und erhält einen von zwei Novizen-Plätzen im Mercedes-Benz Team. Als erstes Rennen bestreitet er am 9. Mai 1937 auf einem Rennwagen vom Typ W 125 den Großen Preis von Tripolis. Seaman erreicht zwar nur den siebten Platz, liegt während des Rennens aber über mehrere Runden an zweiter Position hinter Hermann Lang und vor Rudolf Caracciola.

In den Saisons 1937 und 1938 behauptet Seaman sich im internationalen Renngeschehen. Aber er hat es nicht leicht, als Brite im Deutschland der 1930er Jahre für ein deutsches Team zu fahren und ist immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Als er dann noch eine Deutsche heiratet, kommt es zum Bruch mit seiner Mutter. Zu diesem Zeitpunkt hatte Seaman seinen Lebensmittelpunkt längst nach Deutschland verlegt.

Der 25. Juni 1939 wird zum Schicksalstag für „Dick“ Seaman: Beim Großen Preis von Belgien will er es vor allem dem „Regenmeister“ Caracciola zeigen, denn am Tag des Rennens prasselt schwerer Regen auf die Strecke von Spa-Francorchamps. Er fährt gut: Nach wenigen Runden führt Seaman. In der zwölften Runde liegt er bereits 31 Sekunden vor dem Teamgefährten Hermann Lang. Doch trotz des komfortablen Vorsprungs behält Seaman sein hohes Tempo bei, selbst als der Regen noch stärker wird. Das wird ihm zum Verhängnis. Sein Wagen gerät ins Schleudern, schießt mit rund 200 km/h von der Strecke und prallt gegen einen Baum. Binnen Sekunden steht der Wagen in Flammen. Seaman kann sich nicht aus eigener Kraft aus dem Fahrzeug retten. Als ihn ein mutiger Ersthelfer aus dem Inferno zieht, hat er bereits schwerste Brandverletzungen. Auf der Fahrt ins Krankenhaus scherzt Seaman noch gegenüber seiner Frau, dass er sie heute Abend leider nicht ins Kino einladen könne. Und gegenüber Neubauer gibt er zu, dass der Unfall Folge des viel zu hohen Tempos und damit sein Fehler gewesen sei. Doch die Einsicht kommt zu spät. Dick Seaman, einer der vielversprechendsten Rennfahrer der 1930er Jahre stirbt wenige Stunden nach dem Unfall an seinen schweren Verletzungen.

Lesen Sie mehr über John Richard Beattie Seaman in unserer Rübrik "Historische Mobilität".